Der Herbst steht vor der Tür, wenn es nach geröstetem Paprika zu duften beginnt, in einem populären bulgarischen Lied. In den ersten Herbstwochen haben die Bulgaren, die eigenes Obst und Gemüse und anbauen, alle Hände voll zu tun. Nach den Mühen im Sommer ist nun die Zeit gekommen, die Früchte seiner Arbeit zu ernten und sich auf den Winter vorzubereiten. Das begehrteste und beliebteste Gemüse der Bulgaren sind Tomaten und rote Paprika. Nicht nur, weil sie es verstehen, köstliche Salate daraus zuzubereiten, sondern auch weil Paprika und Tomaten Hauptbestandteil der Ljuteniza sind - der „Königin des Eingemachen“ in Bulgarien. Jede angesehene Konservenfabrik in unserem Land stellt auch Ljuteniza her, die eine Art Paprika- und Tomatenpaste darstellt und gern als Brotaufstrich verwendet wird. Das Rezept für die Zubereitung von Ljuteniza ist ziemlich unkompliziert – man nehme eine größere Menge gemahlener Tomaten, gerösteter Paprikaschoten und Auberginen und gebe Öl, Salz, Zucker und Gewürze hinzu. Es gibt keinen Bulgaren, der den Geschmack von Ljuteniza nicht mit der Kindheit verbindet.
Tatsache ist, dass die Nachfrage nach Ljuteniza auf dem Inlandsmarkt das ganze Jahr über konstant bleibt. Nur im Sommer, wenn es viel frisches Gemüse gibt, ist ein leichter Rückgang zu beobachten, sagen die Hersteller. Industrielle Produzenten bestätigen, dass das Interesse an hausgemachter Ljuteniza steigt. Als Grund dafür führen sie die Krise und die gute Gemüseernte in diesem Jahr an. „Die Hausfrauen berechnen nicht ihre Arbeits- und Stromkosten. Sie verwenden hausgemachte Produkte und gebrauchte Gläser. Und es scheint, als wäre hausgemachte Ljuteniza kostengünstiger als industriell hergestellte. Das stimmt aber nicht“, so ein Konservenfabrikbesitzer.
Ganz anders sieht aber die Rechnung von Leuten aus, die ihr Budget vernünftig zu nutzen wissen und für die die Herstellung von hausgemachter Ljuteniza einem Familienhobby und der Einhaltung einer typisch bulgarischen Tradition gleichkommt. Das gilt auch für die Familie von Dimitrina und Michail Kessowi aus der Stadt Slatiza. Alle Familienmitglieder machen mit bei der Herstellung von Ljuteniza, auf die sie sehr stolz sind. Sie verwenden dabei nur Gemüse aus dem eigenen Garten. „Die Ernte war in diesem Jahr sehr gut. Dank viel Arbeit und Geduld haben wir 100 kg Paprika auf einer Fläche von 300 m² ernten können“ sagt Michail Kessow und wieter:
„Je größer und roter die Paprikaschoten sind, desto besser wird die Ljuteniza. Das Gleiche gilt auch für die Tomaten - sie müssen sehr gut gereift sein. Die Vorbereitungen und die Zubereitung von Ljuteniza dauern vom frühen Morgen bis in den Abend hinein. Wir machen alles im Hof. Wir haben eine offene Feuerstelle und eine große Blechpfanne für Ljuteniza, in die alle Zutaten gegeben und so lange umgerührt werden müssen, bis sie eingedickt sind. Die Kinder machen auch mit.“
Dimitrina Kessowa verrät uns auch einige Feinheiten bei der Zubereitung guter hausgemachter Lyuteniza:
„Die Produkte verdunsten auf langsamer Flamme, das Feuer darf nicht zu stark sein. Alles passiert langsam, man muss viel Geduld mitbringen, viel Zeit am Feuer verbringen und emsig rühren.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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