Es ist das Jahr 1961. Eines der bedeutsamsten Ereignisse in diesem Jahr und im gesamten XX.Jahrhundert ist der erste Flug eines Menschen im Weltall. Es ist der sowjetische Kosmonaut Jurij Gagarin. Schon im gleichen Jahr besuchte er Bulgarien und wurde von den Menschen und persönlich auch vom ersten Partei- und Staatsführer Todor Schiwkow begeistert begrüßt:
„Teurer Jurij Alexeewitsch Gagarin, für uns Bulgaren ist heute ein ungewöhnlich glücklicher Tag – sprach ihn Todor Schiwkow an. „Die Nachricht von Ihrer Ankunft auf bulgarischen Boden bewegt sehr Groß und Klein in unseren Städten und Dörfern. Sie haben im Namen vom Frieden und zum Wohle der Menschheit eine große Heldentat vollbracht. Ein großes Werk, das Bewunderung und Stolz auf die Macht des Menschen auf dem gesamten Planeten hervorruft. Ihr Name ist nun jedem bulgarischen Herzen nah, lieb und teuer. Erlauben Sie mir, teurer Jurij Alexeewitsch, Sie im Namen des Zentralkomitees der Bulgarischen kommunistischen Partei, des Präsidiums der Volksversammlung und des Ministerrates der Volksrepublik Bulgarien und im Namen des gesamten bulgarischen Volkes bei Ihrer Ankunft in unserer Heimat herzlich zu begrüßen. Wir grüßen in Ihrer Person die ruhmreichen Werktätigen der sowjetischen Wissenschaft und Technik, die tausenden sowjetischen fähigen Wissenschaftler, die unter den Bedingungen der Sowjetmacht und vom Standpunkt der marxistisch-leninistischen materialistischen Lehre die Wissenschaft und Technik in der kapitalistischen Gesellschaft weit hinter sich gelassen haben und erfolgreich die tiefsten Geheimnisse der Natur erkennen. Sie stellen ihre unerschöpflichen Kräfte in den Dienst der Menschheit und schufen die Voraussetzungen für das allmähliche Eindringen des Menschen in die unbekannten Weiten des Weltalls.“
Jurij Gagarin wurde unter sechs Piloten ausgewählt, die für den ersten Flug im Weltall ausgebildet waren. Das Raumschiff „Wostok“ startete am 12. April 1961 um 9 Uhr und 7 Minuten vom Weltraumbahnhof Bajkonur und machte eine volle Umrundung der Erde. Die 108 Sternminuten im Leben von Jurij Gagarin und auch der gesamten Menschheit machten ihn zum bekanntesten Menschen des Planeten. Minuten vor seinem Start sagte Gagarin, dass sein ganzes Leben ihm wie ein wunderbarer Augenblick erscheint. Alles, was er bisher erlebt hat, war für diese Minute. „Erster im Kosmos zu sein, in einen bisher unbekannten Zusammenstoß mit der Natur zu treten. Kann man von mehr träumen?“ - sagte er. Hunderttausende Menschen begrüßen ihn zwei Tage später bei einer spontanen Kundgebung auf dem Roten Platz in Moskau. Nach einem Monat beginnt eine Reise durch über 30 Länder weltweit. Das erste Land ist die Tschechoslowakei, das zweite – Bulgarien, wo er eine Reihe von Städten besucht.
In Bulgarien besucht er auch die gerade erbaute Schule Nr. 138 in der Hauptstadt Sofia, die von nun an seinen Namen trug. In ihren Hof wurde auch eine Kiefer angepflanzt, und das war der Anfang der „Allee der Kosmonauten“. Fünf Jahre später besuchte Jurij Gagarin erneut die Gagarin-Schule. Nach ihm waren auch andere Kosmonauten Gäste der Schule – Pawel Popowitsch, die erste Frau im Weltall Valentina Terschkowa, Nikolaj Rukawischnikow, der erste bulgarische Kosmonaut Georgi Iwanow. Das sind nur einige der Namen im Besucherbuch der Schule. Trotzdem entschloss man nach der Wende von 1989 den Namen der 138. Schule zu ändern. Sie trägt nun den Namen des bulgarischen Historikers Wassil Slatarski.
