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Ein Rückblick auf das Sportjahr 2024

“Fast alle bulgarischen Erfolge der letzten Jahre gehen auf eingebürgerte Sportler zurück“, sagt Kamen Alipiew.

| aktualisiert am 04.01.25 um 14:48
Foto: Freepik

“Fast alle bulgarischen Erfolge der letzten Jahre gehen auf eingebürgerte Sportler zurück“, sagt Kamen Alipiew.

Schönheit und Stärke - zwei Worte, die uns als Visionen, Gefühle und Erinnerungen in den Sinn kommen, wenn wir auf das Sportjahr 2024 zurückblicken. Darin hat sich Borjana Kalein mit ihrer Kür mit dem Band und ihre Botschaft eingebrannt, dass wir durch innere Stärke und Glauben auch die unmöglichsten Träume verwirklichen können.

Der Gewichtheber Karlos Nassar überwand in einem wunderbaren Kampf zwischen dem unvergänglichen Geist und dem körperlichen Schmerz eine Last, die unsere Vorstellungskraft übersteigt.

Die schöne und mutige Kimia Alizadeh, die sich dem unterdrückerischen Regime im Iran widersetzt, kämpfte im Taekwondo bis zuletzt mit vollem Einsatz und gewann für ihr neues Heimatland Bulgarien eine olympische Medaille.

Kimia Alizadeh

“Gemessen an den sieben olympischen Medaillen, kann 2024 als ein außergewöhnliches, sehr erfolgreiches Jahr bezeichnet werden”, sagt der Sportjournalist Kamen Alipiew. “Aber in einem nicht so toleranten Land, zu dem sich Bulgarien in letzter Zeit zunehmend entwickelt, insbesondere was Flüchtlinge betrifft, freuen wir uns heute über Medaillen, die von Sportlern gewonnen wurden, die nicht in bulgarischen Sportschulen ausgebildet wurden - zwei unserer drei Goldmedaillengewinner, Semyon Novikov und Magomed Ramazanov, und zwei der Bronzemedaillengewinner - die Weltsportikone Kimia Alizadeh und Javier Ibanez. 

Sportler des Jahres ist zweifelsfrei der Schwerathlet Karlos Nassar, der an mehreren Fronten kämpfte, trotzt seiner Schulterverletzung und einer notwendigen Operation.

Karlos Nassar

“Notgedrungen muss ich mich zeitweilig zur Ruhe setzen, doch Wettkämpfe werde ich nicht verpassen”, beteuerte Karlos Nassar und gab bekannt, dass er in der Kategorie bis 98 kg kämpfen wird. Trotz der Konkurrenz hofft er, neue Rekorde aufstellen zu können.

Der in der Ukraine geborene Ringer Semen Novikov, der für Bulgarien antritt, gewann im klassischen Ringkampf die Goldmedaille. Sein nächstes Ziel sei der Weltmeistertitel, der in seiner Medaillensammlung fehlt. Er bedankte sich für die Unterstützung der Bulgaren, die er ständig gespürt hat und gab den Kindern mit auf den Weg, dass sie nach Schwierigkeiten und Niederlagen nicht aufgeben sollen. Er selbst sei ein Beispiel. “Oft habe ich Verletzungen oder Niederlagen davon getragen, bin aber immer wieder zurückgekehrt und habe letztendlich gesiegt.”

Semen Novikov

Der in der russischen Republik Dagestan geborene Olympiasieger im Freistilringen, Magomed Ramazanov, hat wegen des dort herrschenden Krieges drei Jahre lang keine professionellen Wettkämpfe bestritten. Doch sein Trainer Miroslaw Kolew aus Weliko Tarnowo nahm ihn unter seine Fittiche, und gemeinsam erzielten sie den spektakulären Erfolg bei den Olympischen Spielen in Paris.

