Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Jowtscho Karaiwanow: „Die Volksmusik ist nicht für dumme Leute“

Foto: Archiv

Liebe Freunde der bulgarischen Musikfolklore, in den folgenden Minuten wollen wir an den bulgarischen Volksliedsäger Jowtscho Karaiwanow erinnern, der im März dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wäre. Jowtscho Karaiwanow verließ diese Welt genau vor 20 Jahren, am Tag, an dem er seinen 70. Geburtstag beging.

Jowtscho Karaiwanow stammt aus Thrakien und ist auch einer der einprägsamsten Interpreten der dortigen Gesangsfolklore. Er wurde in einem kleinen Dorf nahe der südbulgarischen Stadt Sliwen geboren. Seine Familie war arm – in ihr wurde aber stets gesungen. Und so wuchs er inmitten von harter Arbeit und Gesang auf. Vor allem von seiner Mutter, die häufig auf Dorffesten gesungen hat, lernte er einen Großteil der Lieder, die später zu einem festen Bestandteil seines Repertoires wurden. Sein Vater schenkte dem musikinteressierten Jungen eine selbstgebaute Fiedel.

Und so begann er schon früh zu musizieren. Er genierte sich vorerst vor Publikum zu singen und tat das ungestört, während er die Kühe weidete, oder den Stall ausmistete. Während eines großen Familienfestes war es aber dann soweit: er sang den Gästen etwas vor – versteckt hinter dem Rücken seiner Mutter. Die Anwesenden waren verblüfft über den schönen Liedvortrag und verblieben eine Zeit lang regungslos, als der Junge aufhörte zu singen. Der kleine Jowtscho war so aufgeregt, dass er gleich nach Ende des Liedes davonrannte.

Vom ersten Vorsingen bis zu seinen großen nationalen und internationalen Erfolgen durchlief Jowtscho Karaiwanow einen weiten und beschwerlichen Weg. Es gab eine Zeit in seinem Leben, da sah es gar nicht danach aus, dass aus ihm ein Volksliedsänger werden wird. Er studierte nämlich Jura. Die Liebe zur Volksmusik siegte aber. „Mit den Liedern meiner Vorfahren finde ich zu mir selbst“, sagte er später häufig. Er ließ nicht ab vom Singen und schlug die Laufbahn eines berufsmäßigen Sängers ein, ohne auch nur einen Tag als Jurist gearbeitet zu haben. „Die Volksmusik ist nicht für dumme Leute; man muss sie lieben, um sie zu verstehen“, war der Sänger überzeugt.

Seine Laufbahn als Volksliedsänger begann am Philipp-Kutew-Ensemble, später leitete er die Gruppe „Bulgarisches Lied“, mit der er auch im Ausland auftrat.

Jowtscho Karaiwanow wurde schnell in ganz Bulgarien bekannt und bereiste als Solist des Staatlichen Ensembles für Volkslieder und Tänze die verschiedensten Länder der Welt, darunter Österreich, Frankreich, die Schweiz, China, Ägypten und viele andere. Etliche Komponisten wurden auf seine gelungenen Liedinterpretationen aufmerksam und machten speziell für ihn die verschiedensten Bearbeitungen alter Volksgesänge. In späteren Jahren widmete er sich auch einer ausgedehnten pädagogischen Tätigkeit. Etliche seiner Schüler sind heute gediegene Volksliedsänger, die seine Lieder interpretieren.

Die Musikredaktion des Bulgarischen Nationalen Rundfunks konnte Jowtscho Karaiwanow als Mitarbeiter gewinnen. Bereits mit seinen ersten Rundfunkauftritten gewann er viele Anhänger. Unser Tonarchiv bewahrt nahezu 250 Aufnahmen mit ihm auf, die den 1996 verstorbenen Sänger unvergessen machen.

Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Fast 350.000 Bulgaren feiern heute ihren Namenstag

Am 7. Januar ehren wir den Heiligen Johannes und 347.534 Landsleute feiern heute ihren Namenstag. „Iwan ist ein Titel, kein Name“, sagt unser Volk über den häufigsten Namen in unserem Land, der „Gnade Gottes“ bedeutet.  Fast in jeder Familie gibt..

veröffentlicht am 07.01.24 um 08:10

Zum ersten Mal wird es einen Männerreigen im eisigen Wasser des Flusses Ogosta geben

Seit mehr als 20 Jahren ist es in der nordwestbulgarischen Stadt Montana Tradition, am 6. Januar in den Park „Montanensium“ zu gehen. Dort gibt es einen künstlichen See, der für das orthodoxe Ritual „Rettung des Heiligen Kreuzes“ am Tag der..

veröffentlicht am 05.01.24 um 21:05

Kjustendil lässt lokale Weihnachtstradition wieder aufleben

Das märchenhafte Weihnachtsfest in Kyustendil beginnt am 2. Dezember mit weihnachtlichem Flair und mit dem Anzünden der Lichter am Weihnachtsbaum auf dem „Welbaschd-Platz“. Ein Weihnachtsmarkt im Zentrum der Stadt erweckt eine jahrzehntelange..

veröffentlicht am 02.12.23 um 08:15