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Wie sich die Engländerin Sian Phillips aus Lancaster der Hirtenflöte gewidmet hat

Sian Phillips
Foto: Weneta Nikolowa

In der bulgarischen Tradition war es früher nicht üblich, dass Frauen Musikinstrumente spielten, schon gar nicht Blasinstrumente. Doch mit der Zeit sind die Tabus gefallen und heute gibt es etliche talentierte Bulgarinnen, die hervorragend Tambura, Gadulka, Dudelsack, Hirtenflöte usw. spielen können.

Die bulgarische Musik erfreut sich im Ausland immer größerer Beliebtheit, so dass es nicht weiter verwunderlich ist, dass sich zu unseren hervorragenden Instrumentalistinnen nun auch Ausländerinnen gesellen. Eine von ihnen ist Sian Phillips.

Wir lernten sie Anfang August auf dem Nationalen Volkskunstfestival in Kopriwschtiza kennen - eine zierliche Frau mit lebhaftem Blick und einem warmen Lächeln. Sian ist eine Engländerin aus Lancaster und eine von Tausenden ausländischen Fans unserer Folklore.

„Die Hirtenflöte ist ein erstaunliches Instrument“, sagte Sian und weiter: „Sie ist recht einfach gestaltet, aber universell. Sie ist chromatisch, hat mehrere Register und ist leicht zu transportieren. Man kann mit Hilfe der Hirtenflöte eine sehr schöne Tradition in der Musik erlernen. Die bulgarische Folklore ist sehr reich und euer Gesang ist einzigartig!  Die Harmonien sind fantastisch, aber auch die Melodien an sich sind sehr schön und ziemlich komplex, ganz zu schweigen von der Ornamentierung. Das ist meisterhafte Musik auf höchster Ebene, die es verdient, in der ganzen Welt popularisiert zu werden.


Die bulgarische Hirtenflöte wird in der Regel aus Pflaumen- oder Kirschholz hergestellt und der Klang, den sie erzeugt, ist weich, warm und bewegt das Herz. Für Sian ist sie ein exotisches Instrument, das in der Folklore ihres Landes nicht vorkommt, das aber in Ländern wie Bulgarien, Nordmazedonien, der Türkei und einigen arabischen Ländern weit verbreitet ist. Sian ist Mitglied eines multinationalen Balkanorchesters, das in Amsterdam probt. Sie unterrichtet Musik an einer Grundschule, hat inzwischen die Unterstützung des „Arts Council“ des Vereinigten Königreichs (finanziert durch dessen Lotterie) gewonnen und erforscht nun eingehend die Musik des Balkans, einschließlich der bulgarischen Musik. Und wie könnte man das besser als mit der Hirtenflöte! 

In den letzten zwei Jahren hat Sian mit dem in Plowdiw lebenden Hirtenflötenspieler Kiril Beleschkow hart daran gearbeitet, die Feinheiten des Instruments zu erlernen. Zusammen mit ihren Kollegen vom Balkanorchester bereitete sie sich eine Woche lang auf ihre Teilnahme am Festival in Kopriwschtiza vor. Sie erinnert sich an ihre letzte Teilnahme am Volksfest:

„Ich habe Kopriwschtiza vor 18 Jahren besucht, das war im Jahr 2005 und es gab damals eine Überschwemmung! Und alle sind wegen des schlechten Wetters in die Stadt gezogen. Aber es hat viel Spaß gemacht! Ich habe tolle Erinnerungen an diese Zeit, deshalb wollte ich zurückkehren. Jetzt bin ich mit meinem Partner hier. Und er lernt, euren Dudelsack zu spielen. Er besucht zum ersten Mal euer Land und hat eine tolle Zeit hier“, sagte Sian.

Jeder Besuch in Bulgarien würde sie bereichern und sie mit positiven Emotionen aufladen, ergänzte Sian Phillips. Am Ende posierte sie bereitwillig für ein Foto mit einer Gruppe von Dudelsackspielern, die vom anderen Ende Bulgariens nach Kopriwschtiza gekommen waren, um genau wie sie ihr Talent und ihre Liebe zu unserer Volksmusik zu demonstrieren.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Weneta Nikolowa




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