Die Gadulka ist bei weitem nicht das beliebteste Instrument, mit dem die Künstler auf den Bühnen der Welt auftreten. Gadulka auf moderne Weise zu spielen, mit einem Repertoire in verschiedenen Genres und Stilen, ist keineswegs eine Aufgabe für Amateure. Es erfordert harte Arbeit, Hingabe und ein hohes Maß an Professionalität, um dieses Instrument zu beherrschen. Erst danach kann einem die Gadulka die Welt öffnen. Genau das ist zu Beginn der Karriere des jungen Musikers Dimitar Gugow geschehen. Nach fast 25 Jahren, die er der Gadulka in Frankreich gewidmet hat, geht der virtuose Gadulkaspieler nun auf Europatournee - mit Konzerten als Solist, aber auch zusammen mit seiner Gruppe „Die barbarischen Geigen“. Einladungen für Konzerte kommen aus Österreich, Deutschland, Polen und verschiedenen Städten Frankreichs. Vor seinem Konzert am 25. Mai in Lüttich (Belgien) war Dimitar Gugow Gast des Volksmusikorchesters des bulgarischen Rundfunks unter der Leitung von Dimitar Christow.
Dies ist seine erste Rückkehr nach Bulgarien als Solist. Das Konzert findet am 23. Mai im Ersten Studio des Bulgarischen Nationalen Rundfunks statt. Auf dem Programm stehen zwei Originalwerke des renommierten Gadulkaspielers, die er zusammen mit dem Orchester präsentieren wird.
„Die Wahl der Gadulka als Musikinstrument hat wenig mit der Stadt zu tun, aus der ich komme - ich stamme aus Silistra im Nordosten Bulgariens“, erklärt Dimitar Gugow im Interview für Radio Bulgarien:
„In der Region Dobrudscha, in Silistra, verwendet man die kleine Gadulka, die hier ‚Kopanka‘ genannt wird. Die große thrakische Gadulka, die zu den Orchestern gehört, ist ein relativ neues Instrument für meine Region. Aber mit der Entwicklung von Volksorchestern nach den 1930er Jahren hat dieses Instrument auch hier Einzug gehalten.
Ich weiß jetzt, dass die Gadulka ein sehr schreckliches Instrument sein kann. Er gehört zur Familie der Streichinstrumente, also zur Familie der Geigen. Aber es gibt etwas sehr Merkwürdiges an der Gadulka – sie hat etwa 10-11 Saiten, die nicht spielbar sind. Man nennt sie Unterakkorde, d. h. alle Saiten zusammen ergeben 14. Drei von ihnen werden gespielt, und die anderen 11 werden weder mit dem Bogen noch mit der Hand berührt - diese kleinen Saiten sind dazu da, eine Art Echo-Effekt zu erzeugen, so dass jeder Ton eine ziemlich lange Klangfarbe bekommt. Und abgesehen davon, dass die Gadulka ein ziemlich schwieriges, undankbares Instrument für den Spieler ist, und dass wir viele Stunden aufwenden müssen, um ihr einen Klang zu entlocken, der uns zufrieden stellt,können wir von da an eine ganze Reihe von Ausdrucksmitteln finden und die Gadulka in verschiedene Repertoires einbauen.“
Dimitar Gugow kommt auf Einladung von Christian Nedeltschew, Volksmusikproduzent beim Bulgarischen Nationalen Rundfunk, nach Sofia.
„Ich werde zwei Stücke spielen, die ich selbst geschrieben habe. Das eine ist ein Solo, das meiner Tochter Ellen gewidmet ist, aber zum ersten Mal werde ich es in einem Arrangement von Georgi Andreew spielen, das vom Volksmusikorchester des bulgarischen Nationalen Rundfunks aufgeführt wird. Das zweite Stück trägt den Titel „Vertreibe den Dämon“. Es ist von den Kalashtar- und Nixen-Spielen inspiriert - nichts anderes als eine Zeremonie, bei der ein Dämon aus dem Körper einer Person herausgetrieben wird. Es ist eine echte Exorzismus-Zeremonie, bei der die Tänzer einen Kreis um die kranke Person bilden. Sie fangen an, sie ganz langsam zu umkreisen, begleitet vom Spiel einer Gadulka. Es beginnt langsam, wird schneller, bis sich die Tänzer schließlich sehr schnell um die kranke Person drehen. Das Ganze dauert sehr lange, oft stundenlang. Schließlich endet der Tanz plötzlich, und dann steht der Kranke auf und verschwindet aus dem Raum, als Zeichen dafür, dass er sich von dem Dämon befreit hat“- erklärt Dimitar Gugow.
Der inspirierendste Teil der Arbeit für Dimitar Gugow ist die Zusammenkunft für Konzerte mit dem Trio „Die barbarischen Geigen“ /VIOLONS BARBARES/, das als eine der gefragtesten ethnischen Gruppen in Europa gilt. Zu der vom bulgarischen Gadulkaspieler gegründeten Formation gehört auch der Mongole Enhjargal Dandarvaanchig, der die Pferdekopfgeige spielt und dazu noch singt. Der französische Perkussionist Fabien Guillot steuert ebenfalls seine Stimme bei.
„Meine Band nennt sich „Die barbarischen Geigen“. Der Name ist einfach zu erklären, denn sowohl Bulgaren als auch Mongolen wurden von den Griechen Barbaren genannt. „Geigen“, weil wir Saiteninstrumente spielen. Das erklärt, was das Publikum während der Konzerte sehen wird. Der Name der Band ist eigentlich irreführend, denn die Geige kann niemals barbarisch sein. Sie ist ein raffiniertes Instrument, das für die italienische Aristokratie geschaffen wurde. Mit diesem Paradoxon in unserem Namen wollen wir die Neugier des Publikums wecken“, gibt der Musiker zu.
In der Gruppe gibt es zwei traditionelle Streichinstrumente, Schlagzeug und alle Arten von Gesang.
„Als wir mit den Proben begannen, sagten wir uns, dass wir Rockmusik machen wollen und das hat ziemlich gut funktioniert, denn seit wir die Band gegründet haben, wurden wir zu allen möglichen Festivals eingeladen - von Folk über Klassik und Ethno bis hin zu Rock. Wir waren sogar zu Metal-Festivals in Europa“.
Übersetzung: Tichomira Krastewa
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