Im Wettlauf um die Erforschung des Weltraumes führte die Sowjetunion zu beginn vor den Vereinigten Staaten. Es waren der erste künstliche Erdtrabant, das erste lebendige Wesen im Kosmos – der Hund Lajka, der erste künstliche Satellit in Umlaufbahn um die Sonne, die erste Landung eines Apparates auf dem Mond, die ersten Bilder der erdabgewandten Seite des Mondes. Nach dem Flug von Gagarin, der Erfüllung des Menschheitstraumes unseren Planeten zu verlassen und sich in das Weltall zu begeben, folgten der erste Gruppenflug von zwei Kosmonauten in zwei separaten Raumschiffen, die erste Frau im Weltall, der erste Gruppenflug von drei Kosmonauten in einem Raumschiff, das Verlassen des Raumschiffes im Kosmos und das erste Andocken von zwei bemannten Raumschiffen. Mit den bemannten Landungen auf dem Mond und später mit den Marserkundungsmissionen übernahmen die USA allmählich die Führung. Als Teil des „sozialistischen Lagers“ beteiligte sich Bulgarien ebenfalls aktiv an den Weltraumprogrammen mit verschiedenen Erfindungen und Apparaten in enger Kooperation mit dem sowjetischen Weltraumprogramm. Bulgarien schickte zwei Kosmonauten in den Weltall. Wir sind nach der Sowjetunion und den USA das dritte Land weltweit, das Nahrungsmittel für Kosmonauten herstellt, einschließlich von Jogurt. Nach dem Ende des Sozialismus konnte Bulgarien durch gute Leistungen Ausschreiben für die Teilnahme an verschiedenen Weltraumprogrammen gewinnen. Leider konnte das verarmte Land sein Potential im Bereich des Weltraumphysik und der anderen kosmischen Wissenschaften nicht entwickeln, weil es Bulgarien an Geld für den Eintrittbeitrag für die Europäische Weltraumagentur fehlte. Wir sind ihr erst jetzt beigetreten. Leider ist Jurij Gagarin inzwischen, im Jahre 1968 bei einem Trainingsflug umgekommen. Er wurde am Roten Platz in Moskau beigesetzt. Eine Stadt in Russland und ein Krater auf der anderen Seite des Mondes tragen seinen Namen.
Was sonst noch passierte1961?
Bei Plowdiw wird ein Kombinat für Buntmetalle eröffnet.
Bei Sofia nimmt der erste experimentelle Kernreaktor seine Arbeit auf.
Es wird eine Akademie für Agrarwisschenschaften gegründet.
Bei Plowdiw wurde das erste Motel in Bulgarien gebaut.
Die erste detaillierte geologische Karte Bulgariens mit Maßstab 1:200.000 wurde 1961 erstellt.
Die Regierung beschließt den Bau eines Nationalen Rechenzentrums.
In Bulgarien gibt es 11.115 Fernseher und für das Fernsehen arbeiten 80 Menschen.
1961 ist das erste Festival des bulgarischen Spielfilmes.
In Sofia findet der erste von den traditionellen internationalen Wettbewerben für junge Opernsänger statt, die wichtig für die berufliche Entwicklung von vielen Opernsängern waren.
Es begann die musikalische Karriere der Prima der bulgarischen Schlagermusik Lili Iwanowa.
In Sofia finden die internationalen Studentenspiele Universiada 61 statt. Dazu wurde in Sofia der Universiada-Mehrzweckhalle gebaut.
In Bulgarien wird eine Sonnenfinsternis beobachtet.
Die Bulgarische Orthodoxe Kirche wird Mitglied beim Weltkirchenrat.
Die erste Ausgabe des internationalen Musikfestivals „März-Musik-Tage“ in der bulgarischen Donaustadt Russe.
Das bis heute international erfolgreiche Kammerorchester „Sofioter Solisten“ wurde gegründet.
Die bulgarische Fußballnationalmannschaft schlägt Frankreich und bekommt zum ersten Mal das Recht im Finale einer Fußballweltmeisterschaft zu spielen.
Und international?
Um Westberlin wurde die 162 km lange Berliner Mauer errichtet.
In diesem Jahr starben die Schriftsteller Leonard Frank, Dashiell Hammett und Ernest Hemingway sowie der Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung.
Michail Botwinik wurde wieder Schachweltmeister.
Es wurden die Bewegung der blockfreien Länder und die
Naturschutzorganisation World Wildlife Fund, WWF gegründet.
Es wurde die Chaostheorie von Edward N. Lorenz geschaffen.
Übersetzung und Redaktion: Vladimir Daskalov
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