Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Herzlich willkommen in Arbanassi!

Foto: imagesfrombulgaria.com
Wenn es darum geht, was Menschen in ihrem Urlaub bevorzugen, braucht man wohl kaum eine Umfrage starten. Die Wünsche liegen klar auf der Hand: saubere Natur mit frischer- nach Möglichkeit heilkräftiger Luft, interessante Stätten mit historischem Bezug und warum nicht auch einen Hauch von Luxus, selbst wenn es sich dabei um Landtourismus handelt. Ganz zu schweigen von der überraschungsreichen und schmackhaften lokalen Küche. In Bulgarien gibt es wahrhaft einen Ort, der all diese Urlaubsträume Wirklichkeit werden lässt - Arbanassi.

Die kleine Siedlung in Nordbulgarien ist auf einem Felsplateau unweit der altehrwürdigen Reichshauptstadt Weliko Tarnowo gelegen. Die Straßen von Arbanassi säumen etwa 100 historische Altbauten, die den Geist mehrerer Jahrhunderte Vergangenheit hinter ihren hohen Mauern wie Hauskapellen bewahren. Im Frühjahr mischt sich das Fliederaroma mit der bunten und wilden Harmonie der lila Blüten. Ob nun im Rahmen eines Wochenendausflugs oder eines Abstechers auf dem Weg in den Sommerurlaub oder eines lang geplanten Ferienaufenthalts in einem der örtlichen Familienhotels - der von der Natur inspirierte Ort wird Ihnen auf jeden Fall lange in Erinnerung bleiben. Um hautnah in den Alltag der nahen und fernen Vergangenheit von Arbanssi einzutauchen, sollte man sich in die Obhut eines ortskundigen Touristenführers begeben.

© Foto: wikimapia.org

Das Konstanzaliew-Haus

In Arbanassi finde jeder, wonach er suche, ist die Leiterin des Regionalen Geschichtsmuseums der nahegelegenen Stadt Weliko Tarnowo, Sonja Petrowa überzeugt. Für die einen ist Arbanassi ein anziehender Ort, wo man inmitten der Natur zu den Klängen authentischer Volksmusik und dem Plätschern von Quellwasser lecker dinieren kann. Andere wiederum kommen hierher, um die einzigartigen Kirchen und unikalen historischen Altbauten zu besichtigen. Unter Touristen besonders beliebt sei beispielsweise das Konstanzaliew-Haus, das heute als Museum einen Einblick in die einstige Lebensweise von Arbanassi bietet.

"Das Konstanzaliew-Haus veranschaulicht den einstigen Wohlstand der reichen Kaufleute von Arbanassi - erzählt Sonja Petrowa. - Obwohl der Hausbesitzer Atanas Konstanzaliew nicht zu den vermögendsten Kaufleuten zählte, erhält man hier einen Eindruck, wie wohlhabend die örtliche Bevölkerung war. Heute kann man u.a. das Wöchnerinnen-Zimmer besichtigen, in dem sich die Mutter und ihr Neugeborenes die ersten 40 Tage nach der Geburt aufhielten. Niemand außer der Großmutter durfte das Zimmer betreten. Letztere kümmerte sich um das Wohlergehen der Mutter und des Kindes. Nach Ablauf der 40-tägigen Frist ging die Mutter dann in die Kirche, um dort das Abendmahl zu empfangen. Erst dann gesellte sie sich zum Rest der Familie. Die Küche des Konstanzaliew-Hauses wiederum vermittelt einen Eindruck, wie damals Brot gebacken wurde. Auch beherbergt das Haus-Museum ein Sommer- und ein Wintergästezimmer sowie einen Speiseraum, in dem die Familie gemeinsam aß. Ebenfalls zu sehen sind die Spezialhaken, an denen früher die hausgemachten Fleischdelikatessen hingen. Aufgrund der sauberen Luft in Arbanassi, erzählt der Volksmund, sei das Fleisch nie verdorben. Es sei auch in der Sommerhitze stets frisch geblieben. Das wiederum ist auf die Dämmung aus Holzbalken und Stroh zwischen beiden Stockwerken zurückzuführen. Im Winter hielt diese Art der Dämmung die Kälte ab, im Sommer sorgte sie für angenehme Raumtemperaturen."

© Foto: imagesfrombulgaria.com


Zudem wartet Arbanassi mit sieben erhaltenen Kirchen und zwei Klöstern auf. "Die Christi-Geburt-Kirche ist ein einzigartiges Denkmal von Ende 16.-Anfang 17. Jahrhundert - schwärmt die Touristenführerin Sonja Petrowa. - Besonders beeindruckend sind die unvergleichlichen Fresken. Die gesamte Kirche ist mit Szenen ausgemalt, die sich nirgendwo wiederholen und in unserer Ikonographie aus dieser Zeit nur sehr selten anzutreffen sind. Im 17. Jahrhundert war die Christi-Geburt-Kirche die Residenz der Metropoliten von Tarnowo. Diese Tatsache wird sowohl von Archäologen als auch durch die Fresken selbst bestätigt."

Das ganz besondere Flair von Arbanassi vermittelt jene innere Reinheit, die von der natürlichen und einfachen Gastfreundschaft der Landbewohner ausgeht. Die kleinen Familienhotels strahlen Gemütlichkeit und das Gefühl von Vertrautheit aus. An Frühlingsabenden versprühen die Fliederbüsche ihr unvergleichliches Aroma. Natürlich kommen auch die Abenteuerliebhaber auf ihre Kosten. Der Pferdehof von Arbanassi bietet Kurse für Anfänger sowie Ausritte auf einer der fünf Reitrouten für Fortgeschrittene. Auch kann man unterwegs picknicken oder sich durch die Natur kutschen lassen. Im Winter wiederum lockt der Pferdehof mit Schlittenfahrten im Pulverschnee.

© Foto: BGNES


Und so ist es keineswegs verwunderlich, dass sich in Arbanassi Gruppen aus Australien, Neuseeland sowie Nord- und Südamerika tummeln. Die meisten Touristen kehren immer wieder hierher zurück, um erneut in die authentische Arbanassi-Atmosphäre einzutauchen.

Übersetzung: Christine Christov

Um die Sendung zu hören, klicken Sie bitte auf den Titel neben dem Audiosymbol.
По публикацията работи: Lina Iwanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Das Tschiprowtzi-Kloster – ein Ort, an dem man neue Kraft schöpfen kann

Jedes Kloster wird an einem ausgewählten Standort errichtet. Das gilt auch für das Tschiprowtzi-Kloster, 22 km von Montana entfernt. Erbaut wurde es im 10. Jahrhundert inmitten einer malerischen Landschaft im Balkanvorland. Das Kloster ist ein..

veröffentlicht am 20.10.15 um 14:12

Aufschwung und Verfall der legendären Stadt Kabile

Man nimmt an, dass die legendäre Stadt Kabile den Namen der thrakischen Göttermutter Kybele trägt, die auf dem Relief des Felsheiligtums "Sajtschi Wrach" zu sehen ist. Genau hier, am Fuße dieses altertümlichen Observatoriums entstand eines der größten..

veröffentlicht am 24.09.15 um 14:52

Samokower Geschichtsmuseum lädt zu einer Reise in die Vergangenheit ein

Die Stadt Samokow liegt nur 55 km von Sofia entfernt. Bekannt ist sie durch ihre Nähe zu Borowetz, das im Sommer zum Wandern und im Winter zu Skivergnügen einlädt. Samokow beeindruckt mit zahlreichen Zeugen aus der Vergangenheit. Hier sind kunstvolle..

veröffentlicht am 08.09.15 um 12:14