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Die Geigerin Joana Kamenarska und ihre schöpferische Suche

Foto: Privat

Viele Bulgaren ziehen es vor, im Ausland zu studieren, um dann bessere Aufstiegschancen zu haben. Doch das Auslandsstudium bringt auch Probleme mit sich. Die Geigerin Joana Kamenarska ist unter den Talenten, die ihre Ausbildung im Ausland fortgesetzt haben und zwar am „Mozarteum“ in Salzburg. Fällt es den bulgarischen Musikern leicht, sich in eine Lehreinrichtung mit dem Format einzugliedern, fragten wir die Geigerin. „Schwierig ist nur die Anpassung an das Lebensumfeld im Ausland“, erzählt Joana Kamenarska.

„Ansonsten sind wir von unserem guten Musikausbildungssystem bevorteilt. In Österreich hat mir sehr gut gefallen, dass begabte Musiker stets gefördert und zu noch höheren Leistungen animiert werden. Es gibt beispielsweise Lehrer, die Übungen speziell für Studenten mit einem absoluten Gehör ausgearbeitet haben. Die meisten Professoren am Mozarteum sind wissenschaftlich tätig und haben ein überaus breites Betätigungsfeld. An einige von ihnen erinnere ich mich sehr gern. Ich hatte großes Glück, am Mozarteum lernen zu dürfen, wie auch in der Klasse von Ruggiero Ricci zu sein.“

Seit 2008 arbeitet Joana Kamenarska als zweite Kapellmeisterin der Hamburger Philharmonie. In dieser Saison wird sie Meisterklassen in Japan und Australien leiten, wie auch Konzerte in Deutschland, Ungarn und an ihrem ehemaligen Studienort Salzburg geben. Wie hat sich ihr Leben verändert, nun als Orchestermitglied, gleichzeitig auch als konzertierende Solistin?

„Hamburg ist eine unwahrscheinliche Metropole. Man hat dort das Gefühl, als ob die Welt zu einem kommt“, sagt die Geigerin. „Doch alles hat seine Vor- und Nachteile. Es hat mir auch mein Leben vordem, in Salzburg, sehr gefallen. Ich denke, dass die Arbeit auf mehreren Gebieten der Instrumentalkunst bereichert. Konzertmeisterin allen liegt mir nicht, ich mag die Vielseitigkeit. Das verlangt natürlich eine gute Organisation, doch ich denke, dass ich damit gut zurecht komme.“ 

Trotz ihres vollen Terminkalenders findet die Geigerin Joana Kamenarska Zeit, ihre Heimat zu besuchen und auch hier Konzerte zu geben. Das jüngste war Ende Juni. Auf dem Programm standen Werke von Sergei Prokofjew, Gabriel Fauré und Henryk Wieniawski. Jeder der genannten Komponisten vertritt eine andere Stilrichtung. Worauf zielte Joana Kamenarska mit dieser Wahl ab?

„Auf den ersten Blick sehen die Werke dieser Komponisten unvereinbar aus“, erzählt die Geigerin. „Mit meiner guten Freundin, der Pianistin Irina Georgiewa, die seit Jahren in der Schweiz lebt und arbeitet, haben wir schon seit langen von einem solchen gemeinsamen Konzert geträumt. Dieser Wunsch sollte in Bulgarien in Erfüllung gehen. Wir überlegten, welche Stücke am besten zu unsrem Temperament passen. Alle ausgewählten Werke entsprechen unserem Konzept von einem Neuanfang. Die erste Sonate von Prokofjew entstand während und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Menschheit eine neue Seite in ihrer Geschichte einschlug. Der nächste Komponist in unserem Programm ist Gabriel Fauré, der ebenfalls in einer umwälzenden Zeit in der französischen Kunst gewirkt hat. Die Franzosen trennten sich zu jener Zeit von den ausländischen Einflüssen und setzten auf das Nationale. So stellten wir unser Programm auf, das unsere Zusammenarbeit weiter festigt.“

Das Programm von Joana Kamenarska und Irina Georgiewa war nicht allein für das Sofioter Konzert gedacht. Sie spielten die Stücke ein und demnächst soll eine CD mit den Programm auf dem Markt erscheinen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow




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