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Bulgarien arbeitet aktiv an Prävention von Gewalt

Foto: Archiv

Jede vierte oder fünfte Frau in Europa ist häuslicher oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Das belegt eine Studie aus dem Jahr 2014, die im Rahmen eines Programms der Europäischen Menschenrechtsagentur vorgenommen wurde. Laut dieser Untersuchung wird auch jede vierte Bulgarin Opfer von Gewalt. Die Vereinigung „Allianz zum Schutz vor geschlechtsbedingter Gewalt“ und der Regionale Roma-Verein in der Schwarzmeerstadt Burgas haben sich konkrete Aufgaben gestellt, um dagegen vorzugehen. In diesem Vorhaben werden sie vom Norwegischen Finanzmechanismus 2009-2014 unterstützt. Mit Hilfe von Seminaren und Bildungskursen in elf bulgarischen Städten will man Vertreter der Gemeinden, NGOs und Leader der Roma motivieren, sich für den Schutz der Opfer von Gewalt in den konkreten Regionen zu engagieren.

„In jeder Gesellschaft wird Gewalt verurteilt. Allerdings wird sie mancherorts als Teil der nationalen Kultur angesehen, was unsere Arbeit zusätzlich erschwert“, erläutert die Leiterin des Projekts Ilijana Stojtschewa. „Gemeinsam mit unseren ausländischen Partnern wollen wir die Denkweise der Menschen ändern. In Bulgarien haben wir diesbezüglich bereits einen weiten Weg zurückgelegt. Wir gehören zu den ersten postkommunistischen Ländern, die ein Gesetz gegen häusliche Gewalt verabschiedet haben, das anderen Ostblockstaaten als Modell gedient hat. Trotz unserer Fortschritte steht uns aber noch viel Arbeit bevor – grobe Gewalt gegen Schwächere anzuüben gehört zur Grundhaltung mancher Menschen und es braucht Zeit, um das zu ändern. In den letzten Jahren haben sich die bulgarischen Frauen zunehmend emanzipiert, genau wie die Frauen in Europa und der Welt als Ganzes. Sie verfügen über eine bessere Bildung und haben es mit der Ehe und der Familienplanung nicht mehr so eilig. So steigt auch die Selbstachtung der Bulgarinnen und sie tolerieren immer weniger, gedemütigt zu werden. Trotzdem schämen sich viele Frauen zuzugeben, dass sie trotz ihrer erfolgreichen Karriere Gewalt erfahren, vor allem innerhalb der Familie. Wir wollen diesen Frauen helfen und ihnen begreiflich machen, dass sie sich nicht zu schämen brauchen, schämen sollten sich die Gewalttäter“, so Ilijana Stojtschewa.

Im Fokus des Projekts steht die Roma-Gemeinschaft. Eine Studie der Allianz aus den letzten zwei Jahren zeigt, dass es sich bei 7 bis 10 Prozent der Opfer von Gewalt um Roma handelt. In ihrer Gemeinschaft spricht man selten über Gewaltprobleme. Das hat aber nicht zu bedeuten, dass es dort keine Gewalt gibt, im Gegenteil – sie eskaliert sogar.

„Besonders ernst sind die Probleme in einigen Stadtvierteln, wo hauptsächlich Roma leben“, meint der Leader des Regionalen Roma-Verbands in Burgas Mitko Donew. „Die Kinder gehen dort zwar zur Schule, doch werden die Mädchen in dieser eingekapselten Gruppe daran gehindert, sich zu bilden. Sie sollen zu Hause bleiben und Mütter und Hausfrauen werden. Da sie in diesem Milieu aufgewachsen sind, ist ihnen oft nicht bewusst, dass sie Opfer von geschlechtsbedingter Gewalt sind. Unsere Aufgabe ist es, sie über ihre Rechte aufzuklären und ihnen dabei zu helfen, sie auch wahrzunehmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir zusammen mit unseren Projektpartnern am Ende unserer Kampagne gute Ergebnisse erzielen werden“, sagte abschließend Mitko Dokow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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