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Die Filmmusik - Freiheit und Herausforderung

Petar Dundakov
Foto: Archiv

Es wird behauptet, dass die beste Filmmusik jene ist, die der Zuschauer nicht wahrnimmt, sondern durch die Charaktere, ihre Handlungen und emotionalen Zustände erlebt. Diese, auf den ersten Blick eigenartige Behauptung, teilt auch der bulgarische Komponist Petar Dundakov, der in den letzten Jahren für 20 Filme die Musik komponiert und somit eine reiche Erfahrung gesammelt hat.

Petar Dundakov hat an der Sofioter Universität Philosophie studiert und am Codarts Conservatorium Rotterdam Komposition. Davor hat er jahrelang bei bekannten bulgarischen Musikpädagogen Klavierunterricht genommen. In den 1990iger Jahre war er Mitglied der Gruppe „Herzen von Tibet“ und war Produzent. Seinen ersten Auftrag, Filmmusik zu schreiben, erhielt er 2004.

„Ich war noch Student in den Niederlanden als ich eingeladen wurde, die Musik zum Film „Unser anderes mögliches Leben“ mit den bekannten bulgarischen Schauspielern Iwan Iwanow und Wanja Zwetkowa zu schreiben. Ich war für die Ferien nach Bulgarien gekommen und hatte ungeheure Zweifel, ob ich es schaffe, da ich keinerlei Erfahrung hatte“, erinnert sich Dundakov und fügt hinzu, dass es wichtig ist, die Musik mit der Geschichte zu verbinden, die der Film erzählt. Eine Rolle spielt dabei natürlich auch die musikalische Ausbildung und die Fähigkeit, mit den verschiedenen Musikstilen zu arbeiten.

„Die Filmmusik ist für mich die vollkommene Freiheit und eine Herausforderung, auf einem Niveau zu sein, auf dem man verstanden werden kann. Ich nenne es "Musik mit Bildern".

Musik für einen konkreten Film oder ein Film mit fertiger Musik. Jeder Künstler hat seine eigene Arbeitsweise. Petar Dundakov bevorzugt es, wenn es schon Filmmaterial gibt, mit dem er arbeiten kann. Sehr wichtig ist für ihn der Kontakt zum Regisseur.

„Letztendlich entwickelt der Komponist die vom Regisseur geschaffene Welt auf unabhängige Weise weiter, ohne sich selbst in den Vordergrund zu rücken. Selbst in der unabhängigen Musik, die ich schreibe, ist mir das Bild immer wichtig, aber nicht das wörtliche, sondern das, was eine Gelegenheit für eine tiefere Metapher schafft.“

Vor ca. 2 Jahren war die Premiere des Films „Erhebung“ des Regisseurs Wiktor Bozhinow nach dem gleichnamigen Roman von Milen Russkow. Das ist einer der erfolgreichsten Filme der jüngeren Zeit und einer der wenigen, deren Filmmusik von einem klassischen Orchester aufgenommen wurde.

Originalmusik aus dem Spielfilm „Erhebung“

„Es war ein sehr ehrgeiziges Projekt für uns alle, in dem niemand in diesem Moment weder Kraft noch Talent noch Mittel verschont hat, um das Maximum aus sich herauszuholen", unterstreicht Petar Dundakov und fügt hinzu, dass ihn dieser Film als Komponist weit nach vorn gebracht hat.

„Was wir damals als Produktionsqualität einschließlich der Musik erreicht haben, ist für viele bulgarische Filme leider nicht zum Standard geworden. Das Problem liegt nicht bei den Künstlern, sondern in der kulturellen Situation in unserem Land“, bedauert Dundakov und erzählt, dass er schon als Kind mit der Künstlerwelt verbunden war und sogar in einem Film mitgespielt hat. Durch seinen Vater, den Bildhauer Russi Dundakov, konnte er Schöpfer verschiedener Generationen kennenlernen und schätzt insbesondere die Musik von Stefan Pironkow, Kiril Cibulka, Bozhidar Petkow, Kiril Dontschew. Fast alle alten bulgarischen Filmen zählt Dindakow zu seinen Lieblingsfilmen und ist von ihrer Musik fasziniert. „Alles hatte damals seinen Platz. Es geht nicht um Nostalgie. So war halt die Kultur damals“, sagt der Künstler.

„Wir leben jetzt in einer Situation, in der wir angeblich näher an einigen Geschäftsmodellen sind. Gleichzeitig aber bewegt sich die "Unterhaltungsindustrie" zwischen "wünschenswerter Unterstützung" durch den Staat und privaten Sponsoren. Das schafft eine besondere Situation, in der sich die Künstler selbst ständig fragen, mache ich Unterhaltung oder schaffe ich etwas zutiefst Originelles. Wir haben das Gleichgewicht nicht gefunden. Die bulgarischen Filme aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sowohl im Kino als auch in der Musik tiefe Spuren hinterlassen. Leider verblasst die Erinnerung an diese Werke immer mehr.“

An dieser Stelle wollen wir an emblematische Filmmelodien und Hits erinnern wie „Menschen und Straßen“ aus „Der Junge geht“, „Zwei“ aus „Das Ziegenhorn“, „Wo ist die Kindheit geblieben" aus „Krieg der Igel“, „Wir bleiben“ aus „Namenlose Band“, „Eid" aus „Gestern“,  Suite aus Filmmusik, komponiert von Willi Kasassjan.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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