Das Geschichtsmuseum der Stadt Targowischte in Nordostbulgarien befindet sich in der Altstadt. Obwohl Targowischte rund 35.000 Einwohner hat, hat es ein überaus reiches Museum, das über fast genauso viele Exponate verfügt. Die ältesten stammen aus der Neusteinzeit. Das Museum selbst ist gleich in fünf Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert – der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt untergebracht. Sie sind wie die Exponate sorgfältig restauriert.
In der Vergangenheit war Targowischte, das in türkischer Zeit Eski Cuma – in Übersetzung „Alter Markt“ hieß, mit seiner Frühjahrsmesse bekannt, die die größte in den bulgarischen Landen war. Die aufgeweckten Bürger der Stadt richteten mit eigenen Mitteln eine Schule ein, die später sogar eine Gymnasialausbildung anbot. Seit 1963 wurde in diesem Gebäude ein regionales Geschichtsmuseum eingerichtet. Das Bauwerk selbst ist eine Perle bulgarischer Wiedergeburtsarchitektur und im Originalzustand erhalten. Seit 2011 ist das Museum, wie auch die nahegelegene Festung Missionis, deren Geschichte im Frühmittelalter begann, Teil der Bewegung „Erkunde Bulgarien“, die als „Die 100 nationalen touristischen Objekte Bulgariens“ bekannt ist.
Die Direktorin des Regionalen Geschichtsmuseums von Targowischte, Magdalena Schetschewa, erzählte uns mehr über die Stadtgeschichte:
„Die Geschichte unserer Stadt verliert sich im Dunkeln der Geschichte; ihre größte Blüte erlebte sie Mitte des 19. Jahrhunderts“, erzählt die Historikerin. „Anlässlich des Georgstages am 6. Mai wurde eine große Messe veranstaltet, die viele Händler, Handwerker und Käufer von überall her anzog. Die hiesigen Händler und Handwerker waren sehr reich – sie besaßen sogar Vertretungen im Ausland und spendeten die Mittel für zwei der größten Gebäude in der Stadt. Das ist die Kirche, errichtet 1851, und die Schule. Ich wage zu behaupten, dass dieses Schulgebäude das besterhaltene und gleichzeitig das schönste in Bulgarien ist, was seine Repräsentativität und seine Finesse anbelangt – eine wahres Kleinod bulgarischer Wiedergeburtsarchitektur.“
Das Geschichtsmuseum von Targowischte beeindruckt vor allem mit seiner Sammlung an Gegenständen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, die bei archäologischen Ausgrabungsarbeiten in der Nekropole ans Tageslicht kamen. Unter den Exponaten sind fein gearbeitete Gürtelschnallen und andere Applikationen, die für die Kleidung der Krieger jener Zeit typisch waren. Die Vorstellung vom einstigen Leben vervollständigen die Modelle der nahen Festung und einer Basilika.
Magdalena Schetschewa erzählte uns auch über andere Initiativen des Museums:
„Unsere jüngste Sonderausstellung ist dem 170. Jahrestag seit der Einführung der weltlichen Schulbildung in Bulgarien gewidmet“, sagt die Museumsdirektorin. „Sie zeigt nicht nur die Gegenstände, die damals zum Schulalltag gehörten, sondern gibt den jungen Besuchern auch die Möglichkeit, sich im Schreiben mit einer Gänsefeder zu versuchen. Wir haben auch ein einstiges Klassenzimmer aus dem 19. Jahrhundert nachgebildet. In diesem Klassenzimmer führen wir verschiedene Veranstaltungen für die verschiedensten Altersgruppen durch und stellen es auch Organisationen und Schulen zur Verfügung. Wir wollen damit den Menschen entgegenkommen – angefangen vom Kindergarten bis hin zu älteren Bürgern, die uns auch alte Geschichten von Persönlichkeiten und Ereignissen in Targowischte erzählen. Bei einem Rundgang durch die Ausstellungsräume werden beim Anblick verschiedener Exponate Erinnerungen wach, die wiederum für uns sehr wichtig sind.“
Übersetzung: Wladimir WladimirowFotos: Archiv des Museums
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