Magomed Ramazanov

Nach seinen Plänen gefragt, sagte Novikov, dass er bis zu seinem 35. Lebensjahr trainieren möchte. “Wenn ich gesund bin und genug Ausdauer habe, werde ich mein Ziel erreichen. Bis dahin werde ich versuchen, Europa- und Weltmeister zu werden und in vier Jahren bei den Olympischen Spielen noch einmal Gold zu gewinnen.“

Die Silbermedaillengewinnerin von Paris in rhythmischer Sportgymnastik, Borjana Kelejn, die mit ihren Darbietungen in den einzelnen Disziplinen ihre Lebensgeschichte erzählte, wird jetzt einen neuen Weg einschlagen. Nach jedem Ende folgt ein Neuanfang, sagt sie und verspricht, eines Tages als Trainerin in den Saal zurückzukehren.

Borjana Kelejn

„Man lebt und atmet ruhiger, wenn man seinen Traum verwirklicht hat”, sagt die Sportlerin. Vielleicht wird mir im Laufe der Jahre bewusstwerden, wie viele Menschen meine Leistung und mein Spiel berührt hat, denn für mich war es auf eine Weise emotional, aber für alle anderen, die mir zugeschaut haben, auf eine ganz andere Weise. Mir ist auch klar, wie viele Kinder durch das, was ich erreicht habe, inspiriert wurden, und ich freue mich, dass sie jetzt viel mutiger ihre Träume verwirklichen können.“

Grigor Dimitrow

Für den Sportjournalisten Kamen Alipiew hat die Leistung des Tennisisten Grigor Dimitrow 2024 den gleichen Stellenwert wie die Olympiamedaillengewinner von Paris. Beim ATP stieg er zu den Top 10 auf, wurde mit dem Stefan Edberg Sportsmanship Award geehrt und erhielt eine Reihe weiterer Auszeichnungen. Zu den besten Spielen des Jahres gehört sein Sieg über Carlos Alcaraz beim Masters 1000 in Miami und die Anerkennung als Best Beck Hand.

Kamen Alipiew würdigt auch die Leistung der bulgarischen Volleyball-Nationalmannschaft der Mädchen, die 2024 den Europameistertitel errang, aber auch die Präsenz der bulgarischen Athleten im Wintersport. Walentina Georgiewa vollbrachte im Turnen eine Meisterleistung mit ihrem fünften Platz beim Sprung auf den Olympischen Spielen in Paris. Laut Kamen Alipiew geht es nicht darum, kiloweise Medaillen zu gewinnen, sondern darum, dass die Champions zu Identifikationsfiguren werden und ihre Leistungen das Interesse am Sport wecken. Denn auf diese Weise wird eine Sportkultur aufgebaut und viele Menschen animiert, Sport zu treiben. 

“Es gibt den bulgarischen Sport, obwohl es keine staatliche Politik und konzertierte Bemühungen gibt, einen langfristigen Prozess zu entwickeln. Wir als Gesellschaft haben keine langfristigen Ziele, und das gilt auch für den Sport. Man verlässt sich auf momentane Ausbrüche, wie wir sie bei den Olympischen Spielen gesehen haben”, bedauert der Sportjournalist.

Funken Hoffnung geben junge Sportler wie Elizara Janeva, die bei der inoffiziellen Tennisweltmeisterschaft für Junioren Orange Bowl das Finale erreichte oder Nikola Zolow, der der erste Bulgare werden könnte, der bei der Formel 1 antritt.

Am Ende seiner schonungslosen Analyse schlussfolgert Kamen Alipiew, dass wir uns in Bezug auf den bulgarischen Sport nicht von Enthusiasmus und dem überwältigenden Gefühl des Nationalstolzes hinreißen lassen sollten.

Im Beitrag wurden Interviews und Reportagen von Krastina Iwanowa und Sdrawka Masljankowa verwendet.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: EPA/BGNES, BGNES, BTA, Ani Petrowa,  Facebook/BTFWT, Freepik


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