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Stamen Janew: Investitionen erfordern wirtschaftliche und politische Stabilität

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Die ausländischen Investitionen in Bulgarien verbuchten im Vorjahr 22,5% Wachstum. Neue und interessante Investoren sind nach Bulgarien gekommen – vor allem wegen des guten Wirtschaftsklimas, aber nicht zuletzt dank der Bemühungen der Bulgarischen Investitionsagentur.

Derzeit arbeitet die Bulgarische Investitionsagentur an 21 Zertifizierungsprojekten im Gesamtwert von über 244 Millionen Euro“, sagt der Investitionsagenturchef Stamen Janew im Interview mit Radio Bulgarien. „Auf dieser Basis gehen wir von 7.200 neuen Arbeitsplätzen aus. Seit Anfang 2016 wurden vier Projekte im Gesamtwert von über 32 Millionen Euro zertifiziert, im Rahmen derer 700 neue Arbeitsplätze vorgesehen sind. Trotz der unsicheren internationalen Lage ist unser Land eine Insel der politischen und wirtschaftlichen Stabilität. Darüber hinaus bietet Bulgarien niedrige Steuern und passable Arbeitskosten, womit wir immer mehr Investoren gewinnen können. Gleichzeitig kümmern wir uns um jene Investoren, die bereits bei uns im Land sind, um sie um keinen Preis zu verlieren.

Ein Großteil des ausländischen Kapitals ist auf die Produktionsbranche ausgerichtet, die einen hohen Mehrwert erwirtschaftet. Kürzlich hat der Automobilzulieferer Teklas seine Produktion in Kardschali ausgeweitet. Auf der Grundlage dieser Investition haben sich sechs weitere kleinere Unternehmen in Bulgarien niedergelassen. Auch biete sich kleinen und mittleren bulgarischen Unternehmen die Gelegenheit, für diese Großunternehmen als Hauptzulieferer und Subunternehmer zu arbeiten, behauptet der Geschäftsführer der Bulgarischen Investitionsagentur Stamen Janew.

Ein ebenfalls perspektivreiches Projekt mit ausländischem Kapital ist Plana Heigths, das, nachdem der israelische Investor vom Staat als Schwerpunktprojekt zertifiziert wird, in den kommenden Monaten anlaufen soll. Vorgesehen ist der Bau einer Siedlung mit 3.000 Häusern im Plana-Gebirge unweit der Hauptstadt Sofia. Der Wert der Investition wird zwischen 500 und 600 Millionen Euro veranschlagt. Interessant ist hierbei, dass der Investor nicht nur den Kauf von Fertigimmobilien ermöglicht, sondern darüber hinaus nach dem Kauf eines Grundstücks den Bau eines Eigenheims und die Finanzierung eines Teils der anliegenden Infrastruktur.

Zudem werde Bulgarien als Standort für die Automobilzulieferindustrie immer interessanter, meint Stamen Janew. Darüber hinaus steigen die Investitionen in Informations- und Telekommunikationstechnologien. Auch der Bereich der Biotechnologien biete Möglichkeiten zur Anziehung von ausländischem Kapital.

Trotz der stark ansteigenden Investitionen im Vorjahr haben ausländische Unternehmen nach wie vor mit einer Vielzahl von Problemen und Herausforderungen im Land zu kämpfen. Ein Großteil der Probleme ist mit der Einholung von verschiedenen Genehmigungen und dem infrastrukturellen Zugang verbunden. Im August 2015 hat die Regierung zehn Problemthemen formuliert, die Investoren behindern. Dazu haben die jeweiligen Arbeitsgruppen diverse Maßnahmen ausgearbeitet, die das Wirtschaftsumfeld übergreifend verbessern, die Verwaltungsverfahren beschleunigen und die Bürokratie abbauen sollen. In Kürze will das Kabinett den s.g. Action-Plan für verschiedene Bereiche verabschieden, so dass Bulgarien nach der Beseitigung dieser Probleme die gewünschten Investitionsergebnisse erzielen kann.

Was die Justizreform betrifft, haben meine jüngsten Gespräche mit ausländischen Investoren ergeben, dass die langwierigen Verfahren zur Eintreibung von offenen Forderungen ausländische Firmen entmutigen“, erklärt Janew und fügt hinzu: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist ein Großteil der Investoren mit einem diplomatischen Vertreter ihres Landes bei Gerichtsverfahren zugegen, um das Verfahren zu beschleunigen oder subjektive Entscheidungen des Gerichts zu vermeiden, was ich keinesfalls begrüße, da das keine Lösung des Problems um die Justizreform ist. Die Reform muss in Richtung Verfahrensbeschleunigung und Vermeidung von Subjektivismus gegenüber ausländischen Unternehmen gehen, die an Gerichtsverfahren teilnehmen.“

Seit kurzem ist die Idee zur Zusammenlegung der Bulgarischen Investitionsagentur und der Agentur zur KMU-Förderung erneut an der Tagesordnung. Damit will man die beiden Agenturen nicht nur automatisch vereinen, sondern auch nach einer Möglichkeit zur Interaktion zwischen Business, Wissenschaft, Bildung und den Behörden suchen, sagte abschließend der Geschäftsführer der Bulgarischen Investitionsagentur Stamen Janew.

Übersetzung: Christine Christov



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