Saubere Luft hängt weitgehend von den individuellen Bemühungen und von gewissen Entbehrungen eines jeden von uns ab. Diese Tatsache mag zwar etwas beängstigend klingen, aber die Zahl der Menschen, die sich für ein umweltfreundlicheres Leben entscheiden, nimmt mit der Zeit zu. Immer häufiger sieht man auf bulgarischen Straßen Öko-Fahrzeuge - Fahrräder, Elektroroller und Elektroscooter, Elektroautos. Und die Durchquerung Bulgariens mit einem Elektroauto stellt sich nicht mehr als unmöglich heraus. Die Entfernung vom östlichsten Punkt unseres Landes (Schabla am Schwarzen Meer) bis zum westlichsten Punkt (dem Grenzkontrollpunkt „Wraschka Tschuka“ bei Widin) beträgt 623 km und kann mit einer oder zwei Ladungen der Elektroauto-Batterie zurückgelegt werden. Und der Bau von Ladestationen an Tankstellen und anderen Orten geht weiter.
Nach Angaben des Innenministeriums waren Anfang Juli dieses Jahres in unserem Land 4.614 vollelektrische Fahrzeuge zugelassen. Ein Jahr zuvor waren es noch 2.537 Fahrzeuge. Trotz der vielen Vorteile, die ihre Besitzer genießen, wie z. B. kostenloses Parken in blauen und grünen Parkzonen in bewohnten Gebieten, Befreiung von der lokalen Kfz-Steuer und anderes, sind die Bulgaren immer noch misstrauisch, wenn es darum geht, ihr herkömmliches Auto aufzugeben.
Einer der Gründe dafür sind die hohen Kosten der Batterien und die immer noch unzureichende Anzahl von Ladestationen für Elektrofahrzeuge, sagt Ilija Lewkow, Vorsitzender des Vorstands der Nationalen Branchenorganisation „Industriecluster Elektromobile“.
„Die Zahl der Ladestationen, die derzeit in Betrieb sind, liegt bei über 600, wobei diese Zahl nur öffentlich zugängliche Objekte umfasst“, sagte er in einem Interview für „Radio Bulgarien“.
Lewkow wies auch die Behauptung zurück, dass die Batterien für Elektrofahrzeuge und ihr Recycling eine potenzielle „Umweltbombe“ seien.
„Was die Batterien betrifft, liegt ihr Gewicht nicht an der Menge an Lithium, das sie enthalten, sondern an den Sicherheitssystemen, mit denen sie ausgestattet sind. Die Garantiefrist der Batterien beträgt acht Jahre, wonach ihre Ressource um etwa 20 Prozent sinkt, d. h. sie können mindestens noch so viele Jahre verwendet werden. Bisher gibt es mindestens fünf Unternehmen in Deutschland und Frankreich, die ihre eigenen Batterierecyclinganlagen gebaut haben“, so Ilija Lewkow.
Ein weiteres Hindernis für den Kauf eines Elektroautos in Bulgarien ist das Fehlen einer Regierungspolitik zur Förderung der Elektromobilität. Dies bezieht sich sowohl auf die Anschaffung und Wartung der Fahrzeuge sowie auf die dazugehörige Ladeinfrastruktur, die Software für deren Verwaltung und die Schulung des zuständigen Personals. In Bulgarien mangelt es immer noch an einer nationalen Strategie, um diesen expandierenden Markt zu steuern und zu regeln. Auch fehlt es an allgemein zugänglichen Informationen über den Standort von Ladestationen, weshalb der Vorsitzende des „Industrieclusters Elektromobile“ einen konkreten Vorschlag hat:
„Der Staat, in der Gestalt des Verkehrsministeriums, sollte Maßnahmen ergreifen, um ein einheitliches Informationssystem zu schaffen, aus dem man sich informieren kann, welche Leistung die installierten Ladestationen haben, welche von ihnen bezahlt sind und wie sie funktionieren. Das würde jetzigen und künftigen Nutzern von Elektrofahrzeugen sehr helfen.“
Das „Industriecluster Elektromobile“ ist Teil des 2019 gegründeten Branchenrats für E-Mobilität beim Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Mit dessen Unterstützung wurden bisher in vielen bulgarischen Berufsschulen Fachklassen für E-Mobilität eingerichtet und viele Lehrer ausgebildet. Außerdem wurden zusätzliche Berufsbildungszentren für Techniker und Monteure von Elektrofahrzeugen eingerichtet. Lewkows Worten zufolge ist das Interesse an diesen Fachgebieten groß und derzeit werden mehr als 900 Kinder in diesen Fächern ausgebildet.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: „Industriecluster Elektromobile“, Archiv, BGNES
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