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Bulgarien und Nordmazedonien vereint in der Trauer

Feuerhölle löschte das Leben von neun bulgarischen Senioren aus, Stunden später von 46 Bürgern Nordmazedoniens auf der Autobahn Struma

Foto: BGNES

Heute verneigen die Völker Bulgariens und Nordmazedoniens ihre Häupter zum Gedenken an 55 Menschen, die in den Flammen ihr Leben verloren haben. In weniger als 24 Stunden erschütterten zwei schreckliche Tragödien unsere gesamte Gesellschaft. Die erste ereignete sich am Abend des 22. November, als 9 Bewohner eines Seniorenheims im Warnaer Dorf Rojak bei einem Brand das Leben verloren. Beim zweiten, kurz nach 2 Uhr morgens in der Nacht zum 23. November, wurden 46 nordmazedonische Bürger bei einem schweren Busunglück auf der Struma-Autobahn buchstäblich eingeäschert. Unter den Todesopfern sind 12 Kinder. Beide Brände brachen innerhalb weniger Minuten aus und ließen den Opfern keine Möglichkeit einer Reaktion. Der erste Brand wurde höchstwahrscheinlich durch einen Kurzschluss verursacht, die Ursachen des zweiten werden noch geklärt. Seit gestern befindet sich Nordmazedonien in dreitägiger Staatstrauer. Heute trauert auch Bulgarien und sucht nach den Gründen der Katastrophen.

Die Autobahntragödie löste in unserem Land eine Welle des Mitgefühls aus. Die Nachricht vom schweren Vorfall verbreitete sich in Windeseile in den sozialen Netzwerken, in denen prominente Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu Demut und Empathie für die Angehörigen der Opfer aufriefen:

„Allen meinen vielen Verwandten, Freunden und Kollegen aus Nordmazedonien spreche ich mein Beileid für den schmerzlichen Verlust der bei dem tragischen Unglück verlorenen Menschenleben aus“, schrieb der Journalist Kostadin Philippow, langjähriger Korrespondent des Bulgarischen Nationalen Rundfunks und des Bulgarischen Nationalen Fernsehens in Skopje.

In der Botschaft Nordmazedoniens in Sofia legten Dutzende Bürger Blumen nieder, Mütter hinterließen Plüschtiere zum Gedenken an die toten Kinder: „Keiner kann ungerührt bleiben!“, sagte Geri Turijska vor der Kamera des Fernsehsenders bTV und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass dies ein Beispiel dafür sein wird, dass wir auf dem Balkan ein Volk sind und es keine Rolle spielt, was für Fahnen wir haben!“

Derzeit setzen die Ermittlungsbehörden in Bulgarien alles daran, die Unfallursachen zu klären. Zur Analyse der Fahrt des Busses wurden entsprechende Sachverständige ernannt. Leider ist es nicht möglich, die Geschwindigkeit zu bestimmen, mit der sich das Fahrzeug bewegte:

„Der Fahrtschreiber ist komplett verbrannt, die Leichen sind stark verkohlt. Man kann nicht feststellen, ob der Fahrer beispielsweise einen Herzinfarkt erlitten hat, weil keine Autopsie durchgeführt werden kann“, sagte für „Bulgaria ON AIR“ der Vorsitzende des Bulgarischen Fahrerverbandes Christo Radkow.

Hauptsächlich zwei Unglücksursachen kommen in Frage -  Schaden am Bus und Fahrerversagen. Es wird aber auch von einem Begleitumstand geredet, der mit dem Straßenzustand in Verbindung gebracht wird: Bei unzureichender Beleuchtung könnte der Fahrer in die Irre geführt worden sein, denn in diesem Straßenabschnitt biegt die rechte Schutzplanke in einem größeren Winkel ab als die Kurve selbst. Dem BNR gegenüber wies Diana Russinowa vom Europäischen Zentrum für Verkehrspolitik darauf hin, dass es in diesem Abschnitt keine Straßenschilder, einschränkende Systeme und Markierungen gebe:

„Ein Fahrer, der lange Zeit mit eingeschränkter Sicht auf der Straße fährt und ständig auf die Fahrbahn starrt, und noch dazu von längerem Fahren müde geworden ist, wird unweigerlich einen Fehler machen, wie es wahrscheinlich passiert ist. Mangelnde Kontrolle könnte auch einer der Gründe sein, denn nach europäischem Recht müssen Fahrzeuge mit einem Fahrtschreiber nach Mitternacht alle drei Stunden eine Pause einlegen.“

Der ehemalige Angestellte der Nationalen Ermittlungsbehörde Georgi Iliew kommentierte seinerseits für das Bulgarische Nationale Fernsehen, dass „die Hauptaufgabe der Ermittler darin besteht, festzustellen, ob das Feuer vor oder nach dem Zusammenstoß ausgebrochen ist und was einen so heftigen Brand verursacht hat. Die von Überlebenden beschriebene Explosion kann sich nur dann ereignet haben, wenn sich im Bus selbst brennbare Dämpfe angesammelt haben“, mutmaßt der Experte.

Was das Feuer im Altenheim betrifft, so kommt als Hauptursache ein Schaden in der Elektroinstallation in Frage. Nach Einschätzung von Experten ist das Feuer wahrscheinlich im Dach ausgebrochen und habe sich auf die drei oberen Geschosse ausgebreitet. Fünf Feuerwehren trafen sofort ein und zwei freiwillige Ärzte untersuchten die Überlebenden, die zwischenzeitlich in einem städtischen Hotel untergebracht wurden. Sie werden von den Mitarbeitern des Heims betreut und mit Nahrung und Medikamenten versorgt.

Beide Tragödien sorgten im Ausland für breite Resonanz. Die europäischen Institutionen haben die Katastrophe in Bulgarien als die schlimmste der letzten 10 Jahre eingestuft. Staatsmänner und Politiker sprachen beiden Ländern ihr Beileid aus.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: BGNES


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