30 Jahre nach dem Beitritt Bulgariens zur Internationalen Organisation der Frankofonie hat Xavier Rey, Direktor des französischen Zentrums für zeitgenössische Kunst „Georges Pompidou“, die Nationale Kunstgalerie in Sofia besucht.
In edlem Ambiente tauschte er sich dort mit der Kunsthistorikerin Jara Bubnowa und dem Publikum über die Geschichte des Museums, seine enge Beziehung zum Umfeld, die Art und Weise, wie es unterschiedliches Publikum anzieht und über eine mögliche Zusammenarbeit mit Bulgarien aus. Sein Vortrag „Das Kunstmuseum heute: Sammlungen, Finanzierung und Publikumsentwicklung“ war Teil der Ausstellung „Georges Papazov - Der Illuminator“ in der Nationalgalerie. Besagte Ausstellung ist einem Künstler gewidmet, der mit dem Surrealismus und den künstlerischen Avantgarde-Bewegungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbunden war und dessen Kunst ihn von Jambol nach Prag, Wien, Berlin und schließlich nach Paris führte.
Das 1977 gegründete Centre Georges Pompidou ist nicht nur eine Galerie. Es beherbergt eine öffentliche und wissenschaftliche Bibliothek, ein Zentrum für Industriedesign und ein Institut zur Erforschung von Musik, Klang und Akustik – eine bahnbrechende Idee in den 1970er Jahren:
„Seit der Eröffnung des Centre Pompidou haben sich die Museen stark verändert. In gewisser Weise hat es den Anstoß dazu gegeben, Museen von einem Ort des Wissens in einen Ort der Schönheit, Bildung, der gesellschaftlichen Beziehungen, des Lebens und des Austauschs zu verwandeln“, sagte Xavier Rey.
Die Funktion des Museums wird durch sein Gebäude verkörpert – einer architektonischen Utopie, in der es keinen Gegensatz zwischen Äußerem und Innerem gibt, wobei der Raum vor dem Museum dessen natürliche Fortsetzung ist. Im Gegensatz zum klassischen Museum, einem majestätischen, monumentalen Palast, den man wie ein Kultgebäude betritt, ist das Centre Georges Pompidou für alle offen, um Kultur und Wissen zu vermitteln.
„Das Gebäude wurde als Nachfolger der gotischen Kathedralen des Mittelalters konzipiert“, erklärt der Direktor des Centre Pompidou. „Denn es wurde auf der Grundlage des architektonischen Rationalismus entworfen. Im Mittelalter musste die tragende Struktur der Kathedrale sichtbar sein. Im 20. Jahrhundert wurde das Leben des Gebäudes sichtbar: das Wasser, die Luft, die Elektrizität, die Menschen im Inneren“, erläuterte Xavier Rey.
Das Museum, das inzwischen Zweigstellen in Brüssel, Malaga, Shanghai und Jersey City hat, ist „nicht nur ein Schaufenster für französische Kunst, sondern ein Ort des Dialogs mit der Kunst, die in Frankreich geschaffen wurde - natürlich nicht nur Kunst von Franzosen. Wir befinden uns neben der wunderbaren retrospektiven Ausstellung von Georges Papazov, der ein Beispiel für jene Künstler ist, die einen Teil ihres Lebens in Frankreich verbracht haben und Teil der europäischen und auch globalen Kunstgemeinschaft sind“.
Können wir mit der Eröffnung einer neuen Filiale des Centre Georges Pompidou in Bulgarien oder Osteuropa rechnen? Leider nicht. Das Museum, in dem bisher nur zwei bulgarische Künstler - Nedko Solakow und Krassimir Tersiew - ausgestellt sind, wird wohl kaum die retrospektive Ausstellung von Georges Papazov präsentieren, da ab 2025 umfangreiche Renovierungsarbeiten anstehen und sein Terminkalender bereits gefüllt ist.
„Dafür werden die Künstler, die sich in Bulgarien und in Europa auf das Abenteuer Surrealismus eingelassen haben, in der dem Surrealismus gewidmeten Ausstellung vertreten sein, die wir seit zwei Jahren anlässlich des 100. Jahrestages des Manifests der Surrealismus von André Breton im Jahr 2024 vorbereiten“, versprach der Direktor des Centre Pompidou bei seinem Besuch in Sofia.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Facebook/ Nationale Kunstgalerie Sofia, Maria Stoewa
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