„Ich lebte eins im Wald, doch eine Axt nahm mir das Leben. Solange ich am Leben war, war ich stumm. Seitdem ich tot bin, singe ich.“ Das ist die freie Übersetzung eines türkischen Gedichts über das Musikinstrument Saz. Die Darbietung, die wir soeben gehört haben, ist eine Seltenheit, denn es spielt einer der wenigen alten Saz-Bauer in Bulgarien – Dschafer Mahmud aus dem kleinen Dorf Zarkwitza in den Rhodopen. Die türkische Saz, diese Langhalslaute, ist aus der türkischen Volksmusik nicht wegzudenken. Der kleine Junge Dschafer spielte zunächst auf der Hirtenflöte, als er aber eines Tages die Musik der Saz hörte, war er für immer verliebt. Seit 58 Jahren baut Dschafer das alte Musikinstrument. Heute ist er 70.
Bis zur Wende 1989 hatte Dschafer Mahmud alle Hände voll zu tun. Bis zu jener Zeit gab es zahlreiche türkische Musiktheater in Bulgarien, die immer wieder neue Musikinstrumente gebraucht haben. Nach der Wende eröffneten sich dem alten Musikbauer neue Horizonte – er nahm Aufträge aus entfernten Ländern auf, wie Frankreich und Deutschland. Die beste Saz wird aus den Bäumen gebaut, die in den Rhodopen wachsen, verrät Dschafer – Walnuss, Kirsche, Buche, Akazie. Die Walnuss ist aber unersetzlich, sagt er. „Die Kirsche lässt sich sehr leicht bearbeiten, doch, nur die Walnuss singt aus tiefstem Herzen“, sagt Dschafer. Sein größter Schmerz ist aber, dass sein Handwerk nicht einmal in seiner eigenen Familie fortgesetzt wird. Weder die Söhne, noch die Enkel haben Interesse an alten Musikinstrumenten.Dschafer Mahmud ist in den Rhodopen nicht nur für die Saz bekannt, sondern auch für sein Talent, Lieder zu schreiben. Er hat zahlreiche Texte den geliebten Rhodopen gewidmet.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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