„Ich bereite meine Schüler auf die Bühne vor und freue mich dann über ihren Erfolg. Ich selbst bin selten Solistin, arbeite aber weiter an meiner Selbstvervollkommnung. Für mich stand die Familie immer an erster Stelle“. Mit diesen knappen Worten resümiert Gergana Wlatschkowa ihr Leben zwischen Arbeit in Deutschland und Ferien in der Heimat. Sie blickt auf eine über 30jährige Erfahrung als Dirigentin von Akkordeonorchestern an mehreren Musikschulen in Berlin zurück und hat renommierte deutsche Auszeichnungen erhalten. Und ihre Zöglinge haben internationale Preise in Frankreich, Italien und anderen Ländern gewonnen. Das, was alle von Gergana Wlatschkowa geleiteten Ensembles aber auszeichnet ist, dass sie alle wunderbar bulgarische Musik spielen – von klassischen Stücken bis zu Folklorearrangements.
Sie ist zusammen mit ihrem Ehemann, dem begnadeten Trompeter Kiril Wlatschkow, nach Deutschland gezogen. Kennengelernt haben sie sich auf einer Tournee – Gergana Wlatschkowa war Teil des Gesangstrios „Objektiv“ und ihr künftiger Ehemann war im Orchester. Sie sagt, dass sie das Talent von ihrem Vater geerbt hat, der Musiker war und im Blasorchester der Luftstreitkräfte gespielt hat.„Meine ersten Kontakte mit der Musik sind mit ihm verbunden. Ich erinnere mich noch an die Konzerte des Orchesters im Borissowgarten, im Militärklub... Mein Vater sah, dass ich eine musikalische Begabung habe und brachte mich im Alter von 10 Jahren zum Palast der Pioniere. Dort begann ich Akkordeonunterricht zu nehmen, von dem ich allerdings nicht viel gelernt habe. Ein Jahr später trat ich aber dem Akkordeonorchester bei und das wurde dann mein Schicksal. In der Schlager-Abteilung des Konservatoriums (heute Nationale Musikakademie „Pantscho Wladigerow“) habe ich bei Georgi Galabow studiert – er war ein einzigartiger Mensch und Pädagoge, dem ich viel zu verdanken habe.
In das Trio „Ojektiv“ ist Gerganga Waltschewa durch einen Zufall gekommen. Ihre Freundin Margarita Gradewa sang im Trio die dritte Stimme und stellte sie Nikolaj Kujumdschiew vor – Komponist, Arrangeur und Gründer der Band, der zu jener Zeit eine Sängerin für die zweite Stimme suchte. Es folgten viele Konzerte, Reisen, Aufnahmen.
„Es gab viele gute Moment, die interessant und aufregend waren, aber das war nicht meine Welt. Ich reise nicht gern und habe meine Familie vermisst “, gesteht Gergana Waltschewa. Sie heiratete, verließ das Trio und begann kurz nach der Geburt ihres Sohnes in einem Volkskulturhaus in Sofia zu unterrichten.
„Mein Lehrer Georgi Galabow fragte mich, ob ich vier Kinder auf das Ende des Schuljahres vorbereiten könnte. Ich stimmte zu und fand mich im September mit einer riesigen Klasse wieder. Es gab immer Menschen in meinem Leben, die mir die Hand gereicht haben. Ich hatte keine Hindernisse. Erst recht nicht in Deutschland. Wenn man in diesem Land wirklich arbeiten möchte und etwas zu geben hat, wird man auf jeden Fall Unterstützung erhalten. Das Spielen im Ensemble hat viele spezifische Besonderheiten, die ich kenne, und das hat sich als meine Stärke erwiesen. Ich habe mir den Ruf einer sehr guten Dirigentin und Arrangeurin von Akkordeonorchester erarbeitet und etliche Auszeichnungen erhalten. So hat mich beispielsweise der „Harmonika Verband Deutschland“ mit dem Preis „Silberner Dirigentenstock“ geehrt.
Ich hatte gute Schüler. Nach der Vereinigung Deutschlands haben wir an einem internationalen Wettbewerb in Frankreich teilgenommen. Soviel ich weiß, sind wir das erste Ostberliner Akkordeonorchester gewesen, das ins Ausland gereist und eine Auszeichnung erhalten hat. Später wurden wir als Vertreter Berlins zur Teilnahme am renommierten Deutschen Festival der Amateurensembles entsandt, haben uns an einem Wettbewerb in Italien beteiligt und sind auch von dort mit einer Auszeichnung zurückgekehrt“, erinnert sich Gergana Wlatschkowa.
„Ich hatte insgesamt sieben ständige Formationen. „D'Akkord“ hat sich über 25 Jahre gehalten, existiert heute noch und wird von einem meiner Absolventen geleitet. Wir haben mehrmals Konzerte in Frankreich, Belgien, Moldawien und Bulgarien gegeben. „D'Akkord“ ist in Berlin sehr beliebt und hat einen guten Ruf. Ich habe nur nach der bulgarischen Akkordeonschule gearbeitet, der ich zum Teil meinen Erfolgs zu verdanken habe“, sagt Gergana Wlatschkowa.
In den letzten Jahren bleibt sie für längere Zeit in Bulgarien.
„Ich interessiere mich weiterhin für die Probleme des Unterrichtens in den unterschiedlichen Ländern. Jeden Sommer ich in meinem Landhaus in Bulgarien. Ich spiele abends und bin weithin zu hören. Und die Leute freuen sich. Mein Nachbar sagt, dass er sich abends ein Gläschen Schnaps einschenkt, das Fenster weit aufmacht und mir zuhört. Leute kommen vorbei, kommentieren die Stücke.
In Deutschland bin ich ein gern gesehener Gast und werde sehr korrekt und warmherzig behandelt. Es gibt aber etwas, was sich nicht ändern lässt – du wurdest woanders geboren und dein Platz ist dort“, sagte Gergana Wlatschkowa abschließend.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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