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Der in Amerika geborene Eric Alexiev kehrt zu seinen bulgarischen Wurzeln zurück

| aktualisiert am 29.03.20 um 09:33
Foto: Archiv

Immer mehr Bulgaren entscheiden sich, nachdem sie viele Jahre im Ausland gelebt haben, nach Bulgarien zurückzukehren, um eine neue Seite in ihrem Leben aufzuschlagen. Einer von ihnen ist der 25-jährige Eric Alexiev, der eine ganz persönliche Mission hat. Er möchte mehr über seine Herkunft und die Vergangenheit erfahren und das Erbe seiner namhaften Familie für die Zukunft erhalten.

Eric ist der in Kalifornien geborene Enkel des während des Dritten bulgarischen Königreichs sehr populäre bulgarische Maler, Karikaturist und Verleger Rajko Alexiev.

Rajko Alexiev wurde 1893 in Pazardschik in einer Familie geboren, deren Wurzeln bis nach Griechenland reichen. Sein Interesse galt der Literatur und der darstellenden Kunst. Zu Beginn seiner Kariere arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Später schrieb und zeichnete er für die Seite „Lachen und Scherzen“ der Zeitung „Sora“. Dort veröffentlichte er Fragmente seines Werks „Lustige Geschichte der Bulgaren“, wo sein besonderes literarisches Talent zum Vorschein kam. Darin schilderte Rajko Alexiev die gesellschaftlichen und politischen Schrullen, die er als Zeitzeuge erlebte.

Von 1932 bis zu seinem Tod 1944 schrieb und illustrierte Rajko Alexiev die Zeitung „Sturez“, die selbst während des 2. Weltkrieges erschien und populär war.

Die Karikaturen, die Rajko Alexiev zeichnete, und seine spitzzüngige Sprache gefielen aber den neuen kommunistischen Machthabern nicht und so wurde er 1944 verhaftet. Sein Tod ist bis heute ungeklärt. Sein Enkel, Eric Alexiev vermutet, dass ihm einige Karikaturen von Stalin zum Verhängnis geworden sind.

„Er hat sich über Stalin, die Sowjetunion und das kommunistische Regime lustig gemacht und war nicht der Meinung, dass es das richtige gesellschaftliche Modell für die Menschen war.“

Eines der Ziele des jungen Nachfolgers der Familie Alexiev ist, seine Sprachkenntnisse in Bulgarisch zu verbessern. Da der Großteil der Werke seines Großvaters nicht in englischer Sprache übersetzt ist, möchte er dafür sorgen, dass zumindest ein Teil dem breiten Publikum in der Sprache Shakespeares bekannt gemacht wird.

Es wäre interessant zu erfahren, welches Schicksal die Zeitung „Sturez“ heute haben würde, in einer Zeit, in der die Karikatur als Ausdrucksmittel weiterhin unbequem ist und die Redefreiheit immer mehr eingeschränkt wird.

„Ich denke, dass die Menschen von den Regierungsparteien müde geworden sind und das nicht nur in Bulgarien. In gewissem Sinne heben die Karikaturen ihre Stimmung an“, sagt Eric Alexiev, der überzeugt ist, dass die Zeitung seines Großvaters heute genauso unbequem wäre wie damals.

„Ich denke aber, dass die gegen den Autor unternommenen Schritte nicht so drastisch wären, wie damals gegen meinen Großvater.“

Trotz der Warnungen, Bulgarien zu verlassen, so lange das noch möglich ist, glaubte Rajko Alexiev bis zuletzt nicht, dass er mit seiner Arbeit etwas Unrechtes getan hatte, womit er das schreckliche Schicksal verdient hat, das ihm widerfuhr. Er hat sein Land geliebt und an seine gute Zukunft geglaubt. Genau diese Gefühle empfindet heute auch sein Enkel Eric Alexiev und fühlt sich dem Nachlass seines Großvaters und der Familie verpflichtet.

Zum ersten Mal kam er 2013 nach Bulgarien und bereiste mit seiner Familie das Land. Drei der Orte, die er damals besuchte, sind zu seinen Lieblingsplätzen geworden – Weliko Tarnowo, Melnik und Sosopol.

Durch den großen Einfluss seines Vaters, Alex Alexiev (1941-2019), Experte für globale Sicherheit, hat er Bulgarien innig in sein Herz geschlossen und eine starke emotionale Verbindung aufgebaut. Die Heimatliebe, die ihm in die Wiege gelegt wurde, hat es nicht erlaubt, eine solche Verbindung zu Kalifornien aufzubauen, wo er groß geworden ist.

Seit April vergangenen Jahres lebt Eric Alexiev in Bulgarien, beschäftigt sich mit der Erforschung und Aufarbeitung des Erbes von Rajko Alexiew und arbeitet für die Internetplattform https://bulgariaanalytica.org, die sein Vater gegründet hat.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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