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Es gibt nur noch 39 Bulgaristik-Lehrstühle im Ausland

Prof. Slawia Barliewa: Wir popularisieren die Geschichte unseres Alphabets durch wissenschaftliche Wahrheit

Foto: BGNES

Vizepräsidentin Ilijana Jotowa hat ein internationales Forum zum kyrillischen Alphabet einberufen, um ein Zeichen gegen die Verfälschung der Geschichte zu setzen und sich den Versuchen aus Ost und West zu widersetzen, den Beitrag des frühen bulgarischen Staates zu leugnen. In ihrer Rede vor prominenten bulgarischen Wissenschaftlern und Aktivisten aus 11 Ländern betonte sie: „Unser Land hat der slawischen Welt Schrift, Spiritualität und Kultur geschenkt und das sollte nicht in Unwissenheit gehüllt, mit Halbwahrheiten verschleiert und für nationalistische Losungen benutzt werden.“

Vizepräsidentin Ilijana Jotowa

Nach Ansicht von Prof. Slawia Barliewa vom Forschungszentrum „Kyrill und Method“ an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften ist die Konferenz unter dem Motto „Auch wir haben der Welt etwas gegeben“ ein erster Versuch, unsere lückenhaften Kenntnisse über die Geschichte des glagolitischen und des kyrillischen Alphabets zu bereichern und unsere Rolle bei der Schaffung der Schriftsysteme in Europa nachdrücklicher zu popularisieren.

„Es müssen die recht aggressiven Anspielungen entkräftet werden, das kyrillische Alphabet sei nicht in Bulgarien, sondern anderswo entstanden“, erklärte  Prof. Slawia Barliewa. „Anstatt uns zu verteidigen, weil irgendwer irgendwo etwas gesagt hat, sollten wir konsequent und auf der Grundlage wissenschaftlicher Wahrheit die Geschichte unseres Alphabets popularisieren.“

Prof. Slawia Barliewa kommt auch auf eine andere schmerzliche Tatsache zu sprechen: Von 200 Bulgaristik-Lehrstühlen im Ausland sind nur noch 39 übrig.

Prof. Slawia Barliewa

„Das wirkt sich negativ auf das Erscheinungsbild unseres Land in der Welt aus, denn Menschen, die mit unserer Sprache, Kultur und unserem Alphabet in Berührung kommen, werden später zu Freunden Bulgariens, zu Botschaftern der bulgarischen Kultur in ihren eigenen Ländern“, sagte die Wissenschaftlerin. „In diesem Sinne kommt die Initiative, ausländische Bulgaristen einzuladen, zur rechten Zeit. Denn so können sie sich mit ihren bulgarischen Kollegen austauschen. Es ist auch nicht unwichtig, sich durch die Aufmerksamkeit des Staates geehrt zu fühlen.“

Bulgaristen aus 11 Ländern nahmen an dem wissenschaftlichen Forum in Sofia teil. Eine von ihnen ist Barbara Lomagistro von der Universität von Bari in Italien.

Barbara Lomagistro

„Die Schließung von Lehrstühlen ist in letzter Zeit normal“, kommentierte sie die zunehmend schwindende Präsenz der bulgarischen Sprache in europäischen Wissenschaftszentren. „An den italienischen Universitäten finden derzeit tiefgreifende Reformen statt, weshalb einige Fächer gestrichen werden. Aber als Dozentin an der Fakultät für Slawische Philologien sehe ich, dass sich unsere Studenten für die bulgarische Sprache interessieren und das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft“, sagte Barbara Lomagistro.

Um zumindest einen Teil der eingebüßten Positionen wieder zurückzugewinnen, könnten die öffentlichen Auftritte zugunsten der kleinen Sprachen intensiviert werden, meint Barbara Lomagistro. „Die Bedeutung dieser Traditionen muss auch der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden, damit die Vielfalt der Geschichte und Kultur in Europa nicht verloren geht“, betonte sie.

„Wenn eine Tradition erst einmal unterbrochen wurde, ist es sehr schwierig, sie wieder aufleben zu lassen“, ergänzte voller Besorgnis auch Prof. Slawia Barliewa. Und sie führte als Beispiel die Bulgaristik an der Jagiellonen-Universität im polnischen Krakau an, einem Wissenschaftszentrum mit soliden Traditionen, das Dutzende von Paläoslawisten ausgebildet hat.

„Aber im Moment gibt es keine Studenten, und wissen Sie warum?Weil unsere Lehrstühle nicht die Möglichkeit haben, Besuche in Bulgarien zu organisieren und Interesse für unser Land zu wecken, nicht nur für seine Sprache. So, dass ein Student, der gerade erst das Alphabet und einige Grundlagen unserer Geschichte kennengelernt hat, in unser Land kommen und sehen kann, was die bulgarische Kultur zu bieten hat. Dafür braucht man natürlich Geld, das man aber nicht umsonst ausgeben wird, falls man es bekommen sollte.“

Ein anschauliches Beispiel ist die italienische Studentin Barbara Lomagistro, die zu einem Sommersprachkurs nach Weliko Tarnowo kam. Heute zeigt sie jungen Menschen Aufnahmen slawischer Handschriften. Sie erzählt ihnen auch, dass die bulgarische Sprache „schön“ ist und dass alles mit den Buchstaben beginnt. Und um noch überzeugender zu sein, zitiert sie das Johannes-Evangelium: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BGNES, Diana Zankowa


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