Der 13. Mai ist der letzte Tag vom Ausnahmezustand. Er wurde genau vor zwei Monaten eingeführt, um die Verbreitung von Covid-19 im Land zu begrenzen. In einem Interview für Radio Bulgarien definierte einer der führenden Immunologen unseres Landes, Dr. Bogdan Petrunow, die Maßnahmen gegen die Epidemie als „rechtzeitig getroffen“ und „angemessen“.
Inwieweit spielten diese Beschränkungen eine Rolle für den Schutz der bulgarischen Bevölkerung? Welche Bilanz zieht vor dem Hintergrund der widersprüchlichen Stimmung in der Gesellschaft und der Theorie über die so genannte Herdenimmunität der Immunologe heute.
„Hier werden zwei Tendenzen gegenübergestellt. Die eine ist, die Menschen nicht einzuschränken. Sie sollten sich in Etappen infizieren, sterben oder überleben. Doch es ist absurd so zu denken. Ein Beispiel für eine solche Vorgehensweise ist Schweden – ein wirtschaftlich hoch entwickeltes Land mit einem stabilen Gesundheitssystem. Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom 11. Mai zufolge rangiert Schweden jetzt an vorderen Plätzen was die Infizierung mit COVID-19 und die damit zusammenhängende Sterberate von 12% betrifft. Weltweit erreichte die Sterberate mehr als 5%, in Italien und Spanien sogar 14%-15%. Das beweist, dass dieses Modell, der Krankheit ihren Lauf zu überlassen, zu einer höheren Sterberate führt. Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass die in Bulgarien getroffenen Epidemie-Maßnahmen richtig waren. Das ist die andere Tendenz, die wir auch künftig befolgen müssen – die Kontakte einzugrenzen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verlangsamen. Der Lockerung der Epidemie-Maßnahmen stehe ich deshalb zurückhaltend gegenüber. Die Öffnung der Parks ist richtig. In den Bergen zu wandern auch, aber alles andere muss etappenweise und bei täglicher Einschätzung der epidemiologischen Lage erfolgen“, erklärt Dr. Bogdan Petrunow.
Darüber, dass wir die Pandemie in Griff und unter Kontrolle haben, können wir nur dann sprechen, wenn ein Impfstoff oder effektive Heilmittel vorliegen, sagte er weiter. Es wurden zwar Impfstoffe entwickelt, doch sie müssen erst getestet werden. Ohne dass ihre Unschädlichkeit und Effektivität erwiesen ist, können sie von den Institutionen, die sich mit ihrer Zertifizierung befassen, nicht freigegeben werden.
Das SARS - CoV 2-Virus unterscheidet sich zu rund 25% von dem des SARS–CoV, das 2002 in Erscheinung getreten ist. Das bedeutet, dass es weiter mutieren wird, wenn auch langsam. „Selbst, wenn wir davon ausgehen, dass der beste Impfstoff gefunden wird, bleibt der Mechanismus unklar wie er zu einer Immunität führen wird“, ist Dr. Petrunow kategorisch und fügt hinzu, dass immer noch nicht erwiesen ist, wie der Aufbau von Antikörpern schützen kann.
„Bisher beweisen die Antikörper nur, dass diejenige Person krank war. Darüber hinaus produziert der Impfstoff Antikörper nicht nur in Körperflüssigkeiten, sondern auch auf zellulärer Ebene. Wir wissen jedoch sehr wenig darüber, wie der Impfstoff die zelluläre Immunität fördern und ob er führend sein wird. Gleiches gilt für die Medikamente. Es ist großartig, dass ein bulgarisches Team Moleküle entwickelt hat, die erfolgreich in der Behandlung eingesetzt werden können, aber zu behaupten, dass wir ein Medikament haben, ist nicht ernst."
Einer Untersuchung von US-Forschern zufolge soll es in den osteuropäischen Ländern, in denen die BCG-Impfung fortgesetzt wird, zu weniger Sterbefällen infolge von COVId-19 gegeben haben im Vergleich zu den westlichen Ländern, in denen diese Impfung eingestellt wurde.
BCG-Impfungen werden in Bulgarien seit 1953 hergestellt und in über 100 Ländern vertrieben. Dr. Petrunow behauptet, dass sie weltweit zu den Besten gehören. Eine wenig bekannte Tatsache ist, dass der italienische Professor Vittorio Collisi gefordert haben soll, auf der Grundlage der bulgarischen BCG-Impfung einen Impfstoff gegen Aids und Hepatitis für die Stärkung der Immunität zu entwickeln.
Außerdem sei wissenschaftlich erwiesen, dass der bulgarische Impfstoff am stärksten die Immunität der Zellen stärkt. „Seine Wirkung hemmt nicht nur die Entwicklung von Krankheitserregern, sondern auch von Tumorzellen“, erklärt Dr. Petrunow. In diesem Zusammenhang betont der Immunologe ausdrücklich, dass die Stärkung der Immunität als Prävention nur bei gesunden Menschen vorgenommen wird.
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