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Das Lernumfeld der Zukunft begünstigt neue Formen des Lernens

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Foto: Privatarchiv

Die ersten Wochen des neuen Schuljahres vergehen wie im Flug – zum einen wegen der Euphorie, die die Schüler nach den Ferien ergreift und zum anderen wegen ihres Versuchs, die sommerliche Unbeschwertheit noch ein wenig in die Länge zu ziehen. Doch für manche Menschen ist jeder Schuljahresbeginn mit der Hoffnung verbunden, dass eine Veränderung eintritt, die sowohl Lehrer als auch Schüler dazu animiert, Wissen nicht als archaisches Überbleibsel, sondern als Abkürzung in die Zukunft neu zu entdecken und zu begreifen. Veränderungen im Umfeld wecken das Interesse am Lernen.

„Alle unsere Projekte werden normalerweise am 15. September eröffnet. Dann sehen die Kinder und Eltern den Effekt unserer Eingriffe auf das Lernumfeld. Und wenn sie die guten Beispiele sehen und billigen, sollten sie fordern, dass sie nicht in einzelnen Schulen isoliert bleiben, sondern schulübergreifend erfolgen“, so die Architektinnen Wioletka Slawowa und Maria Stajnowa gegenüber „Radio Bulgarien“. „Darüber hinaus hoffen wir, durch unsere Arbeit immer mehr Lehrer dazu anzuregen, anders zu unterrichten. Denn das Umfeld, das wir schaffen, steht meistens im Widerspruch zu dem bisherigen Unterrichtsstil. Dieser Umstand wird auch dazu beitragen, dass die Kinder die Schule als einen Ort ansehen, wo sie auch nach dem Unterricht gern weiter verweilen wollen.“

Obwohl sie zufällig im Rahmen eines Wettbewerbs zur Einrichtung von sogenannten STEM-Zentren in Schulen darauf gestoßen sind, wollen die beiden Nachwuchsarchitektinnen ihre Arbeit in ihrem Atelier speziell dem Bau und der Veredlung von Gebäuden widmen, die Teil der Bildungsinfrastruktur in unserem Land sind.

Die Art und Weise, wie sie ihre Projekte entwickeln, mag auch einige ihrer Kollegen hierzulande überraschen. Für jeden Raum, den sie gestalten, bieten die beiden multisensorische Designmaterialien an.

„Diese Art der Gestaltung ist speziell auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen ausgerichtet“, erklären die Architektinnen. „Die Umgebung, in der sie sich befinden, spielt eine entscheidende Rolle für ihre Anpassungs- und Kommunikationsfähigkeit. Hier kommt das so genannte multisensorische Design ins Spiel, das die Möglichkeit unterschiedlicher Beleuchtung und Farbintensität, unterschiedlicher Oberflächenarten und -strukturen, unterschiedlicher Akustiklösungen etc. bietet. Ein solches Umfeld könnte jedoch allen Kindern zugutekommen, unabhängig von ihren Bedürfnissen.“

Es folgten eine Reihe von Treffen und Gesprächen sowohl mit den Lehrern der jeweiligen Schule als auch mit ihren Schülern, deren Ideen die jungen Architektinnen nach entsprechender Interpretation oft umsetzen konnten.

„Schüler haben einmal von uns einen Raum mit wasserdichtem Bodenbelag und einem großen Waschbecken in der Mitte verlangt. Sie meinten, für sie wäre es wunderbar, Kontakt zum Wasser zu haben. Ein Wunsch, für den sie sonst immer gescholten werden. Bislang haben wir noch keinen Raum dieser Art eingerichtet, aber wir sehen in unseren Projekten vor, an verschiedenen Stellen in der Schule Trinkwasserbrunnen einzurichten, damit sich die Schüler kein Wasser kaufen müssen. Auch wollen sie etwas Weiches um sich herum haben, anders sitzen können, sich bewegen können usw.“

Die Hoffnung, dass der Bestand an Schulgebäuden in unserem Land eines Tages als eine Ressource angesehen wird, die von allen genutzt werden kann, lässt Wioletka und Maria große Träume haben:

„In einer idealen Welt, wie wir sie uns vorstellen, könnten die Schulgebäude von allen Bewohnern des Wohnviertels genutzt werden. Es ist ein großer Verlust für uns, wenn ein so großer Gebäudebestand und die Schulhöfe im Sommer geschlossen und nicht zugänglich sind. Bisher haben wir nur einige Gespräche mit Schuldirektoren darüber geführt, aber wir haben noch nichts Konkretes anvisiert. Sie sind sich jedoch im Klaren darüber, dass diese Flächen, für die sie verantwortlich sind und derzeit riesige Asphaltflächen darstellen, anders aussehen könnten.“

Es gibt Tausende von Möglichkeiten, diese Räume zu bevorzugten Orten für Schüler und Anwohner zu machen. Dafür ist jedoch ein völliges Überdenken des Lernumfelds erforderlich, sei es innerhalb oder außerhalb des Schulgebäudes.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv


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