Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Bulgaren feiern heute Palmsonntag

Foto: BGNES

Der Palmsonntag ist in Bulgarien ein beliebter und langerwarteter Feiertag. Er folgt unmittelbar dem Lazarustag und nach ihm kommt eine Woche später die Auferstehung Christi. Auf Bulgarisch nennt sich der Palmsonntag „Zwetnitza“ - zu Deutsch „Blumentag“ und an ihm feiern vor allem jene, deren Namen sich von Blumen ableiten.

Die orthodoxe Kirche begeht ihrerseits den Einzug von Jesus Christus in Jerusalem.

„Es sind viele Jahrhunderte seit jenem denkwürdigen Tag vergangen, doch das Echo der Lieder, mit denen der Herr in Jerusalem begrüßt wurde, ist immer noch zu vernehmen. „Gesegnet sei er, der da kommt im Namen des Herrn!“ Und wenn irgendwo jemand diesen Gesang zu ersticken versucht, wie es die Pharisäer taten, werden ihn sicher die Steine anstimmen, wie es Gott gesagt hat. Er bringt Frieden und Freude...“, schrieb Bischof Hilarion anlässlich des Festtags.

Christus wurde in Jerusalem mit Palmenzweigen begrüßt. Die Christen in den nördlichen Breiten, in denen es keine wildwachsenden Palmen gibt, benutzten bei den jährlichen Feiern anstatt der Zweige von Palmen solche von Weidenbäumen. Bis heute werden am Palmsonntag in den orthodoxen Kirchen Hunderte an Weidenzweige gesegnet, mit denen die Gläubigen beschenkt werden. Daher wird der Palmsonntag in Bulgarien auch „Weidensonntag“ genannt.

Die Weidenzweige spielen aber auch in den Volksbräuchen eine Rolle, die an diesem Tag gepflegt werden. Die Mädchen flochten Kränze aus ihnen, die sie in den nahen Fluss warfen. Man glaubte,  dass wessen Kränzchen am schnellsten davongetragen wurde, noch im selben Jahr heiraten sollte. Die Frauen bereiteten ihrerseits die speziell für diesen Tag verwendeten Ritualbrote zu. Am Palmsonntag wurden die Haustiere auf die Weiden getrieben und zwar mit Weidenruten. Um die Gärten herum steckte man wiederum Weidenzweige in die Erde, was die Nutzpflanzen vor Maulwürfen bewahren sollte. Bis heute hängen sich die Bulgaren Weidengebinde an die Eingangstür oder stellen einige Zweige in den Hausalter. Diese werden so lang wie möglich aufbewahrt, weil sie nach altem Glauben dem Haus und seinen Bewohnern Gesundheit und Glück bescheren. Früher verwendete man diese Zweige auch gegen bösen Zauber und verschiedene Krankheiten. Man glaubte ferner, dass man Stürme und Hagelschauer abwenden könnte, wenn man durch solch ein Weidenkränzen, das zu Palmsonntag geflochten worden ist, zu den Gewitterwolken im Himmel schaut.

Viele alte Vorstellungen in der bulgarischen Folklore stammen noch aus heidnischer Zeit. Es ist der Glaube überliefert, dass die Weiden in Verbindung mit den Gottheiten der Unterwelt und dem Jenseits in Verbindung stünden, in dem die Ahnen leben würden. Die Weide ist aber auch ein Symbol des Frühlings und der nach dem Winter erwachenden Natur. Das gilt auch für alle Blumen, die am Palmsonntag bereits blühen.

Der Palmsonntag fällt in die Fastenzeit vor Ostern, doch die Bedeutung dieses Fests ist so groß, dass auf die Festtafel auch Fisch kredenzt werden darf, was auch von der Kirche gestattet wird.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: BGNES



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Maskeradenspiel Surwa im Herzen von Pernik

In Pernik beginnt heute um 18:00 Uhr Ortzeit das 30. Festival der Schembartläufer „Surwa“, das größte Maskeradenspiel auf dem Balkan. In den nächsten drei Tagen werden Tausende von Schembartläufern durch die Stadt defilieren. Zum Fest reisen auch..

veröffentlicht am 26.01.24 um 11:16

Der Messerschmied Iwan Kjupow gibt uns am Tag des Heiligen Johannes Einblick in sein Handwerk

Wissen, Hingabe und viel harte Arbeit sind nötig, um ein gutes Messer herzustellen, sagt Iwan Kjupow aus dem Dorf Krupnik (Südwestbulgarien). Der 35-jährige Mann hat das Handwerk nicht von seinen Vorfahren übernommen. Schon als Kind war er aber..

veröffentlicht am 07.01.24 um 09:15

Fast 350.000 Bulgaren feiern heute ihren Namenstag

Am 7. Januar ehren wir den Heiligen Johannes und 347.534 Landsleute feiern heute ihren Namenstag. „Iwan ist ein Titel, kein Name“, sagt unser Volk über den häufigsten Namen in unserem Land, der „Gnade Gottes“ bedeutet.  Fast in jeder Familie gibt..

veröffentlicht am 07.01.24 um 08:10