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Jean Schejtanow – ein Mann, der Sosopol in seinem Herzen trägt

Foto: Privatarchiv

Sosopol blickt auf eine uralte Geschichte zurück, ist Austragungsort des jährlichen Kunstfestivals „Apollonia“ und eine Muse für bulgarische Künstler. Eine der emblematischen Persönlichkeiten der schmucken Schwarzmeerstadt ist zweifelsohne der Musiker Jean Schejtanow. Der Sänger, Komponist, Arrangeur und Gitarrensammler stammt aus einer Familie von Kaufleuten, die ein Gespür und Talent dafür haben, das Schöne in ihrer Umgebung zu entdecken.

Das verdankt er seinem Großvater, dem berühmten Sosopoler Maler und Marinisten Jani Christopullo, genannt „der gute Geist von Sosopol“. Ihm ist es gelungen, so gut wie jeden Felsen, jeden Sonnenuntergang, jedes Haus und jeden Windhauch, der die Wellen kräuselt, zu malen. Im Laufe seines Lebens hat der Künstler über 3.000 Gemälde gemalt. Fast alle seine Bilder sind der Schönheit und dem Licht von Sosopol gewidmet. Und sein Enkel Jean hat diese in Text und Musik wiedergegeben.

Seinem Großvater verdankt Jean Schejtanow den ersten Kontakt mit dem Klavier und die Aufzeichnung der ersten Kompositionen auf Magnetband, die er im Alter von sieben Jahren spielte. Als er 11 Jahre alt wurde, hörte er mit dem Klavierspiel auf und begann  Gitarre zu spielen. Er studierte an der Musikschule in Burgas und anschließend am Musikkonservatorium in Sofia, wo er fast sofort eine Einladung erhielt, im Orchester „Spektrum“ des ehemaligen Hüttenwerks „Kremikowzi“ zu spielen.

Dank der Unterstützung durch das Metallurgiekombinat brachte die Band jedes Jahr eine Platte mit Liedern heraus, die einen Bezug zu den Arbeitern hatten, erinnert sich der Musiker.

„1982 wurde die Band „Spektrum“ in „Ferroton“ umbenannt. Es war wichtig, dass der Name etwas über die Tätigkeit des Kombinats aussagt. Und da es sich mit der Produktion von Eisen und Stahl beschäftigte, kam ich auf den Namen “Ferroton“: Ich und Alexander Alexandrov waren die Hauptkomponisten für die Band. Unabhängig davon haben alle berühmten Komponisten wie TontschoRussew, Najden Andreew, Stefan Dimitrow, Dimitar Penew, Boris Karadimchew usw. Lieder für uns geschrieben“, erinnert sich Jean Schejtanow.

Neben zahlreichen Konzerten und Auftritten im Inland war „Ferroton“ auch im Ausland unterwegs.

„Mit der Band sind wir durch die Sowjetunion, Afrika und Asien getourt. Auf dem Schwarzen Kontinent haben wir Angola, Sambia und Simbabwe besucht und in Asien waren wir in Vietnam, Laos, Kambodscha und Afghanistan. Wir haben diese Reisen unter der Schirmherrschaft des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe durchgeführt. Wir haben festgestellt, dass alle Menschen gleich sind: Wenn ihnen etwas gefällt, zeigen sie das sofort mit Applaus und Jubel. Neben bulgarischer Musik spielten wir auch damals beliebte ausländische Hits. Ich habe sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit, denn ich war jung, hatte viele Ideen und war voller Schaffensdrang.“

Ab 1987, als er die Band verließ, begann Jean Schejtanow, eine unabhängige Karriere aufzubauen. Er kreierte etwa 170 Songs, bei denen er als Komponist, Arrangeur und Interpret tätig war. Er gibt zu, dass er im Laufe der Jahre erkannt hat: Es ist am besten, das zu tun, was man mag und was einem Spaß macht zu arbeiten. Doch bis er zu dieser Erkenntnis kam, durchlebte er auch schwierige Phasen und hörte einige Male sogar auf, sich mit Musik zu befassen.

„1992 veröffentlichte ich mein erstes Album 'Der galante Mann', das ich beim „Goldenen Orpheus“ vorstellte. Allmählich begann jedoch der Pop-Folk den Pop zu verdrängen und ich musste mich auf einen etwas griechischeren Stil von Liedern umorientieren, bei denen ich auch die Bouzouki einsetzte. Sie waren auf alle Bulgarisch, mit schönen Texten“, so Jean Schejtanow.

Das Publikum liebt ihn sowohl für seine Lieder als auch für sein vielfältiges Repertoire, das Rock, Funk, Pop und griechische Musik umfasst.

Und Jean Schejtanow hörte nicht nur nie auf, Gitarre zu spielen, sondern er hat auch eine Sammlung von Instrumenten, auf die er stolz ist. Vor allem auf zwei davon, die nach ihm benannt sind und nach seinem Entwurf gefertigt wurden:

„Zu meinem 60. Geburtstag schenkten mir meine Frau und meine Tochter eine speziell in Auftrag gegebene amerikanische Markengitarre. Ich besitze Gitarren wie die von Eric Clapton und Steve Vai, John Petrucci und John Scofield, aber worauf ich besonders stolz bin, sind zwei, die vom besten bulgarischen Gitarrenbauer - Kostadin Dimitrow – angefertigt wurden. Sie basieren auf meinen Entwürfen und sind mit von mir ausgewählter Elektronik ausgestattet“, sagte abschließend  Jean Schejtanow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv





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