In Bulgarien hat sich die polnische Tomate zu dem etabliert, was für die Briten vor Jahren der „polnische Klempner“ war. Polnische Tomaten, die momentan keinen Absatz auf dem russischen Markt finden, überschwemmen die heimischen Gemüsestände. Und das geschieht auf Kosten der bulgarischen Tomaten, deren Duft und Geschmack wir in unseren Kindheitserinnerungen mit Großmutters Garten verbinden und die im 20. Jahrhundert zu den bulgarischen Exportschlagern gehörten.
Empörung macht sich in den Sozialnetzen breit. „Ich werde das jetzt ganz langsam noch einmal wiederholen. Am 20. August, der Tomaten-Hochsaison in Bulgarien, führen wir Tomaten aus Polen ein“, schreibt eine junge Frau mit schwarzem Humor. So etwas wäre vor 15-20 Jahren völlig undenkbar gewesen. Nicht dass wir uns inzwischen nicht an die absurde Realität gewöhnt hätten, dass Bulgarien, dessen Gärtner früher Vorreiter in ganz Europa waren, nun 85 Prozent des Obstes und Gemüses einführt. In diesem Fall jedoch ist das eigentliche Symbol der bulgarischen Landwirtschaft betroffen – die bulgarische Tomate. „Als hätten uns die starken Regenfälle und Hagelschläge in diesem Jahr nicht gereicht, kommt jetzt auch noch diese Invasion“, jammern die Bauern und drohen, nächstes Jahr werde es keine bulgarischen Tomaten geben.
Wie konnte es soweit kommen?
„Wir haben nicht nur den russischen Markt verloren, sondern wir sind auf dem besten Wege, auch noch den bulgarischen Markt zu verlieren“, alarmiert Slawi Trifonow, Vorsitzender des Bulgarischen Gärtnerverbandes. Wir sind besonders gefährdet, weil wir die geringsten EU-Subventionen erhalten, die bis um ein Zehnfaches niedriger sind, erklärt er. Wie sollten wir unter diesen Umständen konkurrenzfähig sein? Im Unterschied zu Polen und anderen Ländern hat Bulgarien keine zusätzlichen Subventionen mit der EU für Tomaten und Pfirsiche vereinbart, die einer Verarbeitung unterliegen. Wegen mangelnder Kontrolle wurden die heimischen Märkte von diesen übersubventionierten Tomaten überschwemmt. Diese Sachlage kennen wir bereits von den griechischen Tomanten her, meint Trifonow und weiter:
„Bulgarische Händler fahren mit ihren Kleinbussen nach Griechenland und kaufen dort Tomaten ein, die für Konserven bestimmt sind. Der griechische Bauer bekömmt seine Subvention, seine Tomaten jedoch wandern nicht in die Konservenfabrik, sondern auf den Markt für Frischware. Es gibt keine Kontrolle hierzulande. Ein Blick auf die Tomanten aus Polen genügt, damit ich erkenne, dass sie zur Verarbeitung bestimmt sind. Mit der zusätzlichen Verarbeitungs-Subvention sind sie natürlich viel billiger.“
Die bulgarischen Gärtner fordern von der EU Kompensationen für die Verluste, die sie erleiden. Diese Frage werden die Landwirtschaftsminister der EU-Länder am 5. September in Brüssel erörtern. Unsere Obst- und Gemüseproduzenten pochen auch auf eine schärfere Kontrolle von Seiten der bulgarischen Behörden. Ihre Branche wurde in den ersten 7 Jahren, als Bulgarien Unterstützung von der Gemeinsamen Agrarpolitik erhalten konnte, völlig unüberlegt vernachlässigt. Nun bestehen die bulgarischen Obst- und Gemüsehersteller auf ein Verbot für unreglementierte Importe. Diese Importe treffen uns von zwei Seiten gleichzeitig – einerseits aus großen Agrarländern wie Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Polen. Andererseits aus unseren Nachbarstaaten Mazedonien, Griechenland und der Türkei.
„Alle Importe aus fernen Ländern werden in der Sparte „Frisches Obst und Gemüse“ importiert, dabei ist das gar kein frisches Obst und Gemüse“, empört sich Slawi Trifonow. „Das ist vielmehr behandeltes Obst und Gemüse. Wollen wir, dass unsere Kinder solches Obst und Gemüse verzehren? In Frankreich, Spanien und Italien darf frisches Obst und Gemüse aus einer Entfernung von höchstens 200 Kilometern kommen, um als frisch zu gelten. Polen aber ist 3.000 Kilometer von Bulgarien entfernt. Kein Mensch kann mich davon überzeugen, dass diese Tomaten nicht behandelt wurden, um nach der langen Reise in gutem Zustand hier einzutreffen. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass sie mit Pestiziden behandelt worden sind, aber so, dass die just zu der Zeit, da sie hier eintreffen, ihre Wirkung verlieren.“
In Unterstützung ihrer heimischen Obst- und Gemüseproduktion haben viele Länder diverse Kampagnen gestartet. In Polen läuft diese Kampagne beispielsweise unter der Losung: “One polish apple a day keeps Putin away“, frei nach dem Motto „One apple a day keeps the doctor away”. Werden wir auch Schritte einleiten, um die bulgarischen Tomaten zu schützen? Bislang wurde keine diesbezügliche Kampagne gestartet, was aber dringend nötig wäre. Die bulgarischen Bauern resignieren bereits.
„Nächstes Jahr werden wir kein bulgarisches Obst und Gemüse essen“, meint Slawi Trifonow, der Kirschen züchtet. „Die Bauern, die Obstgärten haben, werden weiter um ihr Überleben kämpfen, da sie die Obstbäume nicht ausrotten können. Sollte das Embargo jedoch andauern, werden sie sich nicht die Mühe machen, Gemüse zu züchten, mit Ausnahme der Hobbygärtner."
Die EU hat 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um jene Farmer zu entschädigen, die infolge des russischen Embargos Verluste erleiden. Diese Hilfe ist für jene Produzenten bestimmt, die ihre Produktion vom Markt nehmen müssen oder sie kostenfrei Kindergärten, Krankenhäusern etc. überlassen. Die Maßnahme zielt darauf ab, einen krassen Preissturz bei den Obst- und Gemüsesorten zu vermeiden, die mit dem Embargo belegt sind und die Einnahmen der Bauern zu schützen. Es wurde eine Liste mit Obst- und Gemüsearten aufgestellt, die schnell verderben und nach Russland exportiert wurden. Zu ihnen gehören an erster Stelle Pfirsiche, die derzeit Hochsaison haben, gefolgt von Birnen und Äpfeln. Das Embargo trifft Bulgarien vor allem bei den Pfirsichen und den tiefgefrorenen Himbeeren.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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