Am Montag dieser Woche jährte sich der Geburtstag des bedeutenden bulgarischen Intellektuellen Peter Uwaliew zum 100. Mal. Er war als Politologe, Übersetzer, Diplomat, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur, wie auch als Universitätslehrer und Kritiker tätig. In den Zeiten des Kalten Krieges emigrierte er und arbeitete fast ein halbes Jahrhundert für das bulgarische Programm der BBC. Mit seinen Radio-Beiträgen wurde er zu einem der einflussreichten Intellektuellen unter den bulgarischen Emigranten.
Aus Anlass seines 100. Geburtstages wurde an seinem Geburtshaus in Sofia eine Gedenktafel angebracht. Bei der Einweihung sagte Todor Tschobanow, stellvertretender Bürgermeister zu Kulturfragen: „Peter Uwaliew kann mit Fug und Recht als ein Intellektueller im europäischen und Weltmaßstab bezeichnet werden. Er hat in der Kultur Bulgariens und Europas eine bleibende Spur hinterlassen. Sein Werk war kosmopolitisch und ist mit seinem humanen Charakter auch heute noch von Bedeutung. Vor allem nach den jüngsten Ereignissen in Frankreich ist es aktueller denn je. Uwaliew war ein Mann, der gerade in den Zeiten der Angst und Unterwürfigkeit für mehr nationale Würde und Humanismus und für die Achtung der Andersdenkenden eintrat.“
„Wenn ich durch diese Straße gehe, in der das Geburtshaus von Peter Uwaliew steht, kommen wir einige Dinge in den Sinn“, sagte ihrerseits die Vizepräsidentin Margarita Popowa. „Petar Uwaliew war ein Mensch, der seine Heimat über alles liebte und das vorbehaltslos bis zu seinem letzten Atemzug. Er sagte: „Ich bin ein Bulgare, also ein Mensch vom Balkan, also ein Europäer“. Für diesen Teil Europas, dem östlichen, arbeitete er im westlichen Teil unaufhörlich. Er machte allen deutlich vor, wie man mit Liebe das Image eines Landes aufbauen kann…“
Auf der Festveranstaltung nahmen auch seine Gattin Sonja Rouve-Uwaliewa und seine Tochter Mila-Georgina teil. „Peter lebte in der Wohnungen der bulgarischen Botschaft in Rom und Paris, bei seiner Schwester und viele Jahre in London. Später bezeichnete man unser Haus im Londoner Stadtteil Chelsea als „inoffizielle Botschaft“, erzählt Sonja Rouve-Uwaliewa. „In England führte er ein glückliches Leben, doch sein Geist war immer in Bulgarien…“
Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Peter Uwaliew war eine Konferenz in der Sofioter Universität „Hl. Kliment von Ochrid, in der er einst studiert hatte. Dort wurde auch eine Fotoausstellung über sein Leben und Werk eröffnet. Die Erben von Uwaliew übereigneten sein Archiv, wie auch persönliche Gegenstände der Universität.
Zum Schluss noch eine Einzelheit aus dem Leben von Peter Uwaliew. Seine Stimme erklang im Jahre 1937 zum ersten Mal im Äther und das bei „Radio Sofia“, wie das Auslandsprogramm damals hieß. Uwaliew arbeitete in der italienischen Redaktion. Der bulgarische Rundfunk hatte begonnen, Programme in Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch regelmäßig auszustrahlen. In einem Interview erinnerte sich Uwaliew: „Dieses Radio war eine ganz unwahrscheinliche Sache. Es kam auf die Welt, um uns klar zu machen, dass die Grenzen gefallen sind – unsere Stimmen schwirrten im Äther. Wir waren damals noch ziemlich grün hinter den Ohren, wandten uns aber bereits an andere Menschen in der Weite. Während die Welt streng in Feinde unterteilt war, übersprangen die Radiowellen die Schützengräben des Hasses – das Radio brachte uns bei, nicht zu hassen…“
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