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1982: "Orchester ohne Namen" und der Weg zu den Träumen

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Szene aus dem Film "Orchester ohne Namen"

Im Jahr 1982 war die Premiere des Films "Orchester ohne Namen". Die Geschichte erzählt von vier Männern unterschiedlicher Berufe, die keine professionellen Musiker sind, aber den Traum haben, die Bühnen wie die echten Profis zu erobern. Der Streifen gehört auch heute noch zu den beliebtesten bulgarischen Filmen bei groß und klein. Regie führte Ljudmil Kirkow, das Drehbuch schrieb der Schriftsteller Stanislav Stratiew und in den Hauptrollen waren Georgi Mamalew, Pawel Poppandow, Philip Trifonow, Welko Kanew, Katerina Ewro und Maria Kawardschikova. Die Musik zum Film schrieb der bekannte bulgarische Komponist Boris Karadimchew. Außer mit ihrem großartigen Spiel wird der Film mit den Liedern "Wir bleiben", das von Margarita Hranowa gesungen wurde, und "Unsere Stadt" der Gruppe "Tangra" in Erinnerung bleiben.

Ein Teil des Films wurde in Ajtos wegen seiner Nähe zur südlichen Schwarzmeerküste gedreht. Der größte Teil der Dreharbeiten war jedoch an bekanten Ecken der Küste selbst, wie am Sonnenstrand, Tschernomorez und dem Camping "Djuni".

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In einem Interview im Tonarchiv des Bulgarischen Nationalen Rundfunk erzählt der Komponist Boris Karadimchew, der im vergangenen Jahr dahingeschieden ist, folgendes: "Es ist wirklich ein wunderbarer Film und, wissen Sie, echte Filme, die auf die Zuschauer richtig einwirken, sind diejenigen Filme, in denen die Schauspieler das gleiche durchleben, wie die Menschen im richtigen Leben. "Orchester ohne Namen" zeigt sehr wahrheitsnah das Schicksal vieler Musiker, die mit großer Begeisterung und Lust spielen, ihre Kunst zeigen, und den Menschen Freude bringen wollen. Dies sind mittelmäßige Musiker, Amateure, die in Restaurants am Meer auftreten wollen, denen aber dabei eine Reihe von Missgeschicken passiert. Am Ende des Films sagen und singen sie, "Wir bleiben" – und sie bleiben da, mit ihren Wünschen und ihren Träumen."

Der Schauspieler Georgi Mamalew erinnert sich: "Bei "Orchester ohne Namen" mitzuspielen, war ein außerordentlich großes Glück für mich. In unserem Beruf kommen wir ohne etwas Glück nicht aus. Natürlich war das Schicksal mir auch in anderem Fällen hold, doch in einem solchen Film zu spielen, der die Liebe des Publikums erobert und höchste Zuschauerzahlen erreicht hat, war wirklich eine große Chance und eine große Freude." Er fügt hinzu, dass das Drehbuch extra für sie geschrieben und deshalb beschlossen wurde, dass sie ihre echten Namen behalten. Ein Casting gab es nur für die Rolle der Sängerin der Band Reni und es wurde von Katerina Ewro gewonnen.

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In unserem Tonarchiv finden wir auch einige Auszüge aus dem Film. Einer von ihnen ist der großartige Dialog zwischen Georgi Mamalew, der den Schlagzeuger der Band spielte, und Georgi Rusew, seinem Onkel im Film, über das Schlagzeug und seine Auswirkungen auf die Nachbarn und auf ihre Hühner:

"- Ah, Hallo Onkel Peter, was ist, sag schnell, ich muss proben.

- Hör mal, Gosche, wir werden noch alle taub von deinem Trommeln! Meine Gesundheit ist schon futsch... Und sogar die Hühner legen keine Eier mehr. 20 Hennen habe ich und muss trotzdem Eier kaufen, wenn ich welche brauche. Ich war ja auch im Krieg, da haben die auch Bomben abgeworfen, wieder und wieder, aber ab und zu haben sie auch Halt gemacht, aber bei dir gibt’s keine Feuerpause – von früh bis spät. Was ist das denn für eine Kunst? Wir werden ja noch taub, Gosche!

- Beethoven war ja auch taub, aber trotzdem ein Genie, also hab' nur keine Angst.

- Von diesem Beethoven weiß ich nicht... Das ist seine Sache. Ich sag' dir aber – das ist nicht zum Aushalten, wir sind Verwandte, aber jetzt ist Schluss. Ein ganzes Jahr hast du nicht aufgehört, wirst du denn niemals müde, Junge?

- Da kann man nichts machen, Onkel. Das ist Kunst und die Kunst erfordert Opfer. Weißt du zum Beispiel wie Louis Armstrong seinerzeit angefangen hat und das auch noch als Farbiger in Amerika...

- Wieso denn anfangen? Aufhören sollst du!"

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Laut Nikolaj Nikolaew, der die Rolle des Italieners Gianni Leopardi spielte, war der Film so erfolgreich, weil der Regisseur es geschafft hat, die Schauspieler zu Mitautoren zu machen. "Orchester ohne Namen" nimmt einen würdigen Platz in der Schatzkammer der bulgarischen Filmkunst ein und obwohl es eine der besten Komödien ist, die in Bulgarien je gedreht wurden, konzentriert sich der Film auf ernste Themen – auf Freundschaft, Liebe und Kunst. Wahrscheinlich das, wie auch das brillante Spiel der Schauspieler, macht ihn zu einem der beliebtesten Filme aller Generationen in Bulgarien.

Übersetzung: Petar Georgiew



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