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Lubomir Gospodinov: Gern würde ich wieder in meiner Heimat spielen

Foto: Privatarchiv

„Ich liebe Bulgarien, mir fehlt unsere schöne Natur und selbst die bulgarische Mentalität“, sagte Lubomir Gospodinov, dessen Berufsleben seit drei Jahrzehnten mit Wien in Verbindung steht. Er ist ein bemerkenswerter Klarinettist, Saxophonist, Komponist und Leiter verschiedener musikalischer Formationen. Gospodinov ist den Musikfreunden in Europa und den USA kein Unbekannter; die Musikkritiker vergleichen sein Saxophonspiel mit dem des legendären Wayne Shorter und sind von den unregelmäßige bulgarischen Taktarten und seinen feurigen Interpretation beeindruckt. Obwohl der Musiker seine Verbindung zu seiner Heimat nie abgebrochen hat, ist er in Bulgarien vor allem seinen Musikerkollegen bekannt.

Als er nach Österreich fuhr, war er fest davon überzeugt, dass es nur für eine kurze Zeit sein werde. Damals war er Student an der Nationalen Musikakademie „Pantscho Wladigerow“, hatte aber bereits einen Sohn und Bulgarien befand sich in einer schweren Wirtschaftskrise. Gospodinov brach jedoch sein Studium nicht ab und pendelte zwischen Sofia und Wien hin und her, bis er sein Studium in der Klasse von Prof. Sawa Dimitrow beendet hatte. In Wien setzte er dann sein Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst bei Prof. Peter Schmidl fort, der ein anerkannter Interpret und Pädagoge ist. Danach ging für Gospodinov einer seiner Träume in Erfüllung:

„Ich spiele seit langem Saxophon und ich habe einen Hang für den Jazz“, verriet uns der Musiker. „Nachdem ich eine solide klassische Musikausbildung erhalten hatte, beschloss ich, mich näher dem Saxophon und dem Jazz zu widmen und setzte an der gleichen Universität meine Ausbildung bei Prof. Martin Fuss fort. Ich liebe das Instrumentalspiel sehr, schreibe recht viel Musik und beteilige mich an den verschiedensten Projekten. 2013 gewann eines meiner Stücke, gespielt vom Klock-Trio, mit dem ich damals auftrat, auf der New York Jazz Competition einen vierten Platz.

Ich unterhalte weiterhin enge Verbindungen zu befreundeten Musikern in Bulgarien, darunter den Klarinettisten Rossen Idealow sowie Theodossij Spassow, mit dem ich zusammen an einem gemeinsamen Projekt (Trio Gatanka) arbeite und bereits eine CD am Bulgarischen Nationalen Rundfunk produziert habe. Ich denke, dass das Niveau der Instrumentalisten in Bulgarien ausgesprochen hoch ist.“

Noch vor etwa einem Monat betätigte sich Lubomir Gospodinov als Pädagoge gleich an mehreren musikalischen Lehreinrichtungen in Wien, doch der Fernunterricht sagt ihm überhaupt nicht zu. Aus diesem Grund lässt er das Unterrichten für eine Weile sein, setzt aber die Arbeit mit ehemaligen Schülern fort, die mittlerweile in verschiedenen Teilen der Welt wirken – von Europa bis nach China. Auch das Komponieren hat er nicht aufgegeben:

„Ich arbeite mit den verschiedensten Musikanten und an einigen Jazz-Projekten. In den USA spiele ich mit Errol Rackipov – einem hervorragenden Perkussionisten und sehr interessanten Komponisten. Mit der Errol Rackipov Band haben wir zwei CDs produziert. An der einen beteiligte sich der Gitarrist Hristo Vitchev und an der anderen der Kontrabassspieler Peter Slavov Jr., der ebenfalls in den USA lebt. Ich reise verhältnismäßig oft dorthin und wir geben etliche Konzerte. Mit gefällt die Musik von Errol sehr; mit seiner Band treten wir auf Festivals und in Jazzklubs auf und gaben ein Konzert mit einem Symphonieorchester in einem riesigen Saal… Das Projekt „9“ liegt mir aber besonders am Herzen. Es nennt sich so, weil wir unregelmäßige Rhythmen spielen und außerdem spielt die 9 für mich eine große Rolle. Vor jedem Konzert erläutere ich dem Publikum, was sich hinter den unregelmäßigen Taktarten verbirgt, dass sie vor allem auf dem Balkan und speziell in Bulgarien verbreitet sind usw.“

Außer in Europa und den USA, hat Lubomir Gospodinov auch in Südamerika und Asien Konzerte gegeben. Mit Wehmut muss er aber gestehen, dass er die wenigsten Auftritte in seiner Heimat Bulgarien hat:

„Ich liebe Bulgarien sehr“, sagt er im gleichen Atemzug. „Je mehr ich der Heimat fern bin, desto größer wird mein Wunsch zurückzukehren. Ich bin in Bulgarien aufgewachsen; der „Westen“ ist eine ganz andere Welt. Aus diesem Grund fahre ich sobald es geht immer nach Bulgarien. Ich habe nach Konzertmöglichkeiten gesucht, bislang hat jedoch keiner auf meine E-Mails und Anrufe reagiert. Im vergangenen Jahr habe ich mit dem österreichischen Trio „Kinti“ eine kleine Tournee unternommen, die wir selbst finanziert haben. Uns war an dieser Tournee sehr gelegen und im Endeffekt hatte sie Erfolg. Das war das erste Mal, dass ich in Bulgarien aufgetreten bin, wenn man meine Auftritte in verschiedenen Sofioter Klubs nicht mitrechnet.“

Lubomir Gospodinov hat keineswegs seine Idee aufgegeben, vor größerem Publikum in Bulgarien zu spielen. Auch will er Konzerte in vielen anderen Ländern geben…

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Privatarchiv


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