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Inmitten von Sofia zeigt Elena Nazarova das echte Paris

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Foto: Privatarchiv

Elena Nazarova ist 23 Jahre jung und Absolventin des Nationalen Gymnasiums für angewandte Kunst "Heiliger Lukas". Sie behauptet von sich, dass sie sich ihr Leben lang mit visueller Kunst beschäftigt hat. Kunst ist heute die Sprache, in der sie über Themen spricht, die die Gesellschaft oft ausblendet.

Bis Ende Januar ist ihre vierte Einzelausstellung „TOWNSMEN“ in der Galerie „+359“ im ehemaligen Wasserturm im Zentrum von Sofia zu sehen. Die Ausstellung mit skulpturalen Figuren, Gemälden und Skizzen, Fotografien und dokumentarischen Videos ist Teil eines Projekts, das Elena Nazarova in Paris begonnen hat, wo sie ein Jahr lang gelebt hat.

„Thema der Ausstellung ist die soziale Ungleichheit, die mich während meines Aufenthalts in Paris besonders berührt hat. Es geht um die Obdachlosen, die abends die Straßen der Stadt bevölkern. Ich taste mich an das Thema mit Hilfe der visuellen Mittel der populären Kultur und Pop-Art heran“, erzählt die Künstlerin, die 2019 nach Paris kam, um sich an “Le Laboratoire de la creation” zu beteiligen. Die Einladung erhielt sie vom Direktor des Studios, Julien de Casabianca, dessen Assistentin Elena Nazarova im Rahmen eines Projekts des Französischen Kulturinstituts in Sofia war.

„Ich bin nicht mit irgendwelchen Erwartungen nach Paris gereist, weil das meiner Meinung nach der beste Weg ist, einen neuen Ort kennenzulernen“, erzählt Elena. „Mein erster Eindruck war dieser einer großen, für Westeuropa typischen Stadt. Es gibt viel Glamour in Paris und da die Menschen diese Stadt seit Jahrhunderten romantisieren, ist sie sehr begehrenswert. Was mich besonders stark berührt hat, war der Kontrast zur Realität. Es ist diese Vorstellung von der Stadt, die von den riesigen Touristenmassen getragen wird, die jeden Tag kommen, und gleichzeitig die Realität der westlichen Welt, dass viele Menschen sehr tief unter der Schwelle der Existenz in der Gesellschaft leben.“

Während ihres Aufenthalts hat Elena in einer Straße im Zentrum der Stadt im Viertel Chatelet Les Halles, in der Nähe des geografischen Zentrums von Paris, gelebt. Der Ort sei tagsüber ein Touristen-Hotspot und abends ein Zufluchtsort für Obdachlose, obwohl das selten erwähnt werde, findet Elena Nazarova. Sie erinnert sich, wie tagsüber alles sehr "lebendig" war, voller Straßenkultur, Geschäfte, Galerien für populäre Kunst. Abends aber tauchten auf denselben Straßen Hunderte von Menschen auf, die auf Bürgersteigen, Bänken und Ecken schliefen.

„Ich war stark vom Umstand beeindruckt, dass die Menschen es gewohnt waren, ihre Augen davor zu verschließen, was um sie herum geschieht“, erinnert sich die Bulgarin. Deshalb ist es ihr Wunsch, dass ihre Kunst gerade diese Themen widerspiegelt, die wir zu umgehen versuchen, denn ihrer Auffassung nach ist „Kunst ist ein sehr guter Kommunikationskanal, um Anregungen, Metaphern, Diskussionsthemen zu übermitteln. Es kann die Perspektive eines Themas oder einer Realität auf sehr direkte Weise verändern“, findet Elena.

Elena Nazarova hatte Bedenken, die Ausstellung in Sofia zu zeigen, weil sie glaubt, dass die Dinge, die sie „anspricht“ sehr weit von der bulgarischen Realität und den bulgarischen Empfindungen entfernt sind. Der Unterschied im sozioökonomischen Lebensstandard der Menschen sei hier nicht so extrem, sagt sie, zieht aber dennoch eine Parallele zum kulturellen Leben hier in Sofia und in Paris.

„In Sofia ist alles viel konzentrierter. Kultur, in ihren verschiedenen Erscheinungsformen und Strömungen, geschieht irgendwie kollektiv, trotz aller Unterschiede natürlich. Man kann sagen, dass wir hier eine Gemeinschaft der einen oder anderen Kunst haben. Während an einem Ort wie Paris, einer so großen Stadt, diese Gemeinschaft und Einheit schwer zu erreichen ist.“

Heute ist die junge Künstlerin in ihrer Heimat und träumt von einer normaleren Zeit, um ihre nächsten Projekte erfolgreich umzusetzen und ihre Kunst in den öffentlichen Raum zu tragen. Sie plant außerdem, TOWNSMEN bis Ende des Jahres am „Geburtsort“ des Projekts, Paris, zu zeigen.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: Privatarchiv


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