Der heutige Weltverbrauchertag (WCRD), der seit 1962 ein Aktionstag der internationalen Verbraucherorganisation „Consumers International“ ist, wird in Bulgarien erst seit 1991 vermerkt. In den vergangenen 30 Jahren hat der Bulgare seine Einkaufsgewohnheiten grundlegend verändert. Die meisten Käufer interessieren sich nicht nur für den Preis und die Dienstleistungen, sondern auch für die Qualität und des Renommee der Händler und Hersteller. In diesem Jahr steht der Aktionstag unter dem Motto des Kampfes gegen die Kunststoffabfälle und ihre negativen Auswirkungen auf die Natur.
Die globale Pandemie im Jahre 2020 hat den bulgarischen Verbraucher vor neue Herausforderungen gestellt.
Sehr viele Waren und Dienstlistungen sind nun vor allem Online erhältlich. „Ohne Erfahrungen auf diesem Gebiet zu besitzen, haben sich die Menschen auf den Online-Handel gestürzt, der jedoch auch eine Reihe von Risiken birgt, verursacht von illoyalen Händlern“, sagt Bogomil Nikolow, Geschäftsführer der Vereinigung „Aktiver Verbraucher“.
„Angst ist der ideale Nährboden für Produktschwindel. Es werden nun viele verschiedene Artikel und Dienstleistungen angeboten, die angeblich das Coronavirus erfolgreich bekämpfen, oder sogar eine Infektion heilen würden. Der jüngste Fall war eine Hypnose, die bei einer Covid-19-Erkrankung eine Genesung herbeiführen solle“, erzählt Nikolow und betont, dass insbesondere Neulinge im Internethandel Opfer von Betrug werden. Risikobehaftet seien insbesondere Informationen in den sozialen Netzen und Seiten für Kleinanzeigen sowie ausländische Produktangebote, vor allem aus Nicht-EU-Ländern. „Man sollte stutzig werden, wenn keine Kontaktadresse des Händlers angegeben wird. Jeder, der im Internet einkauft, sollte vor dem Kauf den Verkäufer überprüfen. Die Ware kann man immer zurückschicken; man muss aber die Adresse des Händlers kennen. Der Käufer muss äußerst vorsichtig sein und nicht auf jedes Angebot reagieren, sondern gut abwägen. Leider ist man in Bulgarien allgemein der Ansicht, dass alles, was zum Verkauf angeboten, auch überprüft ist. Die Kontrollorgane sind aber kein „allsehendes Auge“ und können nicht allen Unrechtmäßigkeiten vorbeugen. Der „Chefinspektor“ im Leben ist letztendlich der Verbraucher selbst.“
Einen großen Schritt in Richtung wirksamen Verbraucherschutz sehen die Experten im Gesetz über den digitalen Inhalt, verabschiedet vor kaum einer Woche. Nun kann auch die Software der gehandelten Produkte beanstandet werden, was bisher nicht möglich war, präzisierte Bogomil Nikolow.
Das größte Problem bestehe jedoch momentan darin, wie die Gelder für gebuchte Urlaubsreisen, die wegen der Pandemie ins Wasser gefallen sind, wieder zurückerstattet werden können.
„Dieses Problem besteht bereits seit einem Jahr. Die Kunden haben Voucher erhalten; einige haben sie bereits genutzt, die meisten jedoch nicht, doch das Problem ist geblieben und wird nur auf die lange Bank geschoben. In diesem Sommer werden sicher weitere Kunden hinzukommen, die ihr Geld zurückerhalten wollen. Ich persönlich sehe keinen Ausweg. Laut Angaben der Reiseveranstalter müssen sie an ihre Kunden insgesamt 150 Millionen Lewa (ca. 77 Mill. Euro) zurückerstatten. Die gesetzliche Frist dafür läuft etwa Mitte Mai ab. Eine mögliche Lösung wäre die Gewährung einer staatlichen Hilfe. Der Staat hat aber die Reiseveranstalter bereits mit 49 Millionen Lewa (ca. 25 Mill. Euro) bedacht. Es wurden aber keine Garantien gegeben, dass diese Gelder für die Entschädigung der Kunden verwendet werden. Die Einrichtung eines Garantiefonds wäre angebracht, wie es in den meisten anderen europäischen Ländern der Fall ist.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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