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Wo die Erde lebt, da wohnt das Glück – und eine ziemlich nette Familie

„Hier lebt die Erde“, sagen Eliza und Krassimir. So beschreiben sie ihr neues Heim. Es ist ein altes Haus aus Lehmziegeln, das groß genug ist, um ihren Träumen ein Zuhause zu bieten. Die junge Familie träumt von einfachen, unvergänglichen Dingen – sie wollen in der Natur leben, sie schützen helfen und sich in einer solchen Kulisse schöpferisch betätigen.

Eliza und Krassimir haben das Stadtleben vor vier Jahren aufgegeben und sind aufs Land gezogen. Nach dem Studium in Sofia kamen die Kinder und sie wollten sie partout nicht in einer Großstadt großziehen. Die Familie gehört zu einer steigenden Zahl von vor allem jungen Bulgaren unter 45 Jahren, die aus der Großstadt aufs Land ziehen. Mehr als 33.000 Menschen haben genau das im vergangenen Jahr getan. Das größte Interesse gilt den Dörfern in der Umgebung von Burgas, Plowdiw und Blagoewgrad. Eliza und Krassimir sind aber ein Stück weiter gezogen und haben sich in Hotniza, unweit der alten Reichshauptstadt Weliko Tarnowo niedergelassen.

Das Dorf hat eine sehr interessante Geschichte“, erzählte uns Eliza. „Dort hat man einen der ältesten Goldschätze der alten Thraker entdeckt. Und auch die Natur ist wunderschön. Das alte Haus, das die junge Familie gekauft hat, musste schnell renoviert werden – es haben Freunde und Verwandte geholfen und mitangepackt. „Heute leben wir glücklich in einem Haus, das ein ganz anderes Gefühl vermittelt, als die Platte in Sofia“, sagt Eliza. Ihre ganze Aufmerksamkeit gilt heute dem kleinen Obst- und Gemüsegarten. „Wir wollen auch in der Ernährung unabhängig werden“, vertraut uns Eliza an. Und erklärt, warum:

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„Uns ist es einfach wichtig, dass wir uns möglichst wenig in das Gleichgewicht der Natur einmischen
“, sagt Eliza. „Wir sind Optimisten und glauben fest daran, dass man die großen Veränderungen in kleinen Schritten erreicht. Solange man nur meckert und nichts selbst bewegt, ändert sich auch nichts. Der Naturschutz liegt uns am Herzen und deshalb achten wir auf Kleinigkeiten, wie z.B., dass wir mit Regenwasser gießen. Wir kompostieren, und haben als erste die Abfalltrennung in unserem Dorf eingeführt“, erzählt Eliza.

Eliza und Krassimir wollen nicht nur Bioprodukte anbauen und essen, sondern versuchen sogar, alte bulgarische Sorten zu retten. Denn man sei grundsätzlich dazu übergegangen, künstlich selektierte Samen zu kaufen, anstatt sie aus der eigenen Produktion selbst zu sammeln. Und so hat Eliza damit begonnen, eine Samen-Bibliothek für die Region um Weliko Tarnowo anzulegen.

Die Idee war eigentlich, eine Samenbank anzulegen, aber das ist etwas, was die Profis machen sollten, und nicht Laien, wie wir“, sagt Eliza. „Deshalb haben wir uns für eine Samen-Bibliothek entschieden, die genau so funktioniert, wie auch eine Bibliothek, wo man sich Bücher ausleiht. Die Samen kommen zu Pflegeeltern, die nach der Ernte ihrerseits Samen sammeln und sie uns dann zurückgeben. Es ist wichtig, alte, authentische Samen beim Anbau zu verwenden, denn sie sind widerstandsfähig und keine Folge von Labortests und Versuchen“, argumentiert Eliza.

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Der jungen Frau genügt das aber nicht. Neben dem Obst- und Gemüsegarten, der Samen-Bibliothek und den beiden Kindern bleibt Eliza noch Zeit genug, um sich einer schöpferischen Tätigkeit zu widmen – in einer kleinen Werkstatt im Garten bastelt sie in jeder freien Minute an wundersamen biologisch hergestellten … Seifen.

Dieses Hobby hat viel damit zu tun, dass ich ein Naturfreund bin“, sagt Eliza weiter. „Deshalb will ich Seife nach alter herkömmlicher Art herstellen und verwende dafür nur Pflanzenöle – aus Sonnenblumen, Mandeln, Kokosnüssen, Oliven. Im Garten habe ich unendlich viele Kräuter, aus denen ich verschiedene Aromadüfte herstelle, denn sie enthalten ätherische Öle. Und so entstehen meine Seifen“, präsentiert sie Eliza stolz.

Gekauft werden sie zum Teil auch von ihren englischen Nachbarn. In Hotniza gibt es etwa 600 Häuser, aber nur gut 200 Einwohner. Darunter auch viele englische Familien. Eliza und ihr Mann Krassimir mussten nach dem Umzug aufs Land neue Freundschaften schließen. Das einzige, das sie aus dem Großstadtleben vermissen, sind die Freunde und die Familie. Und deshalb reisen sie auch viel durchs Land. Das Paradies im Dorf, das sie sich aufgebaut haben, wollen sie aber um nichts in der Welt aufgeben.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova

Fotos: Privat



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