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Die Feuertänzer – noch ein Beitrag Bulgariens zur UNESCO-Weltkulturerbe

Foto: archiv
Bei seiner letzten Sitzung in Abu Dhabi hat das UNESCO-Komitee für das Immaterielle Weltkulturerbe beschlossen, auch die alte bulgarische Tradition der Feuertänzer in seine Liste aufzunehmen. Ziel ist, diese Tradition auch für die kommende Generationen zu bewahren. Mehr dazu erfahren Sie aus dem folgenden Beitrag von Albena Besowska.
Das Tanzen auf glühenden Kohlen gibt es bei uns nur noch im Gebiet von Strandschagebirge in Südostbulgarien. Der Volksglaube besagt, dass das Feuer vor bösen Geistern bewahrt. Das betreten des Feuers reinigt die Seele und öffnet sogar die Tore des Himmels. Deswegen werden auch die Wahrsagen der Feuertänzer in Erfüllung gehen. Es klingt unwahr, aber dieser Brauch ist auch heute, zu Beginn des 21. Jh., immer noch lebendig.

Das Tanzen auf glühenden Kohlen, begleitet von Dudelsack und eine Trommel hat schon der bekannte bulgarische Ethnograf und Dichter Petko Slawejkow im Jahr 1862 beschrieben. Es gibt einige Legenden über den Ursprung des Wortes „Nestinar“ oder „Neschtinar“ aus dem Wort „nesto“, zu Deutsch, „etwas“, also das sind Menschen, die etwas wissen. Die Fachleute bezeichnen die Feuertänzer als eine alte heidnische Tradition aus der Zeit der Thraker, unabhängig davon, dass das Ritual heute am Tag der Heiligen Konstantin und Elena gefeiert wird, was von einem starken christlichen Einfluss spricht.
Seit Jahrhunderte wird der Feuertanz in den Dörfern Bulgari, Kosti, Brodilowo und Gramatikowo schon in den ersten Tagen von Mai ausgeführt. Die Kulmination findet aber am 21. Mai statt, an dem Tag ehrt die orthodoxe Kirche den byzantinischen Kaiser Konstantin und seine Mutter Helena. Kaiser Konstantin hat das Christentum in Byzanz offiziell eingeführt. Trotzdem hat die christliche Kirche die Feuertänzer immer als Heiden verpönt. Sie wurden sogar verfolgt. Traditionell wird die Gabe, auf den glühenden Kohlen zu tanzen, in der Familie weitergegeben. Bevor er stirbt, vermacht der Meister der Feuertänzer seine Gabe seinem Nachfolger – meistens der Tochter oder dem Sohn. Nur so glaubt man, dass auch die Fähigkeit, die Zukunft vorauszusehen, weiter leben kann.

Eine zentrale Rolle in der Tradition spielen die Ikonen der Heiligen Konstantin und Elena. Sie werden über das ganze Jahr in einer Kapelle aufbewahrt, auch die Trommel, die beim Ritual benutzt wird, steht dort. Vor dem Tanz werden die Häuser und die heiligen Plätze im Dorf mit den Ikonen gesegnet. Es werden auch andere Rituale zur Reinigung des Dorfes von den bösen Geistern durchgeführt. Dann wird das Feuer gemacht und am Abend versammeln sich alle Dorfbewohner auf dem Platz. Es wird ein Kreuz aus glühenden Kohlen gemacht und man tanzt um ihn herum. Dann kommt der Höhepunkt des Abends. Der Dudelsack und die Trommel fangen an zu spielen und die Feuertänzer werden in einem Trancezustand versetzt. Gegen Mitternacht macht dann der Meister seine Voraussagen über die Zukunft.

Übersetzung: Milkana Dehler


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