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Sofia und seine Graffiti

„Sofia Urban Art“ – das erste Buch, das sich mit Straßen- und Graffitikunst in Sofia der letzten drei Jahrzehnte beschäftigt

Foto: sofiagraffititour.com

In den letzten Tagen des vergangenen Jahres 2023 gaben einer der besten Graffiti-Künstler Bulgariens, Nassimo, und sein Fine Graff Art-Team auf ihrer Facebook-Seite die Entscheidung bekannt, dass sie alle Einnahmen aus ihren neuen Reproduktionen und ihre freiwillige Arbeit für verschiedene Bildungsinstitutionen, die direkt den Kindern zugutekommen, spenden. Stanislaw Trifonow, wie der Künstler mit bürgerlichem Namen heißt, verspricht, sein Talent, implementiert in Wandgemälden, Gemälden und Vorträgen zu spenden, damit die Kinder in einem günstigeren Umfeld, umgeben von Kunst mit Botschaft und Anreizen für die Entwicklung ihres kreativen Potenzials aufwachsen. 
Während Graffiti für die ältere Generation von Bulgaren immer noch nur hässliche Inschriften und Slogans an den Wänden aus den Anfängen des demokratischen Umbruchs in unserem Land sind, müssen wir heute ehrlich zugeben, dass das neue „Straßengewand“ von Sofias in den letzten dreißig Jahren bunter, schöner und beeindruckender geworden ist, der globalen Street-Art-Szene durchaus würdig.
Das beweist das junge Sofia Graffiti Tour-Team, das Tswetan Bisew und Gleichgesinnte gebildet haben. 2016 begannen sie, Rundgänge zu veranstalten, die Graffiti und Straßenkunst in der bulgarischen Hauptstadt zeigen. Die Führungen finden bis heute das ganze Jahr über völlig kostenlos und in englischer Sprache statt.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich aus der Idee der Jugendlichen die Gründung einer Kulturorganisation, die verschiedenen Festivals, Ausstellungen, Veranstaltungen, Meisterkurse und Filmvorführungen zur Unterstützung der Graffiti-Szene in Bulgarien organisiert. Inzwischen ist auch ihr größter Traum wahr geworden – veröffentlicht wurde die erste zweisprachige Anthologie (in Bulgarisch und Englisch) der Straßenkunst in Sofia der letzten drei Jahrzehnte.

Das Buch trägt den Titel „Sofia Urban Art“ und erzählt über die Entwicklung der Graffiti in Sofia vom Beginn der 1990er bis heute. Es ist der Versuch, alle Ereignisse aus dieser Szene zu systematisieren – die wichtigsten Künstler, die wichtigsten Orte, wie diese Zeichnungen in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts zur Subkultur heranwuchsen bis zum Höhepunkt – der Organisation von Festivals und den großformatigen Wandgemälden, die wir heute sehen. Wir selbst sind seit fast zwanzig Jahren Fans dieser Kunst und es war schon immer ein Traum für uns, dass Street Art und Graffiti in Sofia ein eigenes Buch haben. Die Idee ist, das Buch auch außerhalb Bulgariens zu präsentieren“, sagt Zwetan Bisew.

 Ein internationaler Partner für den Vertrieb von „Sofia Urban Art“ ist deswegen das größte Graffiti- und Street-Art-Museum Europas „Straat“ in Amsterdam, Niederlande. Die Ausgabe fußt auf jahrelanger Recherche, der Sammlung vom Archivmaterial, zahlreichen Gesprächen mit Künstlern und Veranstaltern sowie 600 sorgfältig ausgewählten Bildern auf 256 Seiten. Zwetan Bisew sagt, dass es sehr wichtig war, Werke und Künstler zu zeigen, die für diese Art von Kultur in unserem Land historisch wichtig sind, wie etwa Eric 273 vom Anfang des 21. Jahrhunderts, das Team von „140 Ideen“, das für einige der schönsten Wänden an Schulen in der Stadt verantwortlich ist, die bizarren Kreaturen von Bozko und natürlich Nassimo und die Gruppe Destructive Creation, die vor mehr als zehn Jahren versuchten, das Denkmal der Sowjetarmee im Einklang mit der Zeit der Marvel Cinematic Universe zu „verkleiden“. 

Bulgarien sei stilistisch und künstlerisch recht solide, sagt Bisew. Das Land habe viele weltberühmte Graffitikünstler und entwickele sich auf internationalem Niveau. 2023 wurde in Sofia erstmals von der Stadtverwaltung eine Mauer zugewiesen, auf der diese Art von Malerei erlaubt wurde. Ähnliche Orte gibt es in Plowdiw und anderen Städten schon seit langem, und er hoffe, dass es immer mehr solche Orte geben wird. Er persönlich sei der Meinung, dass jedes Viertel seine eigene Straßengalerie haben sollte.

 Street Art hat nicht unbedingt einen sozialen und politischen Kontext, glaubt Tswetan Bisew. Doch er ist davon überzeugt, dass diese Art von Kunst zunehmend in das Erscheinungsbild einer Stadt eindringt, es verändert und für Touristen attraktiver macht. Für das Jahr 2024 wünscht er sich mehr Graffiti-Festivals in unserem Land, die die Grundlage für die Vereinigung und das Wachstum der gesamten Gemeinschaft der Straßenkünstler und ihrer urbanen Werke bilden.

Übersetzung: Tichomira Krastewa



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