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Sofia setzt auf Behandlung und Verwertung von Haushaltsabfällen

Täglich wandern rund 500 Tonnen Abfälle in die Sofioter Mülltonnen. Ein Großteil davon sind Küchenabfälle, da in den bulgarischen Haushalten überwiegend selbst gekocht wird.
Foto: BGNES
Ende März legt Bulgarien der EU-Kommission ein Projekt über den Bau eines intergrierten Anlagensystems für die Behandlung und Verwertung von Haushaltsabfällen vor. Der Investitionsrahmen beläuft sich auf 183 Millionen Euro. Davon sollen 111 Millionen Euro über das Operationelle Umweltprogramm finanziert werden. Zudem erhält die Gemeinde Sofia für das Projekt einen 50 Millionen Euro-Kredit von der Europäischen Investitionsbank. Die restlichen 20 Millionen Euro werden aus dem Staatshaushalt beigesteuert.

Mit der Anlage schafft sich die Sofioter Gemeinde ein über zehn Jahre währendes Problem vom Hals. Die Sofioter Haushaltsabfälle wurden bis zur Jahrtausendwende auf der Suchodoler Deponie am Stadtrand entsorgt. Dann war die Halde voll. Seitdem werden die Haushaltsabfälle der Hauptstadt balliert und nach zähen Verhandlungen auf Mülldeponien anderer Städte des Landes entsorgt. Die lange herausgezogene Lösung des Problems hat auch seine guten Seiten. Denn zwischenzeitlich wurde eine EU-Richtlinie über das Management von Haushaltsabfällen verabschiedet, die andere Verwertungsmethoden der umweltschädlichen Abfallverbrennung vorzieht.

Ursprünglich wollte Sofia eine Müllverbrennungsanlage bauen. Dann entschieden sich die Stadtväter der bulgarischen Hauptstadt für eine rationellere Technologie der Abfallverwertung. Petar Trajkow, Chef der kommunalen Sofioter Umweltdirektion, erläutert Einzelheiten:

„Die Endlösung umfasst eine biologisch-mechanische Aufbereitungsanlage, einschließlich Herstellung von Biokraftstoff und Restmülldeponie. Geplant ist zudem ein Kompostieranlage für biologisch abbaubare Abfälle. Das Endprodukt dieser Anlage ist hochwertiger Kompost für die Landwirtschaft.“

Täglich wandern rund 500 Tonnen Abfälle in die Sofioter Mülltonnen. Ein Großteil davon sind Küchenabfälle, da in den bulgarischen Haushalten überwiegend selbst gekocht wird. In anderen europäischen Hauptstädten ernährt man sich hauptsächlich von Fertiggerichten. Deshalb liegt der Biomassenteil an den Abfällen auch nur unter zehn Prozent. Das Hauptproblem dort sind ... Berge aus Leichtverpackungen. In Sofia ist es genau umgekehrt, weswegen im Abfallmanagement der Biomassetechnologie ein vorrangiger Stellenwert zukommt.

„Die Sofioter Haushaltsabfälle bestehen zu 60 Prozent aus Biomasse“, verweist der Chef der kommunalen Sofioter Umweltdirektion,. Petar Trajkow. „Davon können 20-25 Prozent zu hochwertigem Kompost verarbeitet werden. Dabei handelt es sich um Grünabfälle aus den hauptstädtischen Randgebieten, aus Stadtteilen am Fuße des Witoschagebirges, aus eingemeindeten Dörfern wie Pantscharewo, Nowi Iskar, Kremikowtzi aber auch aus den Stadtparks. Allerdings gibt es auch Bioabfälle, die nicht getrennt entsorgt werden, etwa in dicht besiedelten Wohngebieten. Diese werden dann in der Kompostieranlage zu minderwertigem Kompost verarbeitet. Dieser soll zur Rekultivierung von stark ausgelaugtem Terrain oder von ehemaligen Tagebauen verwendet werden.“

Das Projekt beinhalte, gemäß den Auflagen der EU-Richtlinie, auch eine Deponie für ungefährliche Abfälle, erklärt Petar Trajkow.

„Das Projekt basiert auf einer getrennten Abfallsammlung mit Schwerpunkt Leichtverpackungen, elektrische und elektronische Bauteile, Altöle und Batterien. Die Abfalltrennung beginnt bereits bei der getrennten Abfallsammlung, wo wir noch einiges verbessern müssen.“

Aufgrund der langwierigen Probleme um den Sofioter Müll hat die EU-Kommission 2007 ein Strafverfahren gegen Bulgarien eingeleitet. Im Sommer vergangenen Jahres entging das Land um Haaresbreite einem Prozess vor dem europäischen Gericht in Straßburg. Die umgehende Lösung dieses Problems ist somit ein gemeinsames Anliegen von Stadtverwaltung und Regierung. Um die geplanten Mittel aus dem Operationellen Umweltprogramm rechtzeitig abrufen zu können, greift die Sofioter Gemeinde vorab in die eigene Haushaltskasse. Geschaffen wird die für die Objekte erforderliche Infrastruktur, einschließlich Verkehrsanbindung, Wasser- und Stromanschluss sowie eine Kläranlage. So verschafft man sich, während das Projekt in Brüssel auf grünes Licht wartet, etwas Zeitvorsprung. Der erste Spatenstich ist bis spätestens Ende 2010 geplant. 2012 soll die Anlage in Betrieb genommen werden.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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