Die Tendenz, dass die direkten ausländischen Investitionen ansteigen, setzte sich auch 2019 fort. Angaben der Bulgarischen Nationalbank (BNB) zufolge beliefen sich die Investitionen auf 953.3 Mio. Euro, also um 554 Mio. mehr als 2018. Die größten Netto-Investitionen kamen aus den Niederlanden (422 Mio. Euro), Deutschland (233.7 Mio. Euro) und Großbritannien (168.3 Mio. Euro).
Auf den ersten Blick ist das Wachstum nicht aufsehenerregend. Das ausländische Kapital ist aber auf die Industrieproduktionen und Wirtschaftszweige mit einem hohen Mehrwert gerichtet, die Beschäftigung und Wirtschaftswachstum generieren. Das ist ein Unterschied zu vergangenen Jahren, in denen die ausländischen Investitionen hauptsächlich in den Immobilienmarkt geflossen sind.
Trotz der positiven Tendenz steht vor der bulgarischen Regierung die nicht leichte Aufgabe, das große regionale Ungleichgewicht bei der Verteilung der ausländischen Investitionen zu überwinden. Südbulgarien und die Wirtschaftszonen um Sofia, Plowdiw, Haskowo und Dimitrowgrad sind nach wie vor ein Magnet für die meisten ausländischen Investitionen. Mit Ausnahme der großen Investitionen im Bereich der Automobilherstellung in Wraza (Teklas und MD Electronik), Lovetsch (VOSS Automotiv), Plewen (Leoni) sind die Investitionen in den anderen Regionen Nordbulgariens immer noch unzureichend. Das soll nach dem Bau der Autobahn Hemus und der anderen Straßenverbindungen in diesem Teil Bulgariens anders werden, versprach Premier Bojko Borissow.
Die Infrastruktur ist zweifellos wichtig für die Investoren. Nicht minder wichtig sind aber auch andere Faktoren wie beispielsweise die demografische Struktur. Der abrupte Rückgang der Bevölkerung in manchen großen Gebietszentren und der Arbeitskräftemangel infolge der Migrationsprozesse machen das Heranziehen von Kapital besonders schwer.
Für über 850 Mio. Euro wurden neue Anträge auf Zertifizierung von Investitionsprojekten eingereicht, erklärte die bulgarische Investitionsagentur. Kürzlich wurde in Sofia ein erster Schritt in Richtung einer der größten Auslandsinvestitionen der letzten Jahre getan. Unterzeichnet wurde eine Absichtserklärung zum Bau eines Werks für den Bau von Elektrofahrzeugen mit dem koreanisch-chinesischen Unternehmen Songo Motors und der italienischen Hadid Holding. Beide Unternehmen wollen 200 Millionen US-Dollar in Bulgarien investieren, wodurch voraussichtlich 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen werden.
Das Jahr 2019 wird auch mit dem harten Wetteifern um einen der bedeutendsten Investoren in der Automobilbranche in Erinnerung bleiben. Bulgarien verlor das Rennen um das neue Automobilwerk von Volkswagen an die Türkei. Wegen der militärischen Intervention der Türkei in Syrien stellte der deutsche Autogigant jedoch das Projekt vorübergehend ein. Bulgarien hat nun eine neue Chance, weiter um diesen strategischen Investor zu kämpfen und noch bessere Bedingungen als die ursprünglichen anzubieten.
Die im Ausland lebenden Bulgaren werden sich auch 2019 mit der überwiesenen Summe von 1,17 Mrd. Euro voraussichtlich als der größte Investor in Bulgarien erweisen. 80% oder 833 Mio. Euro kamen aus EU-Staaten und 340 Mio. Euro aus anderen Ländern wie USA, Kanada und der Türkei, wo kompakte Gruppen von Bulgaren leben.
Eurostat zufolgfe bekommen nur 4 EU-Länder mehr Geld von Emigranten – Portugal, Rumänien, Polen und Kroatien.
Übersetzung: Georgetta Janewa
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