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Dorf Losen ehrt den heiligen Georg mit Ritualbroten, Opferlammsuppe und Gesängen

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Er ist ein Kriegerheiliger und Märtyrer, der in Bulgarien meist als Reiter dargestellt wird, wie er mit einer Lanze einen Drachen tötet. Der heilige Georg gehört auch in der orthodoxen Kirche zu den wichtigsten Heiligen. Er ist ferner der Schutzpatron der bulgarischen Streitkräfte. So ist sein Ehrentag, der 6. Mai, eines der schönsten Feste und wird von allen begangen. Es ist ein Frühlingsfest, das in den Vorstellungen unserer Vorfahren mit der Erde und der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht wurde. Bis heute wird zu Ehren des heiligen Georg eine Opferlammsuppe zubereitet. Traditionell kommt an diesem Tag auch Lammbraten auf den Tisch.

In unseren Tagen, in denen der Stadtmensch von den modernen Technologien fast vollständig verschluckt wird, vergisst man häufig die alten Bräuche und Rituale. Man muss schon hinaus aus der Stadt und aufs Land gehen, um sie noch hautnah erleben zu können. In den Dörfern sind viele der alten Traditionen noch erhalten.

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Umweit von Sofia befindet sich das Dorf Losen, das mit seinen mehr als 6.000 Einwohnern das größte Dorf Bulgariens ist. In den Tagen vor dem Fest des heiligen Georg herrscht dort ein buntes Treiben. Alle bereiten sich auf das große Fest vor. Der örtliche Frauen-Folklorechor übt im Kulturhaus die alten Gesänge, damit der Tag auch wirklich richtig festlich wird. Zwetanka Petrowa leitet die Laiengruppe mit der Überzeugung, dass jeder seinen Beitrag leisten muss, um die Traditionen wach zu halten. Sie lassen das nötige Gefühl der Zusammengehörigkeit aufkommen, das jedes Volk für sein Weiterbestehen braucht. Außerdem wird man unweigerlich auch an die christlichen Werte erinnert, denen man in unserer Zeit mehr denn je bedarf.

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Es ist heutzutage jedoch nicht einfach, die alten Traditionen zu pflegen. Nehmen wir zum Beispiel den traditionellen Lammbraten zum Georgstag. Nicht jeder hält zu Hause Schafe und das Lammfleisch in den Geschäften können sich nicht alle leisten. Und dennoch! Der Georgstag ist und bleibt eines der schönsten Feste. Zwetanka Petrowa erzählt:

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Es ist überhaupt das schönste Fest des ganzen Jahres, weil es ein Fest der arbeitenden Menschen ist, die voller Freude auf den Frühling warten“, sagt die Leiterin des Frauen-Folklorechores der Dorfes Losen. „Die Natur ist erwacht und mit ihr wird die Seele der Menschen erweckt, damit man die Kraft für die anstehenden schweren Arbeitstage hat. Aus diesem Grund feiert das ganze Dorf – alle singen und tanzen auf dem Dorfplatz. Am Georgstag versammeln man sich zu Hause und es kommt ein besonderes Gefühl häuslicher Gemütlichkeit, Wärme und des Einvernehmens auf. Alle sind wohlgelaunt. Ich erinnere mich, wie früher mein Großvater und mein Vater das Opferlamm in den Hof der Kirche führten, wo es gesegnet wurde. Nach einer Reihe von Gebeten ging es dann wieder nach Hause, wo das Lamm geschlachtet und zubereitet wurde. Es war ein fester Brauch, mit den Lammbraten dann zur Stätte oberhalb des Dorfes zu gehen, die dem heiligen Georg geweiht ist. Dort kam das ganze Dorf zusammen. Auch heute noch gehen wir dorthin. Mittlerweile wurde an diesem Ort eine Kapelle errichtet. Die Frauen verteilen von den zu Hause zubereiteten Ritualbroten, wie auch vom Lammfleisch und vom selbst hergestellten Joghurt. Mit diesem Brauch erbittet man Gesundheit und Fruchtbarkeit in der Familie. Alles, was an Speisen übrig bleibt, wird wieder nach Hause getragen und jenen kredenzt, die aus verschiedenen Gründen nicht mit zur Weihstätte gehen konnten. Vor Jahren wurde dort auch ein großer Reigen getanzt. Heutzutage bemühen wir uns, wenigstens die alten Lieder zu singen.

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Zwetanka und die anderen älteren Frauen des Dorfes Losen erinnern sich noch lebhaft an eine Reihe alter Traditionen, die gepflegt wurden. So fand am Georgstag auch ein Umzug statt, der von den Dorfpriestern mit Ikonen in den Händen angeführt wurde. Alle sangen dabei verschiedene Kirchengesänge, die diesem Tag gewidmet sind. Man bat den heiligen Georg, die junge Saat zu beschützen, die gerade in dieser Zeit aufgeht. Alles sei sehr feierlich gewesen und der Umzug endete in der Dorfkirche, wo der Festgottesdienst stattfand.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: bg.wikipedia.org,  архив, photoarhiv-todorslavchev.com



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