Menschen, die sich ungewollt auf der Flucht befinden, weitab von ihrer Heimat, ohne Heim und Hoffnung. Ein jeder der Flüchtlinge, die bei uns in Bulgarien eine Zuflucht für sich und ihre Familien suchen, hat eine traurige Geschichte zu erzählen. Besorgniserregenden Angaben der Flüchtlingsagentur zufolge haben in Bulgarien seit Jahresanfang 2.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Weniger als die Hälfte verfügen aber über die nötigen Dokumente, um Unterstützung vom Staat zu erhalten.
Die Durststrecke kann sich über einen Monat hinziehen. Diese Zeit können die Neuankömmlinge dank Hilfe von Verwandten und Spendern überbrücken. Besonders heikel wird die Lage jedoch, wenn sie nicht nur für die täglichen Kosten aufkommen müssen, sondern auch für die medizinische Behandlung eines kranken Kindes oder Familienangehörigen. Freiwillige vom Rat der Flüchtlingsfrauen in Bulgarien haben deshalb eine Spendenaktion für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen aus solchen Familien in Sofia organisiert. Sie begann während des Weihnachtsmarktes, der von ihren Partnern von der Stiftung International Women's Club – Sofia organisiert wurde. Die ersten Spendengelder gehen an 50 Kinder in der bulgarischen Hauptstadt, wo die Immigranten am zahlreichsten sind. Bis Jahresende hoffen die Flüchtlingsfrauen, insgesamt 150 Menschen eine medizinische Behandlung sichern zu können.
„Die Einnahmen vom Weihnachtsverkauf haben wir in Babynahrung investiert, allerdings reichen sie nicht für medizinische Untersuchungen und Medikamente aus“, erzählt uns Linda Auanis, Vorstandsvorsitzende der Organisation der Flüchtlingsfrauen in Bulgarien. „Wenn die Flüchtlinge in Bulgarien ankommen, dauert ihre Registrierung im Krankenversicherungssystem fast ein halbes Jahr. Oftmals sind das Familien mit kleinen Kindern und sollte ein Säugling in dieser Zeit erkranken, hat es keinen Zugang zur medizinischen Betreuung. Eben an dieser Stelle setzen wir dank unserer Sponsoren an“, erläutert Linda Auanis. “Wir helfen den Flüchtlingen, indem wir ihnen einen Dolmetscher zur Verfügung stellen, der sie zu den jeweiligen Behörden begleitet. Momentan ist es immer noch recht schwierig, Kinderärzte für sie zu sichern, selbst in Sofia. Das Problem liegt vor allem in der Sprachbarriere. Vor Jahren gab es im Sofioter Wohnviertel Owtscha Kupel, wo die meisten Immigranten sind, keinen einzigen Arzt, der sie betreut hat. Mit der Zeit haben sich die Dinge jedoch zum Positiven gewendet und nun gibt es in den Polikliniken Ärzte, an die sie sich wenden können.“
Ein Ende der Kriegshandlungen in den arabischen Ländern ist nicht in Sicht, deshalb wollen wir Flüchtlingen aus diesen Ländern helfen, so der Rat der Flüchtlingsfrauen in Bulgarien. Das Leid ihrer Mitmenschen lässt die Bulgaren nicht kalt und so organisieren sie selbst auch diverse Spendenaktionen. Die erste Summe, die sie für die medizinische Behandlung von Flüchtlingskindern in Sofia zusammengetragen haben, ist zwar nicht groß, doch ist das erst der Beginn einer langfristigen Partnerschaft. Die Spenden werden transparent und effizient eingesetzt, versicherte uns Maria Iliewa, Koordinator beim International Women's Club – Sofia.
„Das ist nur der Anfang, wir wollen unseren neuen Partnern helfen, indem wir ihnen materielle Hilfe und Kontakte anbieten. Wir sind uns sicher, dass sich unsere Zusammenarbeit weiter entfalten wird. Leider sind die Summen, die Firmen und Privatpersonen spenden, spürbar gesunken. Wir verfügen über weniger Mittel und sind darum bemüht, sie den Bedürftigsten angedeihen zu lassen. Wir haben bereits Erfahrungen gesammelt und sehen im Rat der Flüchtlingsfrauen in Bulgarien einen guten und zuverlässigen Partner“, sagte abschließend Maria Iliewa.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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