Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Die Trinkbrunnen in den Rhodopen und die Weisheit des Wassers

Begegnung mit Opa Sali und die Lehren der Zeit

Foto: Archiv

Keiner, der in den östlichen Rhodopen unterwegs ist, kann gleichgültig an den Hunderten von Trinkbrunnen am Wegesrand vorbeigehen. Diese Trinkbrunnen sind einer größer und schöner als der andere. Manche fallen mehr ins Auge, andere sind bescheidener und es gibt sogar solche, die als Picknickplätze ausgewiesen sind – mit einem Kamin zum Grillen, umgeben von Spielplätzen und anderen Annehmlichkeiten.

Warum es in den Rhodopen so viele Trinkbrunnen gibt und wer sie baut, erfahren wir aus dem Bericht von Galina Stefanowa vonBNR Kardschali. Sie unterhielt sich mit Opa Sali, der den Bau des ersten Trinkbrunnens im Dorf Baschewo organisierte, lange bevor die Wasserleitung im Dorf gebaut wurde. Gemeinsam mit seinen Dorfbewohnern leiteteOpa Sali das Wasser auf den Dorfplatz, damit die Frauen nicht den langen Weg zu den Quellen zurücklegen müssen.

Auf die Frage, warum es in den Rhodopen so viele Trinkbrunnen gibt und wer sie gebaut hat, werden die lächelnden Augen des alten Mannes feucht:

„Jedem, dessen Vater, Sohn oder Mutter gestorben ist, kommt es von Herzen, etwas zum Gedenken zu tun“, erzählt Opa Sali. „Sie findeneine Quelle im Berg und beschließen, einen Trinkbrunnen zu bauen. Diese Quellen sind unabhängig und haben nichts mit dem städtischen Wassernetz zu tun.“

Opa Sali ist fast 90 Jahre alt, empfängt aber weiterhin Touristen in seinem steinernen Haus im Dorf Baschewo. Man kann nicht an seinem Haus vorbeigehen, ohne einen türkischen Kaffee zu trinken, den er selbst zubereitet, während er seine Seele für Gespräche öffnet. Auf die Frage, warum Menschen Trinkbrunnen zum Gedenken an ihre verstorbenen Lieben bauen, antwortete der alte Mann:

„Wasser ist das Wichtigste, es steht an erster Stelle. Sowohl die Toten als auch die Lebenden brauchen Wasser. Wenn jemand krank ist, wird demjenigen, der ihm ein Glas Wasser reicht, diese gute Tat gutgeschrieben. Wasser ist eine lebendige Seele. Derjenige, der den Menschen keinen Zugang zu Wasser gewährt, muss man ein sehr schlechter Mensch sein.“

Opa Salihat selbst zwei Trinkbrunnen gebaut, wofür ihm die Menschen bis heute dankbar sind. Er fand das Wasser drei Kilometer vom Dorf entfernt, hoch oben in den Bergen – es war klar und schmackhaft und er leitete es mit Schläuchen ins Dorf:

„Damals kannten wir die Technologie noch nicht. Als ich die Quelle fand, floss das Wasser zum Fluss. Ich rief die Nachbarn zusammen, damit sie mir helfen, den Kanal zu graben und das Wasser abzuleiten. Zuerst baute ich in meinem Hof einen großen Trinkbrunnen, den alle Nachbarn nutzen konnten. Zuvor gingen die Frauen, müde von der Arbeit, mit den Eimern zu den Quellen, um Wasser zu holen. Heute reichen zwei Eimer Wasser nicht mehr aus zum Kochen, zum Waschen, zum Putzen. Und bis der Bürgermeister die Wasserleitung im Dorf gebaut hat, kamen die Nachbarn hierher, um Wasser zu holen.“

Opa Salis Herz ist einsam, seitdem seine liebe Frau verstorben ist. Wenn er über sie spricht, kommen ihm die Tränen. Hätten Frauen früher studieren dürfen, hätte seine Frau Ärztin werden können, sagt er. Er hat zwei Söhne, die Häuser in Kardschali und Petlino und sogar in der Türkei haben. Er könnte zu ihnen ziehen, aber er zieht es vor, im eigenen Zuhause zu bleiben, wo er seinen Lebensabend in Ruhe verbingen kann.

Zusammengefasst: Galina Stefanowa

Übersetzung: Antonia Iliewa

Fotos: Georgi Agrirow, BNR Kardzhali, Archiv



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Foto: NBU

Das Internationale Forum "Der Weg des Lichts" in Athen würdigt den Beitrag der heiligen Brüder Kyrill und Method, Schutzpatrone Europas

Am 11. Mai, dem Tag , an dem die orthodoxe Kirche die heiligen Apostel Kyrill und Method ehrt, findet in Athen das Internationale Wissenschaftsforum "Der Weg des Lichts" statt. Die Veranstaltung ist dem Werk der heiligen Brüder und ihrer Schüler sowie..

veröffentlicht am 11.05.24 um 09:05

Traditionelles Maifest mit Attraktionen an den Felsen von Lakatnik

Der Bergrettungsdienst in Lakatnik wird heute einen 100 Meter langen alpinen Seil auf den malerischen Lakatnik-Felsen in der Iskar-Schlucht spannen im Rahmen des traditionellen Maifestes an der Station Lakatnik. Vom so genannten Idealen Rand der..

veröffentlicht am 11.05.24 um 08:05

"Festliche Lesungen im Mai" organisieren Bulgaren in Seattle

Ein reales Treffen markiert den Beginn des virtuellen Literaturfestivals "Festliche Lesungen im Mai", das seit 2020 von der Gesellschaft für Poesie und literarische Prosa "Glagolnizata" im Bulgarischen Zentrum für Kultur und Erbe in Seattle organisiert..

veröffentlicht am 11.05.24 um 07:30