80 Prozent der geschlechtsreifen Weltbevölkerung haben sich bereits mit dem gefährlichen Humanen Papillomavirus (HPV) infiziert. Diese erschreckende Statistik gibt Grund zu der Annahme, dass wir vor den Herausforderungen der häufigsten sexuell übertragbaren Infektion stehen. Das behaupten die Ärzte, die am besten das Leiden der Patienten kennen, welche das Risiko unterschätzt haben. Unter den mehr als 100 HPV-Typen gibt es einige, die als Hochrisikotypen gelten und nach jahrelanger anhaltender Infektion einen hohen Prozentsatz atypischer Gewebeveränderungen, ja sogar Krebs, verursachen können. Es wurde auch bewiesen, dass bis zu 99 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) genetisches Material des Virus aufweisen. Und Gebärmutterhalskrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen zwischen 15 und 44 Jahren in Europa, wobei jedes Jahr fast 325,3 Millionen Frauen dem Risiko ausgesetzt sind, daran zu erkranken. Jedes Jahr werden ca. 61.000 Frauen mit Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert und fast 26.000 sterben an dieser Krankheit.
In Bulgarien ist das Problem noch gravierender. Die Sterblichkeitsrate in unserem Land ist fast doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt (9 Fälle pro 100.000 gegenüber 5 Fälle pro 100.000). Und während in der EU ein Abwärtstrend bei der Sterberate aufgrund von Gebärmutterhalskrebs zu verzeichnen ist, ist in Bulgarien das Gegenteil der Fall. Unser Land liegt bei der Sterblichkeit aufgrund von Gebärmutterhalskrebs an dritter Stelle in Europa, nach Rumänien und Moldawien. Um die Aufmerksamkeit auf dieses Problem zu lenken, wurde 2021 ein nationales Programm zur Primärprävention gestartet, das bis 2024 in Kraft ist.
„Die Menschen sind jedoch nicht ausreichend über die Risiken von HPV informiert“, sagte Dr. Alina Stajkow, eine Gynäkologin mit langjähriger Praxis in Zürich. Sie fügte hinzu, dass die Infektion zu einer Reihe von Gewebeveränderungen führen kann, die zwar nicht tödlich sind. Sollte die Infektion aber über Jahre hinweg anhalten, schafft das Virus auch Voraussetzungen für die Entwicklung von Krebszellen, wobei sowohl Frauen als auch Männer von Gewebeveränderungen betroffen sind.
Laut Dr. Alina Stajkow und ihrem Team liegt der richtige Weg zur Bekämpfung der Infektion in der Aufklärung und Vorbeugung von mehr Menschen, insbesondere wenn das Virus vor allem junge Menschen bedroht. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, hat Dr. Stajkow eine Kampagne zur Vorbeugung von HPV-Infektionen gestartet. Man setzt nicht nur auf Medienauftritte, sondern auch auf ein attraktives multimediales Element, das vor allem die Jugendlichen ansprechen soll. Interessant ist, dass an diesem Projekt hauptsächlich Bulgaren beteiligt sind und zwar nicht nur Mediziner, sondern auch Musiker, Webdesigner, Illustratoren sowie Spezialisten für Audio- und Videoproduktionen. Gemeinsam haben sie die animierte Heldin Elektra (die Spenderin des Lichts in der griechischen Mythologie) geschaffen, die zum Wahrzeichen der Kampagne werden soll. Die Kreativen Künstler Jean Marinow und Maria Marinowa schufen den Song „Ain't just a thing“, der auf eine unaufdringliche Art und Weise die Hauptbotschaft vermittelt, auf die eigene Gesundheit zu achten.
„Wir haben auch an einer informativen Website gearbeitet, um den Fokus auf das Wichtigste bei HPV-Infektionen zu richten“, betonte Dr. Alina Stajkow, die treibende Kraft hinter der Initiative. Sie erläuterte der Reporterin von „Radio Bulgarien“, Gergana Mantschewa, wie die Kampagne die jungen Menschen erreichen soll:
„Ich glaube, dass die Initiative erfolgreich sein wird, weil junge Menschen auf ihre eigene Gesundheit achten und wissen, wie wichtig sie ist. Aber die Art und Weise, wie jahrelang agiert und darüber gesprochen wurde, war nicht optimal. Diese interaktive Kommunikation ermöglicht es den Jugendlichen, viele Fragen zu stellen. Wir begeben uns einfach auf ihre Kommunikationsebene, indem wir ihnen das anbieten, was sie interessiert. Auf diese Weise erreichen wir sie. Man kann sagen, dass dieses Projekt fast vollständig von einem bulgarischen Team vorbereitet und umgesetzt wurde. Deshalb wünschen wir uns sehr, dass es auch Bulgarien erreicht. Zunächst einmal werden wir unsere Website auch in bulgarischer Sprache anbieten. Ich hoffe, dass sich viele junge Menschen informieren werden und sich die Empfehlungen unserer Fachleute zu Herzen nehmen. Das Ziel ist, dass sie Verantwortung für ihre eigene Gesundheit und die Gesundheit der Gesellschaft insgesamt übernehmen.“
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv, hpv-shield.ch, freepik.com
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