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Wenn man van Gogh und Rembrandt trifft

Bulgaren gestalten 3D-Mapping in Amsterdam

Foto: vincentmeetsrembrandt.com

Man muss mehrere Male gestorben sein, um derart zu malen. Rembrandt wird zu Recht ein Magier genannt“, schrieb Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo mit Bewunderung über seinen altmeisterlichen Maler-Kollegen. Zwischen beiden Künstlern, die zu den bedeutendsten niederländischen Malern gehören, liegen zwei Jahrhunderte. Sie konnten sich nie treffen, doch die große Kunst überbrückt Zeit, Tod und den gewöhnlichen Lauf der Geschichte. Ein Bulgare und sein Team beweisen das. Sie ermöglichten ein „Treffen“ beider Künstler und zwar an einem für beide emblematischen Ort und deckten die Geschichte des Genies auf.

Das seiner Art einzigartige 3D-Mapping „Vincent meets Rembrandt: the untold story“ wurde am 1. Juli eröffnet und zwar in der Noorderkerk – einer Kirche im Nordteil von Amsterdam. Die beeindruckende audiovisuelle Geschichte, geschaffen von Marin Petkow und seinem Team, dauert 40 Minuten und ist auf einer Rundum-Leinwand zu sehen, in die das Innere der Kirche verwandelt wird. Die Vorführung wird in den nächsten 5 Jahren täglich (mit Ausnahme der Sonntage, die den Gottesdiensten vorbehalten sind) die Besucher in ihren Bann ziehen.


Die Arbeit am Projekt „Vincent meets Rembrandt“ nahm viereinhalb Monate in Anspruch:

Wir begannen bereits im vergangenen Jahr, das Projekt zu verwirklichen, doch wegen der Pandemie mussten die Arbeiten aufgeschoben werden, so dass wir es erst in diesem Jahr abschließen konnten“, erzählte uns Marin Petkow. „Wir sahen uns vor mehrere Herausforderungen gestellt. Die erste bestand darin, eine interessante Geschichte aufzubauen. Unser Art-Direktor Strachil Jordanow schuf sie auf der Grundlage eines Briefes von Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo. Wir haben aber auch auf anderen Briefwechsel des Malers mit seinen Bekannten zurückgegriffen. Die Briefe dienten als Vorlage für das Sujet und da van Gogh häufig die Arbeiten von Rembrandt verglichen und analysiert hat, erschien eine zweite Figur im Bild. Die zweite Schwierigkeit bestand darin, die Bilder passend zu präsentieren und die Animation zu gestalten, damit sie sowohl bei den Kuratoren des Van Gogh Museums zum Beispiel, als auch den Teenagern, die nicht mit seiner Kunst vertraut sind, gut ankommen. Wir gingen sehr vorsichtig ans Werk und haben auf die Verlässlichkeit der Informationen großen Wert gelegt. Daher haben wir uns stets an das Van Gogh Museum in Amsterdam um Rat gewandt“, verriet uns Marin Petkow.


Die Wahl des Orts für das 3D-Mapping fiel nicht zufällig auf die Noorderkerk. Sie wurde 1623 gebaut und gehört zu den Orten, die sowohl Rembrandt, als auch van Gogh besucht haben – entsprechend im 17. bzw. im 19. Jahrhundert. Beide Künstler lebten eine gewisse Zeit in diesem Viertel der Stadt; beide waren stark gläubig und gingen entsprechend zur Kirche.

Solche Projekte in Kirchen und Kathedralen haben wir häufig realisiert – vor allem in Belgien und Frankreich“, erzählt weiter Marin Petkow. „Sie dauerten aber nicht mehr als 3 Monaten und wiesen keine derart durchdachte Geschichte auf.

Neu ist, dass wir das gesamte Werk van Goghs chronologisch vorstellen. Wir verfolgen seine Entwicklung als Künstler und haben entsprechend der in den Briefen zum Ausdruck gebrachten Emotionen die passenden Bilder zur Visualisierung ausgesucht. Bei van Gogh gibt es aber eine Besonderheit – wenn er in Depressionen verfiel, malte er ausgesprochen helle und positiv anmutende Bilder. Bei Rembrandt gingen wir anders vor. Wenn van Gogh über ein konkretes Gemälde Rembrandts spricht, zeigen wir auch dieses Bild. Es gibt auch Werke, die wir von uns aus für die Geschichte ausgesucht haben.


Marin Petkow gibt zu, dass er und seine Kollegen viel von sich in das 3D-Mapping einfließen lassen haben.

Wir haben verschiedene Techniken und moderne Methoden angewandt, um auf überzeugende Weise einige der Werke zu „vollenden“, damit wir die großen Flächen des Innenraums der Kathedrale auch bedecken können. Es kam auch künstlicher Intellekt zum Einsatz, um die Malweise beider Künstler zu simulieren. Wir wollen jedes Jahr die Show ergänzen und verbessern, damit sie nach unserem Ermessen noch besser wird. Und warum nicht – wir wollen sie auch anderswo zeigen. Die Zeit wird jedoch zeigen, ob wir das schaffen“, sagte uns abschließend Marin Petkow.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: vincentmeetsrembrandt.com



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