Es ist nicht genau bekannt, wie viele Bulgaren in London leben, aber es sind sicherlich Zehntausende, da der Saal jedes Mal voll ist, wenn eine bulgarische Aufführung der Amateur-Satire-Truppe „The Bulgarians“ stattfindet. Sie wurde von Enthusiasten, bulgarische Auswanderer und Lehrer in der Sonntagsschule „Bojan Maga“ für bulgarische Sprache und Kunst in London ins Leben gerufen. Treibende Kraft hinter der Idee ist Antonia Angelowa, die die Theatertruppe 2016 gegründet hat. Seitdem wurden auf einer improvisierten Londoner Bühne klassische bulgarische Werke aufgeführt wie „Die missverstandene Zivilisation“, „Bulgaren aus alten Zeiten“, „Königreich der Frauen“, aber betrachtet durch das Prisma der bulgarischen Emigration, die ihre Wurzeln zwar bewahrt hat, aber auch im Einklang mit allem, was auf der Insel geschieht, lebt. Niemand in der Truppe ist ein professioneller Schauspieler, aber jeder trägt mit seiner persönlichen Begabung zum Gelingen der Aufführungen bei – einige schreiben Gedichte und Prosa, andere haben ihren neuen Beruf entdeckt und dritte widmen sich den Kindern und der Familie. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie stolz auf ihre bulgarische Abstammung sind. Das bringt sie einander näher und mit der gleichen Begeisterung bringen sie die typischsten bulgarischen Merkmale in der englischen Szene zum Vorschein. Vor allem von den Emotionen während der Vorbereitung eines jeden Auftritts angezogen, schließt sich Neli Jordanowa dem Komödie-Team an. Sie ist von Beruf Therapeutin, gehört aber fast seit ihrer Gründung zur Truppe. Das erste aufgeführte Stück war „Die missverstandene Zivilisation“. Ziel war es, die Menschen an das bulgarische Theater und die klassischen Werke zu erinnern:
„Nachdem Antonia Angelowa die Theatertruppe zusammengestellt hatte, wurde Nina Dzhunowa unsere Drehbuchautorin. Sie hat das Stück so gestaltet, dass die Haupthandlung dem Werk von Dobri Wojnikowfolgt, darin aber auch Witze aus dem Leben der Bulgaren in London eingebracht wurden”, erklärte Neli Iordanowa für Radio Bulgarien. „Wir sind alle Laienkünstler. Das Theater ist unser Hobby, durch das wir Bulgarien zum Ausdruck bringenund zeigen wollen, was wir können. Gleichzeitig haben wir viel Spaß dabei.“
Alle Einnahmen aus den Aufführungen werden für die Arbeit des Regisseurs, für die Miete des Saals und anderen Ausgaben verwendet, erzählt Neli Jordanowa weiter und sagt, dass sie sich sehr freuen, dass der Saal immer voll ist und sie vom Publikum viele Komplimente und Superlative erhalten. „Die Bulgaren sagen uns, dass sie sehr stolz auf das sind, was wir tun. Allerdings weiß jeder, dass wir keine Profis sind, daher sind die Erwartungen an unsere Leistungen auch nicht so groß“, gibt Neli Jordanowa zu.
Nach der Aufführung des Stücks „Die missverstandene Zivilisation“ begann „The Bulgarians“ gesellte sich die Regisseurin Elisaweta Datschewa, die in London ihr Regiestudium absolvierte, dazu. Mit ihr hat die Truppe „Das Königreich der Frauen“ des bulgarischen Dramatikers Stefan Lasarow Kostow aufgeführt, erneut vor vollem Haus und mit großem Erfolg.
Die Proben und Aufführungen finden in der Trinity Church im Norden Londons statt, die Platz für etwa 200 Personen bietet. Die Unannehmlichkeiten ergeben sich jedoch daraus, dass die Kirche letztendlich keine Theaterbühne ist und die Zuschauer nicht amphitheatralisch sitzen können. Die Laiengruppe hat aber momentan keine Möglichkeit, eine echte Theaterbühne zu mieten.
Während der Pandemie fielen die Auftritte und Proben komplett aus, doch Anfang 2022 kam die Begeisterung wieder zurück und die Truppe versammelte sich erneut, wenn auch noch nicht komplett. Das neueste Stück der Truppe heißt „Bulgaren der Neuzeit“ - eine Zusammenstellung zweier Romane von Ljuben Karawelow - „Bulgaren aus alten Zeiten“ und „Mutters Kind“. Die Drehbuchautorin ist wieder Nina Dzhunowa.
„Das Neue ist, dass der bulgarische Schauspieler Jawor Gigow unser Regisseur wurde. Er ist der Einzige unter uns, der wirklich weiß, wie man Theater auf hohem Niveau macht“, sagtNeli Jordanowa.
„Im Moment sind wir nur Frauen, aber es wird nach neuen Enthusiasten gesucht, da im letzten Stück mehrere Personen gleichzeitig zwei Rollen spielen müssen.Wir haben auch lustige Situationen, machen Fehler, aber die „Kollegen“ auf der Bühne reagieren so, dass die Verwirrung im Saal nicht bemerkt wird. Ansonsten kümmern wir uns um alles selbst – Bühne, Plakate, Kostüme. Wir sind Enthusiasten bis zum Äußersten und genießen die gemeinsame Arbeit.“
Übersetzung: Antonia Iliewa
Fotos: Facebook / Nelly Yordanova, Privatarchiv
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