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Warum Kinder immer aggressiver werden?

Die Aggression, die uns aus Medien, Filmen und Computerspielen überströmt ist ein Teil unseres Alltags geworden. Und vielen von uns stört das nicht einmal mehr. Für andere, die sie nicht als ganz selbstverständlich akzeptieren, versuchen sich anzupassen und sich daran zu gewöhnen. Die Psychologen warnen aber vor einer wachenden Aggressionstendenz unter den Kindern und Jugendlichen.

Wegen der eskalierenden Situation gab es einen Treffen von Pädagogen, Psychologen, Vertreter verschiedener Behörden und Nichtregierungsorganisationen, bei dem das aggressive Verhaltend er Kinder und die Maßnahmen dagegen besprochen wurden. Dabei wurde die Rolle der Familie als entscheidender Faktor für die Bildung der Werte der Jugendlichen und für ihr Verhalten hervorgehoben. Nach Meinung der Spezialisten gibt es keine gute Kommunikation zwischen den Jugendlichen und ihren Eltern, die zu beschäftigt sind, die Familie über die Runden zu bringen und die materielle Basis für ihre Existenz zu schaffen. Dabei vernachlässigen sie oft ihre Pflichten als Eltern und überlassen die Erziehung ihrer Kinder den Lehrern.

In den Schulen aber reicht weder das Personal, noch die Zeit dafür aus, den Kindern genug Aufmerksamkeit zu widmen und ihre persönliche Situation einzeln zu betrachten. In den meisten staatlichen Schulen gibt es auch keine Stellen für Psychologen. Ihre Rolle wird dann von den Schulräten übernommen. So haben sowohl die Eltern als auch die Kinder oft keine Möglichkeit einen Spezialisten in Sachen Kinderpsychologie zu beraten. Über die dringende Notwendigkeit einer besseren Kontrolle seitens der Eltern und einer stärkeren Präsenz von Schulpsychologen spricht die Statistik, die eine erhöhte Tendenz zum aggressiven Verhalten unter den Schülern in den höheren Klassen aufweist.

Die Zahlen zeigen, dass 63 Prozent der Kinder Gewalt in den Schulen entweder beobachtet oder selbst erlebt haben. Über 45 Prozent klagen über Beleidigungen, Bedrohungen und Erpressung. Diese Taten spielen sich meistens auf dem Schulhof, in der Sporthalle oder in der Kantine ab. Laut Psychologen gibt es auch „verdeckte Gewalt“, da viele Kinder diese für sie erniedrigende Ereignisse nicht weiter erzählen und sie lieber für sich behalten, auf sich auf ihre noch sehr junge Psyche negativ auswirkt. 53 Prozent der befragten Schüler gaben an, dass wenn sie Gewalt beobachten oder selbst erleben, darüber zunächst mit ihren Freunden und Mitschülern sprechen werden. 47 Prozent würden die Polizei anrufen und nur 24 Prozent sind bereit mit ihren Klassenlehrer oder mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Jeder Fünfte denkt, dass die Aggression eine direkte Folge des Freudenkreises ist, 15 Prozent sind der Meinung, dass die Computerspiele, die Medien und die Filme Schuld daran sind und 10 Prozent glauben, dass der Grund die fehlende Aufmerksamkeit der Eltern ist.

„Die aggressiven Kinder suchen sich Opfer, die für Gewalt anfällig sind“, erklärt der Psychologe Iwan Igow. „Aber in der Regel sind das die künftigen Verlierer im Leben. Die Studien aus anderen Ländern zeigen, dass 60 Prozent der Gewalttäter sind Menschen, die später Probleme mit dem Gesetz haben. Die Opfer hingegen haben später Schwierigkeiten mit ihrer Realisierung im Leben. Wenn wir alle Eltern, Lehrer und Psychologen nicht zusammen arbeiten, werden wir auch weiter hin Täter und Opfer großziehen“.

Eine mögliche aber noch nicht sehr effektive Methode für die Bändigung der Gewalt an den Schulen ist die Anbringung von Überwachungskameras. Da die Kinder das wissen, haben sie etwas Respekt davor und trauen sich nicht so richtig, ihren Trieben nachzugehen. Eine wirksame Methode ist auch die Anwesenheit der Kinder bei den Lehrer- und Elternabenden.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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