Das Interesse an der akademischen Beschäftigung mit der bulgarischen Sprache in der Slowakei reicht fast ein Jahrhundert zurück. Im Jahr 1919 wurde die „Comenius-Universität“ in Bratislava gegründet. Zwei Jahre später wurde die Philosophische Fakultät eingerichtet, an der alle geisteswissenschaftlichen Fächer studiert werden. Im akademischen Jahr 1925/1926 entwickelte sich dort die bulgarische Sprache zu einer eigenständigen Sprache.
„Das bulgarische Alphabet ist ein Sakrament, das junge Menschen in der Slowakei dazu anregt, Lesen und Schreiben in Bulgarisch zu lernen“, erzählt uns Dr. Miglena Michailowa-Polanska, die seit 2018 als Dozentin für bulgarische Sprache an der Comenius-Universität Bratislava tätig ist.
Der dortige Lehrauftrag ist Teil der Abteilung für Slawische Philologie an der Philosophischen Fakultät. Das Gespräch mit ihr findet im bulgarischen Kulturinstitut in Bratislava statt.
„Das Studium der bulgarischen Sprache begann im akademischen Jahr 1925/26 im Rahmen von Seminaren und Übungen, die von einem Russen - Prof. Waleri Pogorelow - geleitet wurden. Waleri Pogorelow war zuvor von 1920 bis 1923 Lehrer am Ersten Männlichen Gymnasium in Sofia.
Danach wurde Bulgarisch in verschiedenen Formen in verschiedenen Kursen gelehrt. Seit 1964 gibt es einen Lehrauftrag für Bulgarisch, d.h. ein Dozent wird aus Bulgarien entsandt.
Heute wird Bulgaristik in zwei Fachrichtungen gelehrt - Dolmetschen und Übersetzen in Kombination mit einer anderen Sprache und Slawistik, eine relativ neue Fachrichtung, in der Bulgarisch in Kombination mit einer anderen slawischen Sprache - Serbisch, Kroatisch, Polnisch oder Slowenisch - studiert wird. Vor zwei Jahren haben die ersten Absolventen ihren Abschluss gemacht.
Der bulgarische Sprachkurs in der Slowakei wird von der in der Slowakei lebenden Bulgaristin Prof. Maria Dobrikowa und von der bulgarischen Dozentin Miglena Polanska geleitet. Beide unterrichten praktische bulgarische Sprache, bulgarische Grammatik, bulgarische Literatur, führen die Studenten in verschiedene Arten der Übersetzung, Geographie und Geschichte Bulgariens im Rahmen der so genannten Landeskunde ein.
Ab dem laufenden Studienjahr kann die Abteilung für Bulgaristik an der „Comenius-Universität“ auch eine Doktorandin vorweisen.
Die bulgarische Sprache wird in der Slowakei sowohl von Studenten als auch von Schülern an der bulgarischen Sekundarschule „Christo Botew“ in der slowakischen Hauptstadt gelernt, die seit 1948 vom bulgarischen Staat unterstützt wird. Häufig entscheiden sich die Absolventen dieser Schule, ihre Bulgarischkenntnisse an der „Comenius-Universität“ zu vertiefen. Doch was veranlasst einen Slowaken dazu, Bulgarisch zu studieren?
„Jedes Jahr gibt es einen Zustrom von Studenten, die Bulgarisch studieren wollen. Ihre Beweggründe sind unterschiedlich. Es ist bekannt, dass seit dem Ende des 19. Jahrhunderts die Auswanderung der bulgarischen Gärtner begann und ihre Nachkommen bis heute hier leben. Einige von ihnen beschließen genau aus diesen Gründen Bulgarisch zu lernen - um ihre Familie kennenzulernen, um zu erfahren, woher sie kommen. Ein weiterer Grund ist, dass wir, obwohl wir slawische Völker sind, hier sehr wenig über den Balkan wissen. Der Balkan ist für die Studenten ein interessantes, exotisches Gebiet, sagen sie mit, dass sie kennenlernen wollen. Der nächste Faktor ist also die Neugierde und der Wunsch, die Sprache einer alten Kultur zu lernen, von der sie schon gehört haben. Es gibt wirklich keinen Slowaken, der nicht weiß, wer Kyrill und Method sind. Vor ein paar Jahren gab es hier sogar eine Umfrage, wer der berühmteste Slowake des Jahrtausends ist. Die Brüder Kyrill und Methodius wurden an zweiter Stelle genannt. Aber nur sehr wenige Slowaken wissen, dass das Werk von Kyrill und Method in Bulgarien von ihren Schülern fortgesetzt wird, die von hier vertrieben wurden. Dieses Alphabet wird von unseren Studenten als etwas
Geheimnisvolles und Mystisches empfunden, dass sie lernen wollen. Es ist ein neues Alphabet für sie und sie wollen unsere Sprache sprechen und lesen lernen.“
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Miglena Michajlowa-Polanska ist erst seit sechs Jahren als Dozentin für Bulgarisch tätig. Sie nimmt die Idee als Herausforderung an.
„Ich arbeite am Institut für bulgarische Sprache an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und bin als Dozentin entsandt. Meine neue Aufgabe habe ich als ein neues Unterfangen betrachtet. Das Unterrichten von Bulgarisch als Fremdsprache liegt mir sehr am Herzen. Ich habe schon in Bulgarien ausländische Studenten unterrichtet, die Bulgarisch lernen wollen und einen Abschluss in slawischer Philologie mit Tschechisch. Mit Slowakisch kenne ich mich auch aus. Das sind Sprachen, die sich nahestehen. Mir war bekannt, dass es hier eine bulgarische Schule gab, in der unser Sohn seine Ausbildung fortsetzen konnte. Also begann ich in Bratislava zu arbeiten. Das Leben hier ist friedlich, die Menschen sind nett und freundlich. Es ist ein gutes Leben.“
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Übersetzung: Tichomira Krastewa
Redaktion: Georgetta Janewa
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