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Der Mangel an medizinischem Personal - gibt es Licht am Ende des Tunnels?

Foto: Rawpixel

Ende Mai fand zum sechsten Mal die Europäische Woche der öffentlichen Gesundheit (EUPHW) statt – eine jährliche Initiative, die von der European Public Health Association (EEUPHA) organisiert und koordiniert wird. Die Initiative zielt darauf ab, das öffentliche Gesundheitsbewusstsein zu schärfen und die Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Gesundheitsgemeinschaft in Europa zu fördern. Das Motto der Initiative lautet in diesem Jahr „Gesundheit ist eine politische Entscheidung!“ Dabei wird Wert darauf gelegt, das Thema Gesundheit auf die politische Agenda zu setzen, da politische Entscheidungen langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, Bildung, Umwelt und soziale Dienste haben können.

In unserem Land ist dies neben der Gesundheitspolitik ein Anlass, sich mit einer Reihe von Problemen des Sektors zu befassen, unter denen die Frage des Mangels an Krankenschwestern besonders akut ist.


Die Worte von Mina Iwanowa, die diesen Beruf seit 1965 ausübt, sind kennzeichnend für die schwere Lage. Bis heute, bereits im Alter von 79 Jahren, arbeitet sie weiterhin in einem Kindergarten in der Stadt Alfatar.

„Wegen Personalmangels wurde ich gebeten, nach meiner Pensionierung ein weiteres Jahr im Kindergarten zu arbeiten. Daraus wurden sieben Jahre und ich arbeite immer noch weiter. Zwei Jahre hintereinander habe ich meine Kündigung eingereicht und jedes Jahr werde ich gebeten zu bleiben“, erzählt Mina Iwanowa.

• Mangel an Ärzten und Pflegepersonal – ein chronisches Problem des Gesundheitswesens 

Personalengpässe führen zu einem stetigen Anstieg des Durchschnittsalters des medizinischen Personals.

Mina Iwanowa gibt zu, dass ihr Gehalt vom ersten Arbeitstag im Bezirkskrankenhaus in Silistra an nicht dem erforderlichen Niveau entsprach. Deshalb ging sie mit einer sehr geringen Rente in den Ruhestand, und ihrer Meinung nach „ist der Personalmangel ausschließlich auf die geringe Bezahlung zurückzuführen“.

„Alle Kollegen, mit denen ich Kontakt halte, haben mehrere Arbeitsplätze. Unser Beruf ist schwierig, und wenn man an mehreren Orten arbeitet, kann man nicht vollwertig sein“, sagte Mina Iwanowa.


„Die Ausbildung der jungen Krankenschwestern ist auf einem sehr guten Niveau“, bestätigt Prof. Galina Tschanewa, stellvertretende Dekanin der Fakultät für öffentliche Gesundheit an der Medizinischen Universität in Sofia. Sie ist nicht überrascht, dass Frau Mina Iwanowa auch mit fast 80 Jahren immer noch arbeitet und kommentiert, dass diese Frau ihren Beruf als persönliche Verantwortung wahrnimmt, da ihr bewusst ist, dass es für diese Arbeit nicht genügend Personal gibt und sie helfen möchte“, sagte Prof. Galina Tschanewa.

“Die Krankenhäuser müssen jedoch über eine Richtlinie zur Gewinnung und Bindung von Personal verfügen. Die Medizinische Universität Sofia bildet jedes Jahr 150 Krankenschwestern aus. In der Regel haben wir 200 Bewerber für die Ausbildung, in manchen Jahren sogar mehr, so dass es uns immer gelingt, eine Aufnahme von 150 Studenten pro Jahr zu gewährleisten“, erklärte noch Prof. Galina Tschanewa und führt den Vergleich an, dass ihre Kollegen in der Stadt Lyon 100 Bewerber aus insgesamt 10.000 auswählen, doch in Frankreich soll der Pflegeberuf einen sehr hohen sozialen Status genießen.

Neben der Medizinischen Universität werden seit zwei Jahren Krankenschwester auch an der Nationalen Sportakademie „Wassil Lewski“ ausgebildet.

„Letztes Jahr haben wir Unterlagen bei der Akkreditierungsagentur eingereicht und die erste Aufnahme von Pflegekräften vorgenommen.Unser Hauptgrund für diese Entscheidung ist vor allem der enorme Mangel an solchen Fachkräften in Bulgarien, in der EU und weltweit”, erklärte der Generalsekretär der Sporakademie, Prof. Dr. Iwan Masnew, gegenüber dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk.

“Der zweite Grund ist, dass wir seit über 75 Jahren traditionell eine andere Fachrichtung ausbilden – „Kinesetherapie“ oder „Physiotherapie“, wie es auf der Welt heißt. Wir verfügen über die entsprechenden Ausbildungskräften und die Voraussetzungen, um mit dieser Ausbildung zu beginnen.“

Laut Prof. Iwan Masnewsolle das Problem der Unterbezahlung der Krankenschwestern in Bulgariennicht verallgemeinert werden.

„Große Krankenhäuser, die über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, bieten diesen Fachkräften ein angemessenes Einkommen, für kleinere Krankenhäuser ist es jedoch sehr schwierig, Fachkräfte zu finden”, sagte er.


Eine Lösung für dieses Problem und eine Änderung des negativen Trends der Knappheit wird weiterhin gesucht.

„Mit der Erhöhung der Lehrergehälter ist das Interesse an pädagogischen Fachgebieten deutlich gewachsen. Die Bezahlung ist äußerst wichtig, unterliegt aber keiner staatlichen Regulierung, da medizinische Einrichtungen kommerzielle Unternehmen sind, auch wenn sie sich im Besitz des Staates oder der Kommunen befinden“, erklärt Prof. Iwan Masnew abschließend.

Ziel der Nationalen Sportakademie ist es, ihren Studenten Arbeitsplätze in führenden medizinischen Einrichtungen unseres Landes zu sichern. Bis es soweit ist, sollensie gute Studienbedingungen und Wohnheime vorfinden. Das Ziel ist auch, die Studiengebühren für einen Großteil von ihnen durch Stipendien zu decken.

•  Ein Drittel der Ärzte in Bulgarien ist im Rentenalter 


Text: Joan Kolew nach Interviews von Tanja Miluschewa, Silwia Welikowa von BNR, Horizont und Lili Goleminowa von BNR-Radio Sofia

Übersetzung: Antonia Iliewa

Redaktion: Georgetta Janewa





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