Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

Wasser aus dem Hahn: Menschenrecht oder Luxus-Ware?

БНР Новини
55 Prozent des Wassers in Sofia fließen einfach auf die Straße, behauptet das Komitee zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Bulgarien.
Foto: Archiv

„Die geforderte 20prozentige Preiserhöhung für Trinkwasser in der Hauptstadt Sofia ist einem Völkermord gleichzusetzen.“ Diese starken Worte gehören Gantscho Hitrow, Vorsitzender eines Komitees zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Bulgarien. Die Preiserhöhung sei ihm zufolge unbegründet und unsozial, da sie mehr als 350.000 Hauptstädter bei der Nutzung dieser natürlichen Ressource stark einschränken werde.

Das Trinkwassernetz von Sofia hat große Reserven, es geht viel Wasser verloren“, behauptet Gantscho Hitrow. „2014-2015 versuchten die Stadtwerke, eine 15prozentige Preiserhöhung durchzusetzen, dann hieß es, der Preis solle um lediglich 7 Prozent angehoben werden. Wir haben uns allerdings rechtzeitig eingemischt und das Stadtparlament hat die Preiserhöhung gestoppt. Doch, der Kampf geht weiter“, warnt Hitrow.

Die Stadtwerke in Sofia – eingemischtwirtschaftliches Unternehmen, versuchen seit einigen Jahren, eine Preiserhöhung durchzubringen. Derzeit zahlen die Sofioter knapp ein Euro pro Kubikmeter Trinkwasser. Eine Preiserhöhung würde die Gewinnspanne des Trinkwasserversorgers enorm erhöhen, behauptet Gantscho Hitrow.

Stiege der Kubikmeterpreis um lediglich 50 Cent, bringe das den Stadtwerken bis zu einer halben Million Euro mehr Einnahmen im Jahr“, hat Gantscho Hitrow ausgerechnet. „Zur Begründung sagen die Stadtwerke, ihnen fehle das Geld für Investitionen und Instandhaltung des Trinkwassernetzes. Vielmehr geht es dabei um große Infrastrukturprojekte, die aus unserer Sicht nicht unbedingt notwendig sind.“

Dazu gehört auch die dringend notwendige Festigung eines Staudammes. Die Stadtwerke haben gedroht, die Reparaturarbeiten nicht vorzunehmen, würde die Preiserhöhung vom Stadtparlament nicht gebilligt. Doch, die Preisbildung für Trinkwasser ist in Bulgarien immer noch nicht liberalisiert. Die Trinkwasserrechnung darf nicht höher als 3,5 Prozent des monatlichen Einkommens der Privathaushalte ausmachen. Genau diese Rechnung würde nicht aufgehen, käme es zu der geforderten Preiserhöhung.

Es gibt viele Ungenauigkeiten bei der Abrechnung des Trinkwassers in Sofia“, behauptet Gantscho Hitrow. „Außerdem ist der Versorger in der Hauptstadt ein Monopolist und die Verbraucher haben keine andere Chance, an Trinkwasser zu kommen. Es kann nicht sein, dass die Trinkwasserpreise in anderen Städten des Landes um 3 bis 4 Prozent angehoben werden, und in Sofia – um 20 Prozent“, ärgert sich der Ingenieur.

Noch mehr Grund zum Ärgern gibt die Tatsache, dass im maroden Leitungsnetz so viel Wasser verloren geht, dass man damit eine Kleinstadt versorgen könnte.

1998 flossen 65 Prozent des Wassers einfach auf die Straße“, behauptet Hitrow. „Seitdem sollten diese Verluste auf 32 Prozent gesenkt werden. Heute liegen sie bei 55 Prozent. Hätten die Stadtwerke die Verluste eingedämmt, würden sie heute keine Preiserhöhung brauchen, um investieren zu können.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

De Là Trâp, der bulgarische Rapper aus Miami: Die Chancen hängen von der Perspektive des Einzelnen ab

De Là Trâp - dieser klangvolle Name hat die Aufmerksamkeit der Fans der Hip-Hop-Kultur in unserem Land auf sich gezogen. In nur zwei Monaten hat das gemeinsame Projekt „333“ mit dem Hit-Rapper 100 Kila fast 1 Million Aufrufe in einem der..

veröffentlicht am 02.02.25 um 09:15

Pomorie-See heißt Besucher zum Welttag der Feuchtgebiete kostenlos willkommen

Anlässlich des bevorstehenden Welttags der Feuchtgebiete, der am 2. Februar begangen wird, empfängt das Besucherzentrum am Pomorie-See heute 10.00 bis 16.00 Uhr kostenlos Besucher. Der Pomorie-See ist Teil des wichtigsten Feuchtgebietskomplexes an..

veröffentlicht am 01.02.25 um 08:35

KNSB: Die Ärmsten in Bulgarien werden zunehmend ärmer, und das in immer schnellerem Tempo

Die finanzielle Situation im Land ist kritisch, verkündete vor einigen Tagen die neue Finanzministerin Temenuschka Petkowa. Die wenigen guten Nachrichten über die Verlangsamung der Inflation (im Jahresvergleich) und den Schengen-Vollbeitritt Bulgariens..

veröffentlicht am 29.01.25 um 15:21