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Filmmusik von Miltscho Lewiew erklingt in Plowdiw

Die Titel stammen aus den 1960er Jahren und zeugen vom Einzug der Jazzmusik in die bulgarische Kinoindustrie

Foto: Facebook / Culture Hotspot Milcho Leviev

1967 schuf Miltscho Lewiew die Musik für den Film „Otklonenie“ (Abweichung) nach dem Roman von Blaga Dimitrowa und untermalte auf sehr emotionale Weise die Geschichte der unmöglichen Liebe zweier Verliebter, die lange voneinander getrennt sind. Der in seinem Andenken gegründete Verein für Kultur und Bildung hat den Namen dieses Films gewählt, um das Filmschaffen des großen Musikers vorzustellen, der seine Heimatstadt Plowdiw sein ganzes Leben lang im Herzen trug, auch wenn er ihr lange Zeit fernbleiben musste.

Das Projekt „Otklonenie“ versammelt im Oktober namhafte Musiker und talentierte Schüler der Musikschule in Plowdiw auf einer Bühne. Im Kulturhaus „Boris Christow“ wird sich das Publikum vor dem Hintergrund von Schwarz-Weiß-Aufnahmen nicht nur an die Musik von Miltscho Lewiew in bekannten Streifen erinnern, sondern wird auch unveröffentlichte Werke hören.

Vicky Almazidou

„Eine von Miltscho hinterlassene Idee war, seine Filmmusik singen zu lassen und zwar auf Bulgarisch“, sagte Vicky Almazidou, Jazzsängerin und langjährige Weggefährtin von Miltscho Lewiew. „Das Projekt wird im Studio von Waleri Kostow von einem Team aus sehr interessanten Musikern und Menschen umgesetzt, die direkt mit Miltscho verbunden waren. Ich kann die Brüder Wladigerow erwähnen,  Enkel von Pantscho Wladigerow, für die Miltscho Zuneigung und Respekt empfand, sowie ehemalige Studenten von ihm, plus ein Streichquartett. Die Filme stammen aus den 1960er Jahren und enthalten extrem interessante Melodien, die den Einzug der Jazzmusik in die bulgarische Kinoindustrie zeigen. Geholfen hat mir Slatna Kostowa, Journalistin, Dichterin, Übersetzerin, die einige der Gedichte auf Bulgarisch geschrieben hat, andere ich. Nach der Orchestrierung der Stücke bin ich nach Plowdiw gefahren und habe sie aufgenommen.“

Vicky Almazidou zählte einige der Filmtitel auf – „Heißer Mittag“, „Herbstsonne“, „Es gibt nichts schöneres als schlechtes Wetter“, „Gefährlicher Flug“, „Kleine Geheimnisse“, „Otklonenie“ sowie den damals verbotenen Film „Montag Morgen“.

Musik zum Film „Heißer Mittag“:

In der Heimat machte sich Miltscho Lewiew einen Namen als Pianist, Dirigent und Komponist. Nach seiner Abreise 1970 in die Vereinigten Staaten fiel er jedoch in Ungnade, seine Musik wurde verboten und sein Name wurde nicht mehr erwähnt. Der 1937 geborene Musiker entschied sich zugunsten der freiesten Musik – den Jazz, mit dem er auf der großen Bühne auftrat und mehrere Grammy-Nominierungen gewann. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs leitete er Meisterkurse in unserem Land und vergab über seinen Fonds „Miltscho Lewiew & Vicky Almazidou“ Stipendien an talentierte Nachwuchsmusiker. Er ist im Jahr 2019 von uns geschieden und gemäß seinem letzten Wunsch wurde seine Asche über seinem geliebten Plowdiw verstreut.

Anlässlich des 85-jährigen Jubiläums von Miltscho Lewiew im Jahr 2022 startete eine Veranstaltungsreihe, deren Fortsetzung das bevorstehende Projekt „Otklonenie“ ist. Den Anfang setzte „Sonate 57“ – das posthume Album des Musikers. Darin sind Vicky Almazidou und Freunde zu hören – bulgarische und ausländische Musiker und der Komponist selbst spielt die Klavierparts, die kurz vor seinem Tod aufgenommen wurden. Miltscho Lewiew schrieb die Sonate, auf der die Hauptkomposition aufbaut, im Alter von nur 18 Jahren und widmete sie dem großen Geiger und Pädagogen Prof. Bojan Letschew.

„Miltscho hat mehrere musikalische Ideen unvollendet gelassen, darunter „Sonate 57“ – sagt Vicky Almazidou. „Wir konnten jedoch dank einem starken Team, darunter dem Produzenten Iwan Mintschew, dem Komponisten Waleri Kostow und ca. 45 Musikern aus der ganzen Welt das Projekt zu Ende bringen. Es war sehr rührend. Und obwohl Miltscho die Verwendung von Technologien in der Musik nicht mochte, sagte er dieses Mal zu Waleri: „Du schickst die Tracks, die ich auf dem Klavier gespielt habe und meine Partituren um die Welt. So werden sie die Musiker auf echten Instrumenten spielen und sie dann zurückschicken. Und dann wird alles vereint, als würden sie alle zusammen spielen.“ Und genau so ist es auch passiert. Wir haben ein Jahr lang an diesem Projekt gearbeitet.“

Das nächste Event, das dem großen bulgarischen Jazzmusiker gewidmet ist, wird die Präsentation des Buches „Miltscho Lewiew – Jazzstandards“ sein – wieder im Herbst, wenn sehr junge Musiker der Schule, die er selbst einst absolvierte und wo er nach seiner Rückkehr unterrichtet hat, auf der Bühne stehen werden.

Autor: Diana Zankowa (nach einem Interview von Antonia Popowa von BNR-Plowdiw)

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Facebook / Culture Hotspot Milcho Leviev, bnt.bg



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