Die Bulgaren im Ausland stehen, so wie ihre Landsleute im Inland, wieder einmal vor einer Entscheidung, von der abhängt, ob unser Land für den Wohlstand seiner Bürger arbeiten und sich in der europäischen und euro-atlantischen Familie als zuverlässiger Partner etablieren wird.
In Österreich leben zwischen 35.000 und 45.000 Bulgaren, von denen bei den letzten Parlamentswahlen nur 5.000 gewählt haben. Die Statistik vom 2. Oktober 2022 könnte sich jedoch ändern, da ihnen nun 15 Wahllokale in acht Städten zur Verfügung stehen.
„Die Haltung der Bulgaren in Wien ist leider nicht anders als bei den jüngsten Wahlen. Bei den Menschen scheint sich Wahlmüdigkeit einzustellen“, sagte Teodor Georgiew, ein Sport- und Sozialunternehmer, der in der österreichischen Hauptstadt lebt. Er gehört zu den aktiven Auslandsbulgaren, die gemeinsam mit anderen Landsleuten ihre Haltung als Bürger offen zum Ausdruck bringen. Und obwohl in den letzten Jahren „Proteste“ und „Wahlen“ zu den meistgenutzten Wörtern gehörten, sieht sich unser Land erneut vor fundamentale Probleme gestellt, für die schon längst eine Lösung hätte gefunden werden müssen.
„Die Probleme mit der Korruption und der fehlenden Obrigkeit des Gesetzes sind tief in der bulgarischen Politik verwurzelt. Es sind offensichtlich Zeit und ständige Bemühungen erforderlich, damit eine wesentliche Veränderung erzielt werden kann“, fuhr Teodor Georgiew fort. „Wir können sie immer noch nicht sehen, spüren, greifen. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir weiterhin essentielle Fragen stellen und von den Regierenden Rechenschaft verlangen, egal wer sie sind. Der Fortschritt mag langsam sein, aber jeder Schritt in Richtung einer transparenteren und demokratischeren Gesellschaft ist wichtig. Deshalb gehen wir auf die Straße, wenn es nötig ist. Wir müssen der Korruption Herr werden und Rechtsstaatlichkeit erzielen, um so vorankommen zu können, die wir es uns wünschen.“
Meinungsforscher und politische Analysten sind nicht sehr optimistisch, dass nach diesen Wahlen eine Regierung gebildet werden kann. Zu den vielen Trennlinien zwischen den Parteien kommt noch eine weitere hinzu: auf welcher Seite sie in Bezug auf den Krieg in der Ukraine stehen. In diesem Zusammenhang sagte Teodor Georgiew:
„Es ist wichtig, dass die bulgarische Außenpolitik im Einklang mit den nationalen Interessen und Werten Bulgariens und seiner Partner steht. Wir sollten nicht vergessen, dass Bulgarien Teil vieler außenpolitischer Verträge ist und ich verstehe nicht, was für eine Diskussion zu diesen Themen geführt werden soll.“
Deshalb sollte sich nach Ansicht des Jungunternehmers die politische Energie auf die Entwicklungschancen konzentrieren, die unser Land jedem seiner Bürger zu bieten hat.
„Die künftige Regierung sollte dem Wirtschaftswachstum und der sozialen Gerechtigkeit sowie der Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen Vorrang einräumen“, sagte Teodor Georgiew gegenüber „Radio Bulgarien“. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, in diesen Bereich und auch in die Bildung zu investieren, um gefährdete Gruppen zu unterstützen. Darüber hinaus muss die digitale Kluft angegangen und in die Infrastruktur investiert werden, um das Wachstum des Technologiesektors zu unterstützen. Ich bin der Meinung, dass der Technologiesektor die Chance für Bulgarien ist, sich auf der Weltkarte mit einem Produkt und einer Dienstleistung auf hohem Niveau zu positionieren. Wir sehen, dass es im Technologiesektor Start-ups gibt, auf die wir stolz sein können.“
Damit das alles geschehen kann, muss aber jeder von uns seine Stimme abgeben, ist Teodor Georgiew überzeugt.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv
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