Die bulgarisch-rumänischen Beziehungen befinden sich in einer Zeit des Aufschwungs, in der in beiden Ländern sowohl ein internationaler Kontext als auch ein hoher politischer Wille für ihre Entwicklung besteht.
Fast ein Jahr ist vergangen, seit die Präsidenten Rumen Radew und Klaus Johannis in Sofia (15. März 2023) die Gemeinsame Politische Erklärung zur strategischen Partnerschaft zwischen Bulgarien und Rumänien unterzeichnet haben. Durch dieses Dokument verpflichteten sie sich zu einer engeren politischen Interaktion, Sicherheitszusammenarbeit, Infrastrukturentwicklung, einschließlich des Baus einer neuen Brücke über die Donau bei Russe-Giurgiu, gegenseitiger Unterstützung bei der Bestätigung Bulgariens und Rumäniens in der EU und in internationalen Organisationen wie die OECD.
Dadurch können wir den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen staatlichen Institutionen erkennen. Auch der bilaterale Handel und der Tourismus nehmen zu, doch trotz des Wunsches der proeuropäischen Eliten beider Länder, ihre Gesellschaften näher zusammenzubringen, mangelt es ihnen bisher an bahnbrechenden Initiativen sowie an Menschen und Organisationen, die Rolle von Brücken der Freundschaft in den bilateralen Beziehungen zu spielen. Bulgaren und Rumänen kennen sich immer noch nicht ausreichend, haben negative Stereotypen oder Vorurteile voneinander und der Wandel in den Beziehungen hat die tieferen gesellschaftlichen Ebenen noch nicht erreicht.
Wenn wir die Hauptpunkte der gemeinsamen Erklärung zur strategischen Partnerschaft überprüfen, stellen wir fest, dass bei verschiedenen Elementen einige, wenn auch schwierige Fortschritte erzielt wurden. Beispielsweise gab die EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean im Februar 2024 bekannt, dass die Machbarkeitsstudie für die zweite Brücke über die Donau bei Russe- Giurgiu genehmigt wurde. Es ist vorgesehen, dass es sich bei der neuen Brücke um eine Straßenbrücke handelt. Laut Adina Vălean aber soll es sich bei der Russe- Giurgiu 2-Brücke nach den neuesten europäischen Infrastrukturkarten um eine Straßen- und Eisenbahnbrücke handeln, d. h. derzeit besteht weiterhin Unklarheit darüber, was genau gebaut werden soll.
Ein Fragezeichen gibt es auch bezüglich der Fähre Russe- Giurgiu, deren Start für Sommer 2022 geplant war, die jedoch noch nicht gestartet ist.
Die Verteidigungskooperation zwischen Rumänien und Bulgarien scheint sich gut zu entwickeln, mit regelmäßigen Interaktionen zwischen dem Sofia Security Forum und dem NewStrategy Center – den führenden Denkfabriken der Sicherheitseliten beider Länder.
Bulgarien, Rumänien und die Türkei haben eine Vereinbarung zur Bildung einer Minenbekämpfungsgruppe im Schwarzen Meer unterzeichnet, um die Gewässer von Treibminen zu befreien, die seit Beginn des Krieges in der Ukraine aufgetaucht sind. Es ist dieser militärische Konflikt, der den internationalen Kontext schafft, in dem Bulgarien und Rumänien den Kurs in Richtung Annäherung und strategische Partnerschaft einschlagen.
Im vergangenen Jahr haben der bulgarische Botschafter in Rumänien, seine Exzellenz Radko Wlajkow und der rumänische Botschafter in Sofia, S.E. BrandusaPredescu, bedeutende Arbeit geleistet, die auf die Aktivierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Sicherheit, Wirtschaft, Infrastrukturprojekte, Medien und Kulturpartnerschaften abzielte.
Die bulgarisch-rumänische Industrie- und Handelskammer in Russe und die bilaterale Handelskammer Rumänien-Bulgarien in Sofia, der bulgarische Abgeordnete im rumänischen Parlament, Georgi Nakow, die Euroregion „Donau“ zwischen Russe und Giurgiu und andere Organisationen haben ebenfalls zur Entwicklung der bulgarisch-rumänischen Beziehungen beigetragen.
Allerdings gibt es in Rumänien immer noch verschiedene Vorurteile gegenüber Bulgarien – zum Beispiel, dass es Russland sehr nahesteht, bulgarische Unternehmen zweifelhaft sind.
Die Bulgaren scheinen für die rumänischen Eliten, die fast ausschließlich auf den Westen blicken, einfach nicht besonders interessant zu sein. Im Gegensatz dazu herrscht in Bulgarien die Meinung vor, dass Rumänien wirtschaftlich voranschreitet, doch es gibt auch große Unkenntnis über die moderne Realität Rumäniens.
Das Projekt für eine Verbrennungsanlage für medizinische und tierische Abfälle in Giurgiu beispielsweise hat alte Wunden aus der Zeit des Sozialismus aufgerissen, dass die Umweltverschmutzung in Rumänien die ohnehin schlechte Luft in Russe weiter verpesten könnte.
Der wirkliche Wandel in den bilateralen Beziehungen und die wirkliche strategische Partnerschaft werden erst dann beginnen, wenn es den Bulgaren und Rumänen gelingt, sich gegenseitig kennenzulernen, in der Kommunikation einen Sinn zu finden und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
In diesem Sinne ist die positive Dynamik zwischen zwei Institutionen, die offenbar die Formel für die Entwicklung der Beziehungen gefunden haben – den nationalen Radios und den diplomatischen Instituten – beeindruckend. Nachdem der BNR im Jahr 2022 eine rumänische Redaktion bei Radio Bulgarien eröffnete und Nachrichten in rumänischer Sprache sendet, unterzeichneten der BNR und Radio Rumänien eine Kooperationsvereinbarung, in deren Rahmen Gespräche geführt und Veranstaltungen organisiert werden – letzteres ist der Besuch des bulgarischen Kinderradiochors in Bukarest und sein gemeinsames Konzert mit dem Kinderradiochor von Radio Rumänien am 29. Februar 2024.
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Was die Interaktion zwischen dem Bulgarischen Diplomatischen Institut und dem Rumänischen Diplomatischen Institut betrifft, ist die Organisation der bevorstehenden Konferenz am 14. März in Bukarest zu erwähnen, die der bulgarisch-rumänischen strategischen Partnerschaft gewidmet ist und an dem hochrangigen Diplomaten und Experten für Außenpolitik teilnehmen werden. Sie hat aber auch viele andere Dimensionen. Im Herbst 2023 veröffentlichte das Bulgarische Diplomatische Institut das Sammelwerk„Rumänische Außenpolitik im geopolitischen Kontext und Bulgarien“, in dem eine eingehende Analyse der bilateralen Beziehungen vorgenommen und Ansätze für deren Entwicklung geboten werden. Das Rumänische Diplomatische Institut wiederum arbeitet an Veröffentlichungen und Studien, die Bulgarien, Rumänien und Südosteuropa als Ganzes untersuchen.
Seit letztes Jahr wehte ein Wind des Wandels in den bulgarisch-rumänischen Beziehungen, aber die Vorurteile und Ansammlungen aus früheren Zeiten, als die beiden Länder nicht so sehr aneinander interessiert waren, sind immer noch sichtbar. Auffällig ist beispielsweise, dass zwischen Bulgarien und Rumänien keine Kulturzentren in den Hauptstädten ausgetauscht wurden, was die Bekanntheit ihrer kulturellen Errungenschaften einschränkt und das gegenseitige Kennenlernen nicht fördert.
6.000 Menschen haben sich in Rumänien bei der letzten Volkszählung von 2021 als Bulgaren erklärt.
Die Aktivität der Eliten zur Verbesserung dieser Beziehungen erfordert eine Verbindung zum Volk, zu den Massen, ohne deren Unterstützung die Veränderung der Beziehungen begrenzt bleiben wird. Und das wäre nicht fair. Bulgaren und Rumänen haben eine historische Nähe und können sich gegenseitig wertvolle Erfahrungen anbieten, sofern die Menschen, die sie suchen, den richtigen Schlüssel dazu haben.
Das Wichtigste ist jedoch, dass der Prozess der gegenseitigen Öffnung, des gegenseitigen Kennenlernens und der Zusammenarbeit begonnen hat. Dieser Prozess muss fortgesetzt werden, denn er bringt den lang ersehnten Wandel mit sich und ermöglicht es sowohl den Bulgaren als auch den Rumänen, den ihnen zustehenden Platz in den Plänen des jeweils anderen Landes einzunehmen, wie der bulgarische Botschafter Radko Wlajkow in seinem Interview für Radio Bulgarien 2023 auf seine Weise erklärte.
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Übersetzung: TichomiraKrastewa
Redaktion:GeorgettaJanewa
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