Bunte Farben, neckische Blicke und viele lachende Gesichter leuchten uns von Hunderten Kinderzeichnungen entgegen, die im Rahmen des Wettbewerbs „Großmutters Rezepte“ eingesendet wurden. Organisiert wurde er zum siebenten Jahr in Folge von der Vereinigung zur Entwicklung von Kunst und Gewerbe A.R.I.S.7., die sich zum Ziel gesetzt hat, die traditionelle bulgarische Küche zu popularisieren. „Großmutters Rezepte“ ist allerdings kein Kochwettbewerb, sondern eine Art Tribüne für Kinderzeichnungen und Gedichte, in denen die Kids ihrer Liebe zu den älteren Familienmitgliedern Ausdruck verleihen. Da sie viel zu klein sind, um selbst etwas zu kochen, wollen die Organisatoren des Wettbewerbs den Kindern die traditionelle Lebensweise und saisonale Küche in Bulgarien näher bringen.
Alle Kinder, die sich an dem Wettbewerb„Großmutters Rezepte“ beteiligt haben, erhalten eine Ehrenurkunde. Ein Teil ihrer Werke geht in den Sommermonaten auf Reisen und begleitet das kulinarische Festival „Der bunte Speisetisch meiner Stadt“, das jedes Mal in unterschiedlichen Städten durchgeführt wird. „Wir wollen damit den kleinen Autoren Achtung und Stolz vermitteln“, erläutert die Organisatorin Marieta Nedkowa.
Der Wettbewerb „Großmutters Rezepte“ wird in Partnerschaft mit dem Nationalen Kinderpalast organisiert und steht auch auf der Agenda des Bildungsministeriums. In der Regel treffen jedes Mal rund 2.000 Kinderzeichnungen aus ganz Bulgarien dazu ein. Daran können sich alle Kinder zwischen 5 und 14 Jahren mit beliebig viel Werken beteiligen, die je nach Alter der kleinen Autoren in unterschiedliche Gruppen aufgeteilt werden. Interesse an dem Wettbewerb bezeugen seit Jahren viele Schulen und Kunstateliers.
„Wir wollen die Aufmerksamkeit der Kinder auf die Relation zwischen Kochkunst und festlichen Riten sowie auf die gesunde Ernährung lenken. An dem Wettbewerb beteiligen sich viele begabte Kinder. Manche schicken uns Zeichnungen, andere Fotos ihrer Großmütter, von denen sie uns auch erzählen. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, auch Kindererzählungen und Gedichte in unseren Contest mit einzubeziehen. Uns geht es dabei nicht so sehr darum, ihren künstlerischen Sinn zu bewerten. Vielmehr wollen wir die Aufmerksamkeit der Kinder auf das Essen und auf die damit verbundenen Familientraditionen lenken. Wir erfahren von ihnen, wie bei ihnen zu Hause der Tisch gedeckt wird, wie es dort zugeht, welche Achtung und Ehrerbietung man den alten Familienmitgliedern entgegenbringt. Uns fällt auf, dass sich die Traditionen verändert und entwickelt haben und nicht mehr das sind, was sie vor 30-50 Jahren mal waren. Eins ist aber gleich geblieben – alle Kinder lieben ihre Großeltern und sind gern bei ihnen zu Gast. Sie finden bei ihnen stets ein offenes Ohr und etwas Leckeres zum Essen, denn das ist Teil derer Sorge um den Nachwuchs. In letzter bezeugen die jungen Bulgaren wachsendes Interesse an alten Sitten und Bräuchen und suchen Rezepte für rituelle Gerichte, wie sie vor Jahrhunderten zubereitet wurden. Sie interessieren sich dabei nicht nur um die Technologie der Zubereitung, sondern auch für deren Sinn und der darin enthaltenen Botschaft. Die rituellen Brote sind beispielsweise untrennbarer Bestandteil unserer Feste. In der Familie lernen die Kinder diese Traditionen, beginnen sie einzuhalten und zu verstehen“, meint Marieta Nedkowa.
„Traditionen werden von Mensch zu Mensch, von Generation zu Generation weiter gereicht. Die Kinder tun, was sie in der Familie, in der Gesellschaft und der Schule sehen. Deshalb setzt unsere Vereinigung auf die Rolle der Schule, wo die Kinder erzogen werden. Die Kultur und die Traditionen unseres Volkes haben ihren Platz im Unterrichtsprogramm, denn durch sie wachsen sie zu stolzen und aktiven Bulgaren auf“, sagte abschließend Marieta Nedkowa.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: bereitgestellt vom Wettbewerb „Großmutters Rezepte“
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