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Gewerkschaften rücken Sozialschutz von jungen Akademikern in den Fokus

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“Das Geld für eine würdige Bezahlung der erwerbsfähigen Akademiker muss aus der Staatskasse bereitgestellt werden“, fordert KNSB-Chef Plamen Dimitrow.
Foto: BGNES

Autoritäre Vorgesetzte, schlechte Bezahlung, Missstände in der Organisation des Arbeitsprozesses – das sind nur einige Probleme, mit denen nicht wenige Arbeitnehmer in Bulgarien zu kämpfen haben. Die brisanten Fragen werden nun bei Verhandlungen in Vermittlung der Gewerkschaften auf den Tisch gelegt. Unter der Bevölkerung genießt das Wort der Gewerkschaftsvorsitzenden Vertrauen und Autorität. Ihr Dialog mit Arbeitgebern und Regierung verläuft in der Regel recht stürmisch und lenkt die Aufmerksamkeit auf wesentliche Anliegen der Arbeitnehmermasse im Lande.

Man sei nur dann erfolgreich, wenn es einem gelingt, die Regierung von erforderlichen Novellen zum Arbeitsgesetzbuch und der geltenden Rechtsvorschriften zu überzeugen, meint der Chef des Dachverbands der unabhängigen Gewerkschaften in Bulgarien (KNSB) Plamen Dimitrow. Den ersten Schritt tut in der Regel der Staat, in dem er entscheidet, ob er ein Problem allein bewältigen kann oder damit an die Sozialpartner, sprich Gewerkschaften und Arbeitgeber herantritt. Aufbauend auf Statistikzahlen hat der KNSB kürzlich die dringendsten Probleme in Bulgarien zusammengefasst. Sie betreffen insbesondere den staatlichen Sektor, der rund eine halbe Million erwerbsfähige Akademiker beschäftigt. Ihre Gehälter übersteigen jedoch kaum den bulgarischen Mindestlohn. Besonders betroffen sind Kultur, Bildung und die geistige Sphäre, wo das monatliche Durchschnittsgehalt bei 250-300 Euro liegt.

Die Hauptlast wird der Staat tragen müssen, denn das Geld für eine würdige Bezahlung dieser Menschen muss aus der Staatskasse bereitgestellt werden“, sagte KNSB-Chef Plamen Dimitrow. Der Dachverband der unabhängigen Gewerkschaften habe den Sozialschutz junger Akademiker in den Fokus gerückt, so Dimitrow und weiter:

2018 werden 90% der am Arbeitsmarkt ausgeschriebenen neuen Arbeitsplätze für Akademiker sein. Akademiker müssen angemessen bezahlt werden. Deshalb werden wir einen Mindestlohn für Akademiker in Bulgarien vorschlagen, der sich vom Mindestlohn für niedriger Qualifizierte unterscheidet“, erklärt KNSB-Chef Dimitrow. „Zunächst einmal müssen konkrete Maßnahmen adressiert werden. Wenn wir nicht zumindest versuchen, den gebildeten Nachwuchs in Bulgarien zu halten, wird es uns nicht gelingen, die Prognose des demografischen Instituts der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften zu widerlegen, laut welcher Bulgariens Bevölkerung bis 2030 auf fünf Millionen schrumpfen wird. Jeder junge Akademiker, der in seinem Fachgebiet zu arbeiten beginnt, sollte mit mindestens 350 Euro Gehalt rechnen können. Zudem müssen Anreize geschaffen werden, die den Nachwuchs zum Weiterlernen animieren, d.h. eine höhere Qualifikation muss sich auch deutlich im Gehalt niederschlagen. Selbstverständlich gab es umgehend Reaktionen aus der Wirtschaft. Denen halten wir entgegen, dass laut Statistik über 95% der Akademiker über 350 Euro Gehalt beziehen. Unsere Vorschläge betreffen vor allem den Akademiker-Nachwuchs, der künftig in den Arbeitsmarkt eintreten wird.

Was die Beschäftigung betrifft, sind wir noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt. 300.000 Arbeitsplätze wurden bisher nicht wiederhergestellt“, argumentiert KNSB-Chef Dimitrow weiter. Es brauche Investitionen in Bereiche, die technologische Vorteile und jungen Leuten ein sicheres Einkommen bieten. Jetzt gehe es vor allem darum, die Abwanderung von Arbeitskräften zu stoppen, verweist Dimitrow.

Das Hauptinstrument für Investitionen sind europäische Fördermittel. Die derzeitige Lage in der EU macht diesen Dialog erforderlich“, so der Chef des Dachverbands der unabhängigen Gewerkschaften Plamen Dimitrow. „In dieser Richtung müssen sich Regierung und Premier für zielgerichtete Maßnahmen für unser Land stark machen. Auch ein Teil der alten EU-Staaten zeigt Dialogbereitschaft. Dieser Dialog wird im Kontext der Schwierigkeiten der Gemeinschaft angesiedelt sein, erneut das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Das wiederum ist ein zentrales Thema für die gemeinsame europäische Zukunft.

Übersetzung: Christine Christov



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