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Kreditverbilligung verschafft Atempause für die Wirtschaft

Trotz Kreditprobleme und Verteuerung der Bankeinlagen, so BNB-Gouverneur Iskrow, schreiben die Banken schwarze Zahlen.
Foto: BGNES
Im letzten Jahr zwang die Weltwirtschaftskrise die Banken zu mehr Vorsicht. Die Folge waren steigende Kreditzinsen sowie ein Rückgang des Kreditgeschäfts. Ebenfalls einen Abwärtstrend verzeichnete die Kreditnachfrage von Unternehmen und Privathaushalten. Zahlreiche Firmen schoben ihre Investitionspläne auf, Privathaushalte warteten aufgrund der unsicheren Einkommenslage erst einmal ab.

Laut jüngsten Prognosen der Bulgarischen Nationalbank (BNB) sei nach der Jahreswende mit einem leichten Aufwärtstrend zu rechnen. „Der Kreditsektor meldet ein geringes Plus von 4,4 Prozent. Immerhin gehört Bulgarien zu den Staaten, in denen ein bestimmtes Kreditvolumen aufrecht erhalten wird“, verallgemeinerte Zentralbank-Gouverneur Iwan Iskrow.

„Man muss sich auch selbst loben können und sein eigenes Produkt gegenüber seinen Partnern preisen. Oft wird Bulgarien in ein Klischee gepresst und mit Staaten gleichgesetzt, die mit unserer Wirtschaftsstruktur und Finanzstabilität nichts gemein haben“, präzisiert Iwan Iskrow. „In der Tat sei ein Anstieg notleidender Bankkredite zu verzeichnen, gegen Ende September machten sie rund sechs Prozent aus. In Bulgarien spricht man dann von einem notleidenden Kredit, wenn der Schuldner mit seinen Zahlungsverpflichtungen mindestens 90 Tage im Rückstand ist. In den meisten europäischen Staaten beträgt diese Frist 180 Tage, in manchen Staaten gar zwölf Monate.“

Trotz Kreditprobleme und Verteuerung der Bankeinlagen, so BNB-Gouverneur Iskrow, schreiben die Banken schwarze Zahlen. Ende September lag ihre Kapitaladäquanz bei 17 Prozent.

Steigende Zinsen erschweren den Kreditzugang und wirken sich negativ auf die Wirtschaft aus. Kürzlich tauschten sich Regierung und Banken über die Probleme aus. „Wir haben kein Recht, uns in die Angelegenheiten der Banken einzumischen. Dennoch haben wir mit allen Banken informelle Gespräche geführt und sie gebeten, ihre Zinssätze allmählich zu senken“, verwies Ministerpräsident Bojko Borissow im Anschluss an das Treffen. Laut Finanzminister Simeon Djankow müssten die Bankzinsen um mindestens drei Prozent nach untern korrigiert werden. Um den Finanzinstitutionen die Arbeit zu erleichtern forderte Minister Djankow Vorschläge und Ideen seitens der Banken.

Der Bankenverein Bulgariens regte zwölf Maßnahmen an, die das systemrelevante Geschäftsklima verbessern und damit fallende Kreditzinsen sichern sollen. Laut Bankern gäbe es zahlreiche Kunden, die ihre Kredite nicht bedienen, was für die Banken Zusatzkosten zur Folge habe.

In den letzten Tagen haben einige Banken ihre Zinsen „zaghaft“ nach unten korrigiert. So wurden etwa die Zinsen für Verbraucherkredite von 15,5 auf 14,25 Prozent gesenkt. „In absehbarer Zukunft erwarten wir eine drastischere Korrektur der Zinskredite“, so der Cheffinanzier des Landes. Brancheninsidern zufolge verzeichne der Geldmarkt eine Trendwende. Über die Senkung der Zinsen werden auch die Kredite billiger. Davon verspricht man sich einen Konjunkturschub für die Wirtschaft sowie steigenden Konsum der Bevölkerung.

Es sieht ganz danach aus, dass der Kampf der Banken um vermögende Kunden mit „verführerischen“ Zinsen allmählich zu Ende geht. Die Bevölkerung hat die für schlechte Zeiten gesparten Notgroschen nunmehr den Banken anvertraut. Die Verbilligung der Kredite wird wiederum Unternehmen und Haushalten eine Atempause verschaffen. Und der wirtschaftlicher Aufschwung nutzt den Banken selbst. Denn – die Geschäfte und Gewinne der Banken sind von der Wirtschaftslage abhängig.